Vorbemerkungen zum 2.Teil des Berichts
Der Bericht gliedert sich in 2 Teile, weil ich die Wandertour auf
der 19.Tagesetappe auf dem Weg nach Morille, was eine Tagesetappe
vor Salamanca liegt, abgebrochen habe. Bis dahin bin ich ca.
516 km gelaufen, was ziemlich genau der Hälfte der Wandertour
entspricht. Ich hatte die telefonische Nachricht erhalten, dass meine
Frau schwer erkrankt war. Da zögerte ich nicht lange und beendete die
Wandertour.
Teil 2: Oktober/November 2018 (von Salamanca bis Santiago de
Compostela)
Idee
Nach dem
1.Teil der Wandertour
dachte ich darüber nach, wann ein günstiger Zeitpunkt für den Rest der
Wandertour wäre. Ich stellte mir auch die Frage, ob ich die Wandertour
überhaupt beenden sollte. Aber ich überlegte nicht lange. Ich wollte die
Wandertour unbedingt abschließen und das noch im Jahr 2018.
Im Oktober/November 2018 hat sich dann kurzfristig die
Gelegenheit ergeben den 2.Teil der Wandertour durchzuführen.
Planung
Bei der Planung des 2.Teils meiner Wandertour konnte ich auf den vorausgegangenen Planungen aufsetzen.
Nach dem Ende des 1.Teils der Wandertour überarbeitete ich alle meine Tracks und Wegpunkte vollständig nach bestimmten Gesichtspunkten.
In meinem Tagebuch machte ich mir zu jeder Tagesetappe Notizen zum Streckenverlauf und zu den Unterkünften. Diese Informationen pflegte ich für die 19 Tagesetappen des 1.Teils der Wandertour nachträglich in die Tracks und Wegpunkte ein. Zusätzlich ersetzte ich die Endpunkte der Tracks, die bei der ersten Planung oft einfach mitten in einer Ortschaft lagen, durch Herbergen, in denen ich tatsächlich übernachtete. Das bedeutet umgekehrt, dass ich meine Tagesetappen immer in einer Herberge begann und in einer Herberge beendete. Ich machte das, weil die Herbergen teilweise schwer zu finden und im OUTDOOR-Wanderführer des Conrad-Stein-Verlags oft keine Straßen zu den gesuchten Herbergen angegeben waren. So gestaltete sich die Suche nach einer Herberge wegen meiner ungenügenden spanischen Sprachkenntnisse manchmal sehr schwierig. Das wollte ich für den 2.Teil meiner Wandertour unbedingt vermeiden.
Für den 2.Teil der Wandertour verließ ich mich wegen der Herbergen auf die Bewertungen des Wanderführers. Auch diese Tracks ersetzte ich in den Start- und Endpunkten durch Herbergen. Mit ganz wenigen Ausnahmen übernachtete ich beim 1.Teil meiner Wandertour nur in öffentlichen Herbergen. Beim 2.Teil wollte ich das ebenfalls machen. Öffentliche Herbergen sind in der Regel preiswerter und liegen oft direkt am Jakobsweg.
Bei der Nachbetrachtung des 1.Teils meiner Wandertour ist mir aufgefallen, dass ich meine vorher geplanten Tagesetappen nicht immer einhielt. Manchmal waren Tagesetappen länger als geplant, manchmal kürzer. Dadurch war ich am Ende von einigen Tagesetappen nicht immer auch an einer Herberge, die ein expliziter Endpunkt einer Tagesetappe war. Für den 2.Teil meiner Wandertour nahm ich deswegen auch viele Herbergen als explizite Wegpunkte in mein Navigationsgerät auf, obwohl sie keine Endpunkte von Tagesetappen waren. Bei diesen Herbergen verließ ich mich auf die Bewertungen aus dem Wanderführer. Für die Namen der Herbergen verwendete ich eine bestimmte Bildungsvorschrift:
Albergue Ortsname Municipal oder Name des Hostals/Hotels
Bsp.: Albergue Zamora Municipal (öffentliche Herberge in Zamora)
Albergue Salamanca Hostal Goya (privates Hostal in Salamanca)
Durch diese variable Namenvergabe konnte ich die Herbergen eines bestimmten Ortes, wenn sie nicht der Endpunkt einer Tagesetappe waren, sehr gut identifizieren und mit dem Navigationsgerät problemlos ansteuern.
Für den 2.Teil meiner Wandertour hatte ich 19 Tagesetappen geplant. Einen Zero-Day (Ruhetag) wollte ich nicht einlegen. Die nötigen Ruhepausen wollte ich mir durch Nero-Days verschaffen, d.h. durch kürzere Tagesetappen, wo ich schon gegen Mittag mein Tagesziel erreichen wollte.
So war der Zeitplan: Anreise am 24.Oktober per Flugzeug nach Madrid, weiter mit dem Fernbus bis nach Salamanca und Übernachtung in der öffentlichen Pilgerherberge von Salamanca. Start der Wanderung am 25.Oktober, Ende der Wanderung so gegen den 12.November mit einem Puffer von mehreren Tagen. Das war der grobe zeitliche Rahmen, den ich mir gesetzt hatte. Den Rückflug von Santiago de Compostela wollte ich erst wenige Tage vor dem Erreichen des Endziels buchen.
Anreise
Die Anreise zum 2.Teil meiner Wandertour verlief nicht so reibungslos, wie die Anreise zum 1.Teil der Wandertour.
Mit dem Bus von Schochwitz nach Halle, dann mit dem ICE nach Berlin zum Flughafen Schönefeld, das hat alles relativ pünktlich geklappt. Aber das Flugzeug hatte über eine Stunde Verspätung. 12:45 Uhr sollte ich laut Plan im Terminal 1 des Flughafens in Madrid ankommen. So gegen 13:00 Uhr war die geplante Abfahrt des Fernbusses nach Salamanca vom Terminal 4 des Flughafens. Da ich 1 Stunde Verspätung hatte, konnte ich erst mit dem nächsten Fernbus, der so gegen 15:00 Uhr abfahren sollte, meine Fahrt nach Salamanca antreten. Selbst wenn ich absolut pünktlich gewesen wäre, hätte ich den Fernbus 13:00 Uhr nach Salamanca nicht mehr geschafft. Terminal 4, wo alle Fernbusse vom Flughafen Madrid abfahren, liegt nicht in unmittelbarer Nähe zu Terminal 1, wie zu vermuten wäre, sondern ca. 15 Bus-Minuten von Terminal 1 entfernt. Das bedachte ich bei der Planung der Anreise nicht. Also bin ich in aller Ruhe mit dem Bus zu Terminal 4 gefahren. Terminal 4 ist ein sehr moderner Flughafen und erstreckt sich über mehrere Etagen. Dort angekommen, hat sich das nächste Problem aufgetan. Ich hatte große Schwierigkeiten den Busbahnhof für die Fernfahrten zu finden. Auf der Suche nach dem Busbahnhof bin ich durch die Etagen von Terminal 4 geirrt. Endlich hatte ich den Busbahnhof gefunden. Aber nirgendwo war die Haltestelle zu finden, wo die Fernbusse nach Salamanca abfahren. Auch einen Fahrplan fand ich trotz intensiver Suche nicht. Aber ich musste doch einigermaßen richtig sein, weil an dieser Haltestelle immer wieder sehr moderne Reisebusse anhielten und Leute aus- und einstiegen. Dann fragte ich einen Fahrer, wo die Fernbusse nach Salamanca abfahren. Er bedeutete mir, dass ich richtig bin. Dann war es 15:00 Uhr und kein Fernbus nach Salamanca war zu sehen. Langsam wurde ich unruhig. Gegen 15:10 Uhr fuhr endlich der Fernbus nach Salamanca vor, deutlich am Schild vorn am Bus zu erkennen. Ich war beruhigt. Gegen 18:00 Uhr bin ich dann in Salamanca angekommen.
Dann überlegte ich kurz, ob ich den Weg vom Busbahnhof bis zur öffentlichen Pilgerherberge in Salamanca zu Fuß gehe oder nicht. Da es schon relativ spät war, entschied ich mich für ein Taxi. Alle 3 Taxifahrer, die am Busbahnhof standen, wussten allerdings nicht, wo die öffentliche Pilgerherberge von Salamanca ist. Auf der Karte im Reiseführer zeigte ich den Taxifahrern, wo die Pilgerherberge liegt. 20 Minuten später stand ich vor der Herberge. Meine Entscheidung, das Taxi zu nehmen, war richtig, denn die Herberge war, was mich überrascht hat, fast vollständig belegt.
Strecke/Wanderung
Ich bin auch viel mit anderen Wanderern unterwegs gewesen. Das
bleibt um diese Jahreszeit nicht aus. Überall trifft man Wanderer,
entweder in den Herbergen oder in den Bars oder bei sonstigen
Rastmöglichkeiten. Das gemeinsame Wandern birgt natürlich gewisse
Risiken, wenn das Gehtempo und die Pausenhäufigkeit nicht übereinstimmt.
So ist es mir mit Marc, einem großen Schweizer, ergangen, mit dem ich
durch Zufall einen Tag gemeinsam gelaufen bin. Wenn er 2 Schritte
gemacht hat, musste ich 4 Schritte machen. Dabei war er nichtmal
sonderlich schnell. Für ihn war das Tempo offensichtlich ok, aber für
mich nicht. Am Tagesziel teilte ich ihm dann mit, dass wir lauftechnisch
nicht zusammenpassen und dass am nächsten Tag jeder sein eigenes Tempo
gehen sollte. Nach einem kurzen nachdenklichen Augenblick meinte er,
dass er am nächsten Tag wegen des sich abzeichnenden schlechten Wetters
eh eine Pause machen wollte. So trennten sich unsere Wege und ich traf
ihn nicht wieder.
Es gab natürlich auch wunderschöne
Tagesetappen. Die Tagesetappe von Lubian nach Gudina über
25 km war für mich die schönste Tagesetappe auf der ganzen Wandertour.
Ständig ging es auf schmalen und steinigen Pfaden bergauf und bergab. Es
war einfach ein unglaubliches Naturschauspiel. Für Henk, den
Holländer mit seinem 2-rädrigen Transportwagen, muss das eine
unglaubliche Strapaze gewesen sein. Am nächsten Tag war er vollkommen
fertig und musste einen Ruhetag einlegen. Zusätzlich ist er noch krank
geworden und hat eine Tagesetappe mit dem Bus zurückgelegt. Auch Henk
wurde in diesen Tagen von Nina behandelt und war nach zwei Tagen wieder
voll einsatzfähig.
Wetter
Überrascht war ich vom Wetter. Ich hatte angenommen, wenn
ich im Herbst in Spanien unterwegs bin, dass da „angenehme“
Temperaturen herrschen. Aber dem war nicht so. Die Temperaturen im
Herbst (Oktober/November) unterschieden sich nur wenig von den
Temperaturen im Winter (Februar/März). Sicherlich spielt dabei
auch eine Rolle, dass der 2.Teil der Wandertour (Galizien) viel weiter
nördlich entlang führte als der 1.Teil der Wandertour (Andalusien).
An
10 Tagen von insgesamt 19 Wandertagen hatte ich regnerisches Wetter.
Teilweise hatte ich Starkregen, verbunden mit böigen Winden.
Kleidungsmäßig bin ich auf meinen Langstreckenwanderungen immer auf
Regen vorbereitet, gerade um diese Jahreszeit. Das suchte ich mir ja bei
der Planung der Wandertouren extra so aus. Dadurch wollte ich dem
Massenauflauf auf den spanischen Jakobswegen aus dem Weg gehen. Das ist
mir auch ganz gut gelungen.
In den Morgenstunden gab es oft
Temperaturen zwischen 0° C und 5° C, so dass ich bis weit in den
Vormittag hinein die Klimaschicht tragen musste. Auf dem 2.Teil der
Wandertour hatte ich meine Legging öfter an als auf dem 1.Teil der
Wandertour.
Meine Kleidungswahl nach dem Zwiebelprinzip hat
sich aber wieder hervorragend bewährt. Ich fror nie, obwohl ich manchmal
alles anziehen musste, was die Kleiderkiste so hergeben konnte.
Auch
meine Regenkleidung hat allen Regengüssen getrotzt.
Auf dem
1.Teil meiner Wandertour waren mir bei Regenwetter schon die Träger von
Ponchos aufgefallen. Auf dem 2.Teil der Wandertour war das noch viel
extremer. Gefühlt 95% aller Wanderer trugen einen Poncho in allen
Varianten. Natürlich machte ich mir Gedanken, warum das so ist. Im
Menüpunkt
Fragen/Themen
gehe ich ausführlich auf diese Problematik eine und erkläre, warum meine
Regenkleidung aktuell aus einer Regenjacke, einer Regenhose und
Regengamaschen besteht. Das will ich hier nicht noch einmal darlegen.
Ausrüstung
Auch auf diesem Teil der Wandertour hatte ich
Ausrüstungsgegenstände (Tarp, Isomatte, Quilt, Unterlage, Biwak) dabei,
die mir eine Übernachtung im Freien erlaubt hätten. Ich wollte
vorbereitet sein, wenn ich mal kein Bett in einer Pilgerherberge
ergattern konnte. Diese Vorgehensweise hat mir zwar einige Gramm an
Gewicht zusätzlich aufgebürdet, aber auf der anderen Seite hat mir das
eine gewisse Gelassenheit bei der Suche nach einer Herberge und einem
Bett verschafft. Regelmäßig konnte ich bei meinen Wanderfreunden
beobachten, wie sie nachmittags anfingen nach Herbergen zu suchen.
Hatten sie eine Herberge gefunden, die ihrem Tagespensum entsprach,
begann eine hektische Telefoniererei nach freien Betten. Mich hat das
wenig berührt. Ich hatte ja mein Ersatzbett auf dem Rücken. Trotzdem
bekam ich immer ein freies Bett, egal wie spät ich in den Herbergen
angekommen bin.
Diesmal war ich auf den endlosen
Schotterpisten Spaniens mit meinen Trailrunnern von
ALTRA unterwegs. Das wollte ich ja einmal ausprobieren. Was soll
ich sagen, es war ein voller Erfolg. Die Kombination aus den
Trailrunnern von ALTRA (Lone Peak 3.5), den Socken von
Darn Tough und den Gamaschen von Dirty Girl Gaiters ist ab
sofort auch mein absoluter Favorit für Langstreckenwanderungen. Einzig
die Haltbarkeit der Sohle ist ein Problem. Die Lebensdauer der
ALTRA-Sohle werde ich bei einer meiner nächsten Langstreckenwanderungen
genau erkunden.
Übernachtungen
Auf dem 2.Teil meiner Wandertour übernachtete ich
ausschließlich in Herbergen. Diesmal nicht unbeabsichtigt, sondern
geplant. Das Netz der Herbergen auf den Jakobswegen in Spanien ist
unglaublich dicht, so dass für jedes Tagespensum, auch wenn es noch so
kurz ist, eine oder sogar mehrere Herbergen gefunden werden können.
Diesmal gestaltete sich die Suche nach den Herbergen auch einfacher,
weil ich viele Herbergen als explizite Wegpunkte in mein
Navigationssystem eingespeist hatte. Dadurch konnte ich auch relativ
leicht Herbergen ansteuern, die nicht das Ziel einer Tagesetappe
waren.
Im Herbst sind wesentlich mehr Pilger auf den
Jakobswegen in Spanien unterwegs als im Winter. Das stellte ich schon
beim Start in Salamanca fest. Die Herberge dort war fast vollständig
belegt. Auch wenn Herbergen voll belegt sind und kein Bett mehr frei
ist, gibt es doch immer noch Ausweichschlafmöglichkeiten (Klappbetten,
Luftmatratzen usw) in den Herbergen. Ein Herbergsvater erzählte mir,
dass niemand auf die Straße geschickt wird.
Die Herbergen in
Galizien sind auch wesentlich größer als die Herbergen weiter im Süden.
Teilweise sind das gigantisch große Herbergen mit über 100 Betten. Viele
Herbergen sind vollkommen neu und erfüllen modernste Anforderungen, was
die Unterbringung von Pilgern betrifft.
Aber ein Phänomen
hat mir zu denken gegeben. Ich übernachtete auch in vielen kleinen
Herbergen. Teilweise waren das neu errichtete Herbergen mit modernen
Edelstahlküchen. Dort gab es aber oft kein Geschirr, so dass diese
Küchen eigentlich nicht nutzbar waren. Auf Nachfrage erzählte mir eine
Herbergsmutter, dass spanische!!! Pilger das Geschirr aus den Küchen
einfach zur nächsten Herberge „mitnehmen“. Zuerst dachte ich an einen
Scherz, aber mehrmals traf ich in den Herbergen vollkommen leergeräumte
Küchen an.
Wenn in den Küchen ausreichend Geschirr vorhanden
war, wurde das auch ausgiebig genutzt. Teilweise wurde in Schichten
gekocht. Auch ich schloss mich einzelnen Gruppen an. Oft traf ich in den
Herbergen immer die gleichen Leute. Mit meinen Kochkünsten konnte ich
dabei nicht glänzen, aber auch „niedere“ Arbeiten, wie Gemüse schneiden,
Geschirr spülen usw, müssen erledigt werden.
Die Herbergen
waren jedenfalls die Treffpunkte für die Wanderer aus allen möglichen
Ländern. Dort traf man dann Leute wieder, die man den ganzen Tag nicht
gesehen hat. Am Abend waren sie seltsamerweise alle wieder da. Jeder hat
sich mit jedem unterhalten. Englisch war dabei die bevorzugte
Sprache.
Der 01.11.2018, ein Donnerstag, ist auch im
katholischen Spanien ein Feiertag. Mit einem Tag Urlaub, dem Freitag,
nutzten das viele Spanier für einen verlängerten Wochenend-Urlaub. Für
diesen Tag hatte ich mir nur eine kurze Strecke von 16 km als
Tagespensum ausgesucht. Mehr wollte ich wegen meiner Verletzung nicht
laufen. Die Herberge in Mombuey ist die!!! Herberge, die
eine der schlechtesten Bewertungen im OUTDOOR-Wanderführer erhalten hat
(Wanzen). Trotzdem wollte ich dort übernachten. Aber die Herberge war
verschlossen und die Nachbarn erzählten mir, dass da in der letzten Zeit
kaum jemand übernachtet hat. Dann musste ich eben in einem Hostel
übernachten. Da hatte ich aber die Rechnung ohne die Spanier gemacht.
Über das erwähnte verlängerte Wochenende waren alle Hostals im Umkreis
von 20 km um Mombuey geschlossen. Jeder fährt da in den Kurzurlaub, auch
die Hotelbesitzer. So musste ich noch weitere 16 km bis zur nächsten
Pilgerherberge wandern. Und das mit meiner Verletzung. Diese Herberge
war ebenfalls nur eine Notunterkunft, wo ich in einer Turnhalle
übernachtete.
Versorgung
Die Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser war auch
diesmal kein Problem.
Im Gegensatz zum 1.Teil der
Wandertour, wo ich nur am Abend in den Bars aß, bin ich auch morgens und
mittags in den Bars gewesen. Jedes noch so kleine Dorf hat wenigstens
eine Bar. Bei uns sind das Gaststätten, aber in Spanien sind das Bars.
Entlang der Jakobswege sind die Bars auf die Pilger eingestellt und
haben auch zu Zeiten (Siesta) geöffnet, wo das in Spanien sonst nicht
üblich ist. Selbst kleine Snacks für unterwegs konnte man sich in den
Bars kaufen. Deshalb musste ich sehr selten in Supermärkten einkaufen.
Dadurch konnte ich ordentlich Gewicht einsparen. Eine Essenration musste
maximal immer nur für einen Tag reichen.
Verletzungen
Auf meinen bisherigen Langstreckenwanderungen bin ich von
großen Verletzungen verschont geblieben. Wegen einer Verletzung musste
ich noch nie eine Wandertour abbrechen. Diesmal sollte das aber anders
sein.
Drei Tage nach dem Start in Salamanca spürte ich in der
Nacht den ersten leichten Schmerz. Kurz über den Knöcheln des linken
Beines, auf der Vorderseite. Zuerst machte ich mir darüber keine Sorgen,
weil ich diesen leichten Schmerz, genau an dieser Stelle, in den letzten
Jahren schon öfters gespürt hatte. Meine Erinnerungen daran waren aber
so, dass das am folgenden Morgen so gut wie weg war. Diesmal sollte der
Morgen aber anders sein. Der Schmerz war noch da und behinderte mich
beim Wandern. In den nächsten drei Tagen wurde der Schmerz immer
schlimmer. Wanderer, die ich in diesen Tagen traf und mit denen ich mich
über das Problem unterhielt, wussten sofort was das für eine Verletzung
ist. Ihre einstimmige Diagnose: Eine typische Wanderverletzung,
Sehnenentzündung (Tendinitis), hervorgerufen durch Überlastung.
Ich muss zugeben, dass ich in den letzten Tagen sehr schnell unterwegs
war, trotz der Verletzung. Ich war der Meinung, dass das irgendwann
besser werden wird. Aber es wurde nicht besser, sondern von Tag zu Tag
schlechter. Schließlich war ich an einem Punkt angelangt, wo ich bereit
war die Wandertour abzubrechen.
Was tun?
Es war in
einer Herberge im Ort Villar de Farfon, am Ende des
7.Wandertages. Am nächsten Tag wollte ich meine Wandertour definitiv
beenden. Diese Entscheidung hatte ich schweren Herzens getroffen.
Dazu muss man wissen, dass ich im
Februar/März 2018 den Jakobsweg Via de la Plata, kurz vor
Salamanca, schon einmal abbrechen musste. Ich hatte die telefonische
Nachricht erhalten, dass meine Frau schwer erkrankt war.
Jetzt
stand ich nach 7 Wandertagen vor dem 2.Abbruch. Das hat mich maßlos
geärgert.
In der Herberge traf ich eine Pilgerin, die
Nina, 70 Jahre alt, eine gebürtige Schweizerin, die aber in
Frankreich lebt. Sie war so etwas wie eine Heilpraktikerin, vorsichtig
ausgedrückt. Sie erklärte mir, dass die Sehnen durch Überlastung
entzündet sind. Zusätzlich war der Fuß an dieser Stelle angeschwollen.
Zuerst muss die Entzündung eingedämmt werden. Dafür hat sie mich mit
einer Wallwurz-Salbe behandelt. Diese Salbe hat sie mir
einmassiert. Bis zur Nachtruhe musste ich das Bein kühlen. Sie war der
Meinung, dass ich meine Wanderung nicht abbrechen sollte. Das hat mich
total überrascht. Nach kurzer Überlegung entschloss ich mich
weiterzugehen. Ihr Rat am Morgen an mich: Langsam gehen, viel langsamer
als sonst. Sie ist in meiner Nähe geblieben und hat zur Mittagspause die
Behandlung mit der Salbe wiederholt. Was das Unglaubliche war, ist der
Umstand, dass es mir schon zur Mittagspause viel besser ging. Diese
Behandlung - am Abend mit Salbe einreiben und kühlen, am nächsten Tag
zur Mittagspause wieder mit Salbe einreiben, sehr langsam gehen -
wiederholten wir in den nächsten Tagen. Nina ist immer in meiner Nähe
geblieben. Was soll ich sagen, es wurde von Tag zu Tag besser. Vier Tage
später konnte ich schon wieder mein volles Tempo gehen.
Ich
beendete die Wandertour erfolgreich in Santiago de Compostela,
obwohl es einen Zeitpunkt gegeben hat, wo ich die Wandertour abbrechen
wollte. Durch die Hilfe der Pilgerin Nina erreichte ich mein
geplantes Ziel.
Nach der Wandertour ließ ich mir natürlich
die Wallwurz-Salbe von Nina aus Frankreich schicken. Jetzt ist diese
Salbe ein fester Bestandteil meiner Medizin-Ausrüstung. In Deutschland
gibt es auch Wallwurz-Salbe, aber die wird, auf Nachfrage in einer
Apotheke, unter dem Namen
Beinwell vertrieben.
Natürlich machte ich mir auch
Gedanken, was die Ursachen für die Sehnenentzündung sein könnten. Auch
weil ich diesen Anfangsschmerz in den letzten Jahren schon mehrmals
spürte. Da ist die Sehnenentzündung aber nicht zum Ausbruch gekommen.
Sonst hätte ich eine solche Entzündung schon viel früher erlebt.
Für
mich bleibt, neben meinem Alter, nur ein Grund übrig.
Ich bin in der ersten Woche dieser Wandertour viel zu schnell unterwegs gewesen.
Mein Bestreben ist immer, zeitig mit der Tagesetappe starten und zeitig
aufhören. Dann bleibt am Nachmittag noch genügend Zeit zur Regeneration.
Das hat bisher immer gut geklappt. Offenbar bin ich in den letzten
Jahren trotzdem mehrmals haarscharf an einer Sehnenentzündung
vorbeigeschrammt.
Bei meinen zukünftigen Wandertouren werde
ich mich in der ersten Woche anders verhalten. Ich werde wie bisher früh
starten, aber ein langsames bis gemäßigtes Tempo gehen und damit bis in
den späten Nachmittag hinein wandern. Wenn es sein muss bis zur
Dunkelheit. Etappen von über 30 km schaffe ich dann trotzdem. Wenn sich
mein Körper dann an die Belastung gewöhnt hat, kann ich ja langsam zu
meinem bevorzugten Tagesrhythmus zurückkehren - zeitig die Tagesetappe
beginnen und zeitig beenden.
Es gibt noch einen anderen
Punkt, den ich im Vorfeld einer Wandertour sträflich vernachlässigte.
Das ist die Vorbereitung einer Wandertour. Spätestens zwei Wochen vor
dem Start einer Wandertour muss ich viel intensiver trainieren und auch
einige längere Tagesetappen hintereinander absolvieren. So kann sich der
Körper besser auf die zu erwartende Belastung einstellen.
Ich
werde diese Vorgehensweise vor einer meiner nächsten
Langstreckenwanderungen ausprobieren.
Sprache
Im Herbst sind deutlich mehr Wanderer unterwegs. Ich war
selten allein. Einer konnte immer spanisch, selbst wenn es einheimische
Wanderer waren. Die spanischen Wanderer können in der Regel gut Englisch
sprechen, so dass ich diesmal wesentlich weniger Sprachprobleme hatte
als bei meinem 1.Teil der Wandertour.
Menschen
Wie schon mehrfach erwähnt, sind im Herbst wesentlich mehr
Wanderer unterwegs als im Winter. Je näher man
Santiago de Compostela kommt, um so größer werden auch die
Herbergen. Die Herbergen sind der Treffpunkt für Wanderer aus allen
möglichen Ländern. Am Nachmittag oder am Abend sind die Herbergen meist
gut gefüllt.
In der Regel trifft man in den Herbergen immer
die selben Wanderer, egal wie schnell man tagsüber unterwegs ist. Bei
der Essenzubereitung und beim Essen entwickeln sich dann interessante
Gespräche über Gott und die Welt. Standardsprache auf den Jakobswegen
ist Englisch. Auch die spanischen Wanderer können einigermaßen gut
Englisch sprechen, was ich von der restlichen Bevölkerung nicht
unbedingt behaupten kann.
Durch meine Verletzung
(Sehnenentzündung) bin ich viele Tage mit Nina, der
Heilpraktikerin, unterwegs gewesen. Abends trafen wir uns immer in den
Herbergen. Tagsüber ist jeder sein eigenes Tempo gegangen. Sie hat
sozusagen die Krankenpflege übernommen. Ohne sie hätte ich den Jakobsweg
nicht geschafft.
Mit welchen Hilfsmitteln Wanderer unterwegs
sind, konnte ich am Beispiel des Holländers Henk sehen. Er hat
sein Gepäck auf einem 2-rädrigen Transportwagen durch die Gegend
gezogen. Auf Straßen und gut begehbaren Wegen hatte er wegen des
geringen Rollwiderstandes seines Transportwagens enorme
Gewichtsvorteile. Wurden die Wege schwieriger, d.h. steiler oder
steiniger, was es auch oft gegeben hat, dann kehrte sich sein Vorteil
sofort ins Gegenteil um. Er musste sich fürchterlich quälen, um diese
Wege zu bewältigen. Trotzdem hat er den Jakobsweg geschafft.
Toni, der Spanier, war ein sehr ruhiger und in sich gekehrter Typ. Wenn wir
wegen schlechten Wetters mal auf besser begehbare Wege ausgewichen sind,
ist er immer auf den markierten Wegen geblieben, egal wie schwierig die
zu begehen waren. Trotzdem konnte man sich sehr gut mit ihm
unterhalten.
Pilgerausweis
Für den 2.Teil der Wandertour musste ich mir keinen neuen
Pilgerausweis besorgen. Ich verwendete den alten Pilgerausweis einfach
weiter.
Nach der Ankunft in
Santiago de Compostela begab ich mich nach einer kurzen
Stadtbesichtigung sofort in die Registrierungsstelle. Dort ließ ich mich
registrieren. Als Anerkennung für den zurückgelegten Wanderweg erhielt
ich eine Urkunde. Diese Urkunde, und auch die Urkunde vom Olavsweg in
Norwegen, werde ich bei passender Gelegenheit einrahmen und gut sichtbar
in meiner Wohnung aufhängen. Schließlich soll jeder, der mich besucht,
sehen, was ich leistete.
Gegen Mittag war alles erledigt und
ich konnte die Heimreise antreten.
Abreise
Die Abreise war unproblematisch.
Nachdem ich
mich von meinen Wanderfreunden verabschiedete, bin ich mit dem nächsten
Taxi zum Flughafen von
Santiago de Compostela gefahren.
Santiago de
Compostela hat einen relativ modernen Flughafen. Als abzusehen war, an
welchem Tag und zu welcher Uhrzeit ich in Santiago de Compostela
ankommen würde, buchte ich sehr kurzfristig (2 Tage vorher) meinen
Rückflug. Dabei suchte ich speziell nach Direktflügen. Über den
Flughafen Frankfurt (Hahn) und einem Mietwagen bin ich dann in
strömenden Regen nach Hause gefahren. Alles ist pünktlich verlaufen
Statistik
Streckenlänge gesamt...
1001 km
…davon Teil 1
Sevilla-Salamanca
516 km
…davon Teil 2
Salamanca-Santiago 485 km
Tagesetappen
gesamt...
38
…davon < 15
km
1
...davon >= 15 km und < 30
km
26
…davon >= 30
km
11
Tagesetappen Teil 1...
19
…davon
Sonnentage
11
…davon
Regentage
8
…davon Ruhetage
0
Tagesetappen Teil
2...
19
…davon
Sonnentage
9
…davon
Regentage
10
…davon
Ruhetage
0
Tagesdurchschnitt
gesamt...
26,3 km/Tag
…davon Tagesdurchschnitt Teil
1 27,2
km/Tag
…davon Tagesdurchschnitt Teil
2 25,5
km/Tag
Übernachtungen in
Herbergen
38
Übernachtungen im
Zelt/Tarp
0
Tracks, Wegpunkte und Bilder
Wie immer gibt es am Ende des Berichts noch einen Hinweis
auf wichtige Daten meiner Wandertour. Das sind vor allem meine eigenen
Tracks und Wegpunkte, die ich zur Navigation verwendete.
Auf
der rechten Seite meines Blogs befindet sich das Tourenverzeichnis.
Hinter der Zeichenkette "GPX" versteckt sich in den meisten
Fällen ein Link, der den direkten Download meiner Tracks und Wegpunkte
erlaubt.
WT001_ES_Jakobsweg_Via_de_la_Plata_Tracks.gpx
Zum Schluss sind hier noch einige Bilder, die die schönsten
Momente dieser Wanderung festhalten.
Der Link verzweigt in ein GoogleDrive-Verzeichnis.
WT001_ES_Jakobsweg_Via_de_la_Plata_Teil2_Bilder
Zusätzlich befindet sich auf der rechten Seite meines Blogs im
Tourenverzeichnis die Zeichenkette "Bilder", hinter der sich
ebenfalls ein Link zu den Bildern dieser Wandertour befindet.
Fazit
Zusammenfassend muss ich feststellen, dass der
Jakobsweg Via de la Plata in Spanien ein sehr schöner
Wanderweg ist. Es gibt zwar einige Straßenkilometer zu bewältigen, aber
dafür gibt es als Ausgleich viele andere schöne Wegstrecken.
Das Netz der Herbergen ist vorzüglich ausgebaut, im Norden
noch dichter als im Süden von Spanien.
Wettermäßig war alles
dabei, was es so gibt. Dafür hatte ich mir aber genau die beiden
Zeiträume Februar/März und
Oktober/November ausgesucht.
Dieser Wanderweg ist
definitiv auch für den Anfänger geeignet, da er hervorragend markiert
ist. Trotzdem würde ich diesen Wanderweg nie ohne ein Navigationssystem
gehen. Das ist meine ganz persönliche Meinung. Es gibt immer wieder
Situationen, vor allem in den größeren Ortschaften oder Städten, wo die
Wegmarkierungen teilweise unvollständig sind oder sogar fehlen. In den
meisten Orten ist das vorbildlich. Es gibt aber auch Orte, wo die
Markierungen teilweise oder sogar ganz fehlen.
Versorgungstechnisch
ist dieser Wanderweg kein Problem. Lediglich die Wasserversorgung muss
beachtet werden. Öffentliche Wasserentnahmestellen, die Trinkwasser
enthalten, gibt es so gut wie nicht. Deshalb ist es wichtig, dass man
sich vor dem Antritt einer Tagesetappe ausreichend mit Wasser versorgt.
Ich habe immer 1,5 bis 2 Liter Wasser in den Seitenaschen des Rucksacks,
ungeachtet der Tatsache, dass in den Bars, die am Wegesrand liegen, eine
Wasserversorgung immer problemlos möglich ist.
Als
Wanderführer kann ich das Buch aus der OUTDOOR-Reihe,
Band 116, des Conrad-Stein-Verlags,
Spanien: Jakobsweg Via de la Plata, Mozarabischer Jakobsweg,
empfehlen. Es enthält alle wichtigen Informationen, die für eine
Orientierung erforderlich sind.
Einziger Kritikpunkt aus
meiner Sicht ist, dass von einigen Herbergen nicht die genaue Adresse
angegeben ist. Das macht die Suche nach diesen Herbergen manchmal
unnötig kompliziert. Auch die integrierten Karten sind dafür wenig
hilfreich, da der Maßstab zu grob ist. Andere Reiseführer besitzen
definitiv bessere Karten.
Die Anreise nach Sevilla ist
per Direktflug von Berlin (Schönefeld) aus möglich. Ebenso die
Abreise per Direktflug von Santiago de Compostela nach
Frankfurt (Hahn).
Buen Camino
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen