Das Wanderjahr 2020 sollte vollkommen anders „verlaufen“. So hatte
ich es jedenfalls im Herbst 2019 geplant.
Im Februar/März 2020 wollte ich nach Spanien auf den Jakobsweg
Ruta de la Lana. Im Mai/Juni 2020 war eine längere
Wandertour in Deutschland (Grünes Band oder
Quer durch Deutschland von Osten nach Westen) geplant. Die Pläne
für den Herbst 2020 waren noch nicht vollständig geklärt.
Alle geplanten Wandertouren wurden durch Corona und kurzfristige
private Termine (umfangreiche Hausrenovierung) über den Haufen
geworfen.
Die geplante Wandertour von Osterode nach Schochwitz verläuft weitestgehend im südlichen Harz. Die grobe Richtung ist kurz skizziert:
-Start in Osterode
-weiter über St.Andreasberg
-weiter über Hohegeiss
-weiter über Benneckenstein
-weiter über Sophienhof
-weiter über Stolberg
-weiter über Wippra
-weiter über Gorenzen
-weiter über Siebigerode
-weiter über Helbra bei Eisleben
-weiter über Hedersleben und Dederstedt
-Ziel in Schochwitz
Im Vorfeld der Wandertour hatte ich geplant am Ende jeder Tagesetappe
einen kurzen Bericht vom aktuellen Tagesgeschehen in meinem
Facebook-Account zu posten. Aber wegen der großen Erschöpfung war ich dazu
nicht mehr in der Lage.
Am nächsten Morgen, so gegen 6 Uhr, bin ich gut erholt aufgewacht. Der
Wetterbericht hatte für den
2.Tag
Regen vorausgesagt. Ich schaffte es gerade noch meine Sachen trocken
zusammenzupacken, als es schon anfing zu regnen. Teilweise heftiger Regen
sollte mich bis in den späten Nachmittag begleiten. Mit der richtigen
Regenkleidung (Regenjacke und Regenkilt) ist Regen für mich kein Problem.
Schwierig wird es, wenn neben dem Regen noch komplizierte Wegeverhältnisse
dazukommen. Mehrmals musste ich vollkommen zugewachsene Wegstrecken
bewältigen. Ein Teilstück von ca. 2 km war besonders anstrengend. Leicht
ansteigend, total zugewachsen mit hüfthohem Gras, Brenneseln und Disteln.
Das Ganze noch garniert mit Dornenbüschen, wo ich wegen meiner
ultraleichten Ausrüstung (Regenjacke aus leichtem DCF (Dyneema Cuben
Fabric), Rucksack aus DCF) besonders aufpassen musste. Da ich im Sommer
und im Regen vorwiegend mit der Regenjacke und dem Regenkilt unterwegs
bin, waren meine Beine den Brenneseln und Disteln schutzlos ausgeliefert.
Die „wohltuende durchblutungsfördernde“ Wirkung der Brenneseln konnte ich
noch am nächsten Morgen spüren.
An diesem Regentag packte ich noch einige Kilometer auf mein geplantes
Tagespensum drauf. Das waren genau die Kilometer, die ich am Vortag nicht
mehr schaffte. Auch an diesem Tag war ich vollkommen erschöpft, so dass an
einen Bericht in Facebook nicht mehr zu denken war.
Allerdings hat mich der Platz für mein Tarp für die Mühen des Tages
entschädigt. Auf einer kleinen Lichtung mitten im Wald konnte ich mein
Tarp auf einer stark mit weichem Moos bewachsenen Fläche aufbauen.
Erschöpft und zufrieden bin ich sofort eingeschlafen.
Der
3.Tag
war von der Streckenführung nicht mehr so anstrengend. Man hat gemerkt,
dass man langsam aus dem bergigen Teil des Harzes herausgekommen ist.
Felder und Wiesen wechselten sich mit bewaldeten Flächen ab. Das Wetter
war ebenfalls ideal. Sonne, kombiniert mit einem leichten Wind, waren die
Tagesbegleiter. Mein Tagesziel war die Stadt Wippra. Schon lange
vor dem Erreichen des Tageszieles hatte ich mich dazu entschlossen ein
Zimmer zu nehmen. Ich wollte nach den letzten 3 anstrengenden Tagesetappen
mal wieder richtig schlafen. Gegen 18 Uhr bin ich in Wippra angekommen.
Trotz intensiver Bemühungen, ist es mir aber nicht gelungen ein Zimmer zu
bekommen.
Für mich ist das ein Armutszeugnis für die Stadt Wippra. Immerhin führt zB
der stark begangene Lutherweg durch die Stadt.
Notgedrungen musste ich mir einen Stellplatz für mein Tarp suchen. Dafür
musste ich die Stadt über einen unglaublich steilen Anstieg verlassen.
Gerade diesen Anstieg wollte ich mir für den nächsten Morgen aufheben und
nicht noch nach einer 40-km-Tagesetappe bewältigen.
Der Schlafplatz, den ich mir ausgesucht hatte, war nicht so berauschend.
Aber ich konnte gut schlafen.
Ein ruhestörendes "kleines Missgeschick" gab es in der Nacht aber
trotzdem noch. Irgendwann bin ich munter geworden, weil ich merkte, dass
sich mein Kopfkissen nass angefühlt hat. Bei Licht stellte ich fest, dass
sich einige Nacktschnecken in meinem Tarp ausgebreitet hatten. Eine hatte
es sogar auf mein Kopfkissen geschafft und es sich dort bequem gemacht.
Der
4.Tag
war die geplante Schlussetappe mit dem Ziel in Schochwitz. Die
Kilometer, die ich am 1.Tag nicht geschafft hatte, musste ich an den
Folgetagen zusätzlich laufen. An diesem Tag war das aber kein Problem,
weil es in Richtung Heimat ging.
Abschließend kann ich sagen, dass das eine sehr schöne
Mehrtageswanderung war. Sie war unglaublich anstrengend, hatte wettermäßig
alles zu bieten und ich konnte meine geplanten Wandertage, 4 an der Zahl,
trotz großer Anstrengungen, einhalten.
Meine Ausrüstung hat allen Belastungen standgehalten.
Verpflegungsmäßig gab es ebenfalls keine Probleme, da man ja im
Harz nicht "außerhalb der Welt" ist.
Für die Zukunft muss ich mir trotzdem überlegen, wie ich bestimmte
Geschäfte (Discounter, Bäcker, Fleischer, Restaurants und Cafes) besser
finden und damit evtl. schneller für die Versorgung ansteuern kann. Der
Hintergedanke ist, dass ich meine geplante Wanderroute für die Versorgung
nicht verlassen möchte. Die Geschäfte sollen also möglichst "am Wegesrand"
liegen. Immer ist das sicherlich nicht realisierbar, aber vielleicht kann
ich diesen Umstand bei meinen zukünftigen Planungen besser
berücksichtigen.
Ganz zum Schluß gibt es noch etwas Statistik, meine
Tracks und einige Bilder.
Streckenlänge gesamt...
139 km
Längste Tagesetappe...
38 km
Kürzeste Tagesetappe...
33 km
Übernachtungen gesamt... 3
...davon im Tarp...
3
Tagesdurchschnitt...
34,75 km
Hier ist mein Track
WT013_DE_Von_Osterode_nach_Schochwitz_Track.gpx
und einige Bilder
WT013_DE_Von_Osterode_nach_Schochwitz_Bilder
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen