KarMenu01

04 Juli 2020

Von Osterode nach Schochwitz (Deutschland, 139 km)



Das Wanderjahr 2020 sollte vollkommen anders „verlaufen“. So hatte ich es jedenfalls im Herbst 2019 geplant.

Im Februar/März 2020 wollte ich nach Spanien auf den Jakobsweg Ruta de la Lana. Im Mai/Juni 2020 war eine längere Wandertour in Deutschland (Grünes Band oder Quer durch Deutschland von Osten nach Westen) geplant. Die Pläne für den Herbst 2020 waren noch nicht vollständig geklärt.

Alle geplanten Wandertouren wurden durch Corona und kurzfristige private Termine (umfangreiche Hausrenovierung) über den Haufen geworfen.

So musste ich „kleine Brötchen“ backen und mich mit kürzeren Wandertouren (Mehrtageswanderungen) begnügen, die ich sonst nur zur Einstimmung auf längere Wandertouren gegangen wäre.

Für meine erste Wandertour im Jahr 2020 hatte ich mir eine Harzdurchquerung von Osterode nach Schochwitz über 139 km ausgesucht. Dafür hatte ich 4 Tagesetappen geplant. Also ca. 35 km pro Tag. Es sollte sich herausstellen, dass das für den Anfang äußerst sportliche Tagesziele waren.

Die geplante Wandertour von Osterode nach Schochwitz verläuft weitestgehend im südlichen Harz. Die grobe Richtung ist kurz skizziert:

-Start in Osterode
-weiter über St.Andreasberg
-weiter über Hohegeiss
-weiter über Benneckenstein
-weiter über Sophienhof
-weiter über Stolberg
-weiter über Wippra
-weiter über Gorenzen
-weiter über Siebigerode
-weiter über Helbra bei Eisleben
-weiter über Hedersleben und Dederstedt
-Ziel in Schochwitz

Am 30.Juni bin ich dann so gegen 5 Uhr mit dem Zug von Teutschenthal Bahnhof nach Osterode gefahren. In Nordhausen musste ich einmal umsteigen. Kurz vor 8 Uhr war ich in Osterode. Gegen 8 Uhr, nachdem ich meinen Rucksack hergerichtet hatte, begann ich meine Wandertour. 
 
Bild 1: Unkraut blüht auch im Sommer
 
Das ist immer noch eine gute Startzeit für eine 35-km-Tagesetappe. Das waren so meine Gedanken. Da hatte ich aber nicht das sehr bergige Gelände zwischen Osterode und St.Andreasberg einkalkuliert. Die ständigen, teilweise steilen, Auf- und Abstiege setzten mir gehörig zu. Schnell war mir klar, dass ich meinen Kilometer-Plan für die einzelnen Tagesetappen wegen des schwierigen Geländes nicht einhalten würde. Erschwerend kam hinzu, dass ich diese Wandertour ohne jegliche Vorbereitung angegangen bin. Das Wetter war am 1.Tag ideal, aber trotzdem bin ich immer wieder gehörig ins Schwitzen gekommen. Vollkommen erschöpft, mit brennenden Füßen, schlug ich einige Kilometer hinter St.Andreasberg in einem Wald mein Tarp auf. Ich schaffte es gerade noch mein Nachtlager herzurichten, dann bin ich sofort eingeschlafen.


Im Vorfeld der Wandertour hatte ich geplant am Ende jeder Tagesetappe einen kurzen Bericht vom aktuellen Tagesgeschehen in meinem Facebook-Account zu posten. Aber wegen der großen Erschöpfung war ich dazu nicht mehr in der Lage.

Am nächsten Morgen, so gegen 6 Uhr, bin ich gut erholt aufgewacht. Der Wetterbericht hatte für den 2.Tag Regen vorausgesagt. Ich schaffte es gerade noch meine Sachen trocken zusammenzupacken, als es schon anfing zu regnen. Teilweise heftiger Regen sollte mich bis in den späten Nachmittag begleiten. Mit der richtigen Regenkleidung (Regenjacke und Regenkilt) ist Regen für mich kein Problem. Schwierig wird es, wenn neben dem Regen noch komplizierte Wegeverhältnisse dazukommen. Mehrmals musste ich vollkommen zugewachsene Wegstrecken bewältigen. Ein Teilstück von ca. 2 km war besonders anstrengend. Leicht ansteigend, total zugewachsen mit hüfthohem Gras, Brenneseln und Disteln. Das Ganze noch garniert mit Dornenbüschen, wo ich wegen meiner ultraleichten Ausrüstung (Regenjacke aus leichtem DCF (Dyneema Cuben Fabric), Rucksack aus DCF) besonders aufpassen musste. Da ich im Sommer und im Regen vorwiegend mit der Regenjacke und dem Regenkilt unterwegs bin, waren meine Beine den Brenneseln und Disteln schutzlos ausgeliefert. Die „wohltuende durchblutungsfördernde“ Wirkung der Brenneseln konnte ich noch am nächsten Morgen spüren.

An diesem Regentag packte ich noch einige Kilometer auf mein geplantes Tagespensum drauf. Das waren genau die Kilometer, die ich am Vortag nicht mehr schaffte. Auch an diesem Tag war ich vollkommen erschöpft, so dass an einen Bericht in Facebook nicht mehr zu denken war.

Allerdings hat mich der Platz für mein Tarp für die Mühen des Tages entschädigt. Auf einer kleinen Lichtung mitten im Wald konnte ich mein Tarp auf einer stark mit weichem Moos bewachsenen Fläche aufbauen. Erschöpft und zufrieden bin ich sofort eingeschlafen.

Der 3.Tag war von der Streckenführung nicht mehr so anstrengend. Man hat gemerkt, dass man langsam aus dem bergigen Teil des Harzes herausgekommen ist. Felder und Wiesen wechselten sich mit bewaldeten Flächen ab. Das Wetter war ebenfalls ideal. Sonne, kombiniert mit einem leichten Wind, waren die Tagesbegleiter. Mein Tagesziel war die Stadt Wippra. Schon lange vor dem Erreichen des Tageszieles hatte ich mich dazu entschlossen ein Zimmer zu nehmen. Ich wollte nach den letzten 3 anstrengenden Tagesetappen mal wieder richtig schlafen. Gegen 18 Uhr bin ich in Wippra angekommen. Trotz intensiver Bemühungen, ist es mir aber nicht gelungen ein Zimmer zu bekommen.

Für mich ist das ein Armutszeugnis für die Stadt Wippra. Immerhin führt zB der stark begangene Lutherweg durch die Stadt.

Notgedrungen musste ich mir einen Stellplatz für mein Tarp suchen. Dafür musste ich die Stadt über einen unglaublich steilen Anstieg verlassen. Gerade diesen Anstieg wollte ich mir für den nächsten Morgen aufheben und nicht noch nach einer 40-km-Tagesetappe bewältigen.

Der Schlafplatz, den ich mir ausgesucht hatte, war nicht so berauschend. Aber ich konnte gut schlafen. 


Ein ruhestörendes "kleines Missgeschick" gab es in der Nacht aber trotzdem noch. Irgendwann bin ich munter geworden, weil ich merkte, dass sich mein Kopfkissen nass angefühlt hat. Bei Licht stellte ich fest, dass sich einige Nacktschnecken in meinem Tarp ausgebreitet hatten. Eine hatte es sogar auf mein Kopfkissen geschafft und es sich dort bequem gemacht.

Der 4.Tag war die geplante Schlussetappe mit dem Ziel in Schochwitz. Die Kilometer, die ich am 1.Tag nicht geschafft hatte, musste ich an den Folgetagen zusätzlich laufen. An diesem Tag war das aber kein Problem, weil es in Richtung Heimat ging.

Abschließend kann ich sagen, dass das eine sehr schöne Mehrtageswanderung war. Sie war unglaublich anstrengend, hatte wettermäßig alles zu bieten und ich konnte meine geplanten Wandertage, 4 an der Zahl, trotz großer Anstrengungen, einhalten.


Meine Ausrüstung hat allen Belastungen standgehalten. 

Verpflegungsmäßig gab es ebenfalls keine Probleme, da man ja im Harz nicht "außerhalb der Welt" ist. 

Für die Zukunft muss ich mir trotzdem überlegen, wie ich bestimmte Geschäfte (Discounter, Bäcker, Fleischer, Restaurants und Cafes) besser finden und damit evtl. schneller für die Versorgung ansteuern kann. Der Hintergedanke ist, dass ich meine geplante Wanderroute für die Versorgung nicht verlassen möchte. Die Geschäfte sollen also möglichst "am Wegesrand" liegen. Immer ist das sicherlich nicht realisierbar, aber vielleicht kann ich diesen Umstand bei meinen zukünftigen Planungen besser berücksichtigen.

Ganz zum Schluß gibt es noch etwas Statistik, meine Tracks und einige Bilder.

Streckenlänge gesamt...       139 km

Längste Tagesetappe...           38 km
Kürzeste Tagesetappe...          33 km

Übernachtungen gesamt...        3
...davon im Tarp...                      3

Tagesdurchschnitt...                34,75 km

Hier ist mein Track

     WT013_DE_Von_Osterode_nach_Schochwitz_Track.gpx

und einige Bilder

     WT013_DE_Von_Osterode_nach_Schochwitz_Bilder


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