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02 Dezember 2020

Meine Overnighter (ON)

In loser Folge möchte ich in diesem Beitrag über meine Overnighter (Übernachtungen) berichten.

Was bedeuten Overnighter für mich?

Bei einem Overnighter verbringe ich eine Nacht irgendwo in der Wildnis in der Nähe meines Wohnortes. Dabei geht es nicht um zurückgelegte Kilometer. Vielmehr steht bei meinen Übernachtungen die Ausrüstung im Vordergrund. So kann ich neue Ausrüstungsgegenstände realitätsnah testen und deren Tauglichkeit für kommende Langstreckenwanderungen überprüfen.

Zu jeder Übernachtung wird es einen kurzen Bericht geben, wo ich über die geplanten Tests und meine gewonnenen Erkenntnisse berichte. Die Berichte unterteilen sich in der Regel in zwei Abschnitte:

  • Plan
  • Erkenntnisse

Im Abschnitt "Plan" beschreibe ich, was ich mit der Übernachtung bezwecken will. Der Abschnitt "Erkenntnisse" erläutert die erzielten Ergebnisse.

Im Inhaltsverzeichnis werden Beiträge, zu denen es Nachträge gibt, hinter dem Datum zusätzlich mit einem (N) gekennzeichnet. Die Zahl hinter dem Buchstaben gibt die Anzahl der Nachträge an.

Ergänzt wird das Ganze manchmal mit einigen Bildern.
 
A) Meine Overnighter (ON)
 
Hinweis: Offene Overnighter, wo die Beschreibungen der Pläne/Erkenntnisse noch ausstehen, werden im nachfolgenden Inhaltsverzeichnis in dunkelroter Schrift dargestellt.
 
Inhaltsverzeichnis 
 
1)   Januar 2021: ON 01 - Test Schlaf-Setup bis -5°C + Camp-Schuhe ==> erledigt
2)   März 2021: ON 02 (N1) - Test geändertes Schlaf-Setup bis -5°C ==> erledigt
3)   Februar 2022 (N3): ON 03 - Test Schlaf-Setup bis -5°C über 3 Nächte ==> erledigt geplant
 
A1) Januar 2021: Overnighter 01 - Test Schlaf-Setup bis -5°C + Camp-Schuhe
 
Plan: Mein 200er-APEX-Quilt von AsTucas aus dem Jahr 2015 war mit einer Komforttemperatur von -5°C angegeben. Das bedeutet nach meinem Kenntnisstand, dass ich als Mann in Strümpfen, einer Legging und einem Pullover bei einer Temperatur von -5°C "einigermaßen" schlafen können muss. 

Auf meiner Wandertour Quer durch Deutschland im Oktober 2020 über 802 km benutzte ich den Quilt bei Temperaturen um 0°C. In diesem Temperaturbereich schlief ich mit dem Quilt in den letzten Jahren noch nie. Erst durch "Aufpimpen" mit zusätzlicher Kleidung konnte ich bei diesen Temperaturen gut schlafen. 

Folgende Kleidung verwendete ich auf einer TaR-Isomatte NeoAir XTherm Small in diesen Nächten: 

1.Kleidungsschicht: Wandersocken, Unterhose, Legging, T-Shirt, dünner langärmliger Pullover

2.Kleidungsschicht: Wollsocken (zpacks Brushtail Possum Socks), KuFa-Isolationshose aus 100er-APEX von AsTucas, KuFa-Isolationspullover aus Climalite (eine Art APEX) von Cumulus, Wollmütze
 
Da ich sehr kälteverträglich bin, wundert mich diese Angabe der Komforttemperatur von AsTucas aus dem Jahr 2015. Vielleicht sind die Komforttemperaturen vor einigen Jahren viel "optimistischer" angegeben wurden. Dieser Wert deckt sich auf keinen Fall mit den Erfahrungen von meiner letzten Wandertour.
 
Das wollte ich bei einer Übernachtung bei Temperaturen um den Gefrierpunkt einmal genau testen und prüfen, ob meine Beobachtungen von der letzten Wandertour stimmen.

In den Tagen kurz vor Weihnachten 2020 ist auch mein Schutzanzug (Chemikalien-Schutzanzug "4565" Typ 4/5/6 Cat.III, weiß mit roten Streifen, 187 g) von 3M eingetroffen. 
 
Diesen Schutzanzug wollte ich als VBL-Anzug "missbrauchen". Ergänzt wird der Schutzanzug durch die VBL-Socken von Exped (VBL Socks, 39 g).  
 
Vom VBL-Prinzip (siehe Menüpunkt Fragen/Themen, Punkt B5 ) versprach ich mir, dass ich mit einem normalen Quilt bis in tiefe einstellige Minustemperaturen einigermaßen bequem schlafen kann.

Wenn ich mit dem AsTucas-Quilt und dem VBL-Anzug den Temperaturbereich von ca. -5°C erreiche, könnte ich meine Langstreckenwanderungen auch auf Zeiträume ausdehnen, wo Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschen. Das würde meinen zeitlichen Handlungsspielraum für Wandertouren enorm erweitern.
 
Zusätzlich müsste ich mir für kältere Temperaturen keine spezielle Ausrüstung zulegen. Meine vorhandene Mai-bis-September-Ausrüstung könnte ich weiter verwenden.
 
Übernachten werde ich bei diesem Test in einem Tarp (siehe Bild 1) von zpacks (Hexamid Pocket Tarp with Doors) und einem Biwaksack von AsTucas (Millaris Bivy Sack, 198 g).

Bild 1: Übernachtung im Tarp von zpacks

Neben dem Quilt und dem VBL-Anzug will ich noch zusätzlich meine Camp-Schuhe (24 g) für die Nacht testen. Mit Sicherheit muss ich in der Nacht wenigstens einmal für ein kleines Geschäft das Tarp verlassen. Dabei werde ich die neuen selbstgefertigten Camp-Schuhe verwenden. 
 
Den Temperaturverlauf in der Nacht will ich mit den beiden Data Loggern von Elitech (RC-5+, 25 g) und BlueMaestro (Tempo Disc, 11 g) aufzeichnen. So kann ich später bei Problemen abgleichen, bei welcher Nachttemperatur die Probleme aufgetreten sind.
 
Erkenntnisse: Am Samstag, den 9.Januar 2021, war es endlich soweit. Der Wetterbericht sagte eine Nachttemperatur von ca. -3°C bis -5°C voraus. Das war genau die Temperatur, die ich mir für einen ersten Test meines Schlaf-Setups bei Minusgraden vorgestellt hatte. Für den Anfang wollte ich nicht zu tief in den Minusbereich gehen. "Leichte" Minusgrade, damit meine ich vor allem einstellige Minusgrade, trifft man auch in den Jahreszeiten an, in denen ich zukünftig auch wandern wollte, März bis April und Oktober bis November. Wenn es mir gelingt ein geeignetes Schlaf-Setup für diese neuen Zeiträume zu finden, könnte ich meinen Wanderzeitraum im Jahr enorm erweitern.
 
Das Tarp von zpacks, das Hexamid Pocket Tarp with Doors, war schnell aufgebaut. Mit dem Tarp benutze ich immer eine passende Unterlage (Bodenwanne) aus DCF-Material vom gleichen Hersteller. Auf die Unterlage legte ich einen Biwaksack von AsTucas, den Millaris Bivy Sack, und in den Biwacksack die Isomatte von Therm-a-Rest, die NeoAir XTherm Small (115 cm). Small deshalb, weil ich als Seitenschläfer immer mit angewinkelten Beinen schlafe. Ich benötige also nicht die übliche Länge von Isomatten und kann daher durch die Small-Ausführung etwas Gewicht einsparen.
 
Kleidungsmäßig änderte ich auch eine Kleinigkeit in der 1.Kleidungsschicht. Socken, Legging, T-Shirt und Pullover ersetzte ich durch Funktionskleidung der Firma LIOD, die als Hersteller von Kleidung aus Polypropylen (Kunstfaser) bekannt ist. Kleidung aus diesem Material ist wesentlich robuster als Kleidung aus Merino-Wolle, die ich bisher verwendete. Die Socken, die Legging und der Pullover sind auch noch dünner als die bisher verwendeten Kleidungsstücke.
 
Über die Funktionskleidung zog ich dann den VBL-Anzug (Chemikalien-Schutzanzug "4565" Typ 4/5/6 Cat.III) und die VBL-Socken von Exped (VBL Socks). Der VBL-Anzug bietet die Möglichkeit den Reißverschluss zusätzlich durch eine Abdeckleiste zu verkleben. Das tat ich nicht. Lediglich die Kapuze des VBL-Anzugs streifte ich über den Kopf. Der Kopf war die einzige Stelle meines Körpers, die direkten Kontakt mit dem VBL-Anzug hatte. 
 
So ausgerüstet startete ich gegen 20 Uhr bei 0°C meine Nachtruhe. Zusätzliche Kleidung, siehe 2.Kleidungsschicht oben, lag für den Ernstfall bereit.
 
Die erste Überraschung erlebte ich beim Anziehen des VBL-Anzugs. Das Tyvek-Laminat, aus dem der VBL-Anzug besteht, fühlte sich auf der Haut nicht unangenehm an. Ich könnte mir vorstellen auch ohne Funktionskleidung in dem VBL-Anzug zu schlafen. Das werde ich auf alle Fälle in einem weiteren Overnighter zu gegebener Zeit ausprobieren.
 
Ich konnte auch nicht sofort den "Hitzestau-Effekt" feststellen, über den im Internet bei der Benutzung von VBL-Anzügen und -Säcken so oft berichtet wurde. Erst nach einiger Zeit stellte sich ein leichtes Wärmegefühl ein. Irgendwann bin ich eingeschlafen. Wenn ich wach wurde, überprüfte ich, ob irgendetwas durch meine Ausdünstungen feucht geworden ist. Alles war trocken, innen und außen am Quilt und am Biwaksack, auch an der Innenwand des Tarps. Gegen Mitternacht war immer noch alles trocken. Lediglich an der Innenseite des Tarps hatte sich Kondensfeuchtigkeit gebildet. Gegen 5 Uhr in der Frühe hatte ich Temperaturen von -4°C. Der Quilt und der Biwaksack waren innen und außen immer noch trocken. Die Kondensfeuchtigkeit an der Innenwand des Tarps war aber gefroren und ließ sich leicht mit den Fingern abstreifen. 
 
Meine Füße sind der Haupt-Indikator für das Frieren. Wenn die Füße kalt werden, musste ich in der Vergangenheit immer reagieren und mit zusätzlicher Kleidung "aufrüsten". Überrascht stellte ich fest, dass meine Füße noch warm waren. Auch mein Körper fühlte sich warm an. Nicht "wohlig und mollig" warm, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass ich die 2.Kleidungsschicht benötigen würde. Ohne den VBL-Anzug musste ich bei Temperaturen von 0°C bis 2°C schon die 2.Kleidungsschicht anziehen, um gut schlafen zu können.
 
Auch das "Feuchtigkeitsgefühl" im VBL-Anzug hat sich in Grenzen gehalten. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich im "eigenen Saft" liege. Der VBL-Anzug liegt ja relativ eng am Körper an. Da kann es nicht viel Luft im VBL-Anzug geben, im Gegensatz zu einem VBL-Sack, den manche Wanderer verwenden.

Gegen 6 Uhr und bei -4°C beendete ich die Nachtruhe. Gefroren habe ich nie, obwohl ich nur mit relativ dünner Funktionskleidung und mit einem VBL-Anzug bekleidet war.
 
Beim Ausziehen merkte ich, dass die Funktionskleidung förmlich am Körper klebte. In der Nacht war das aber kein unangenehmes Gefühl.

Der Verschluss der Camp-Schuhe mit Tapeband hat sich als eine völlige Fehlkonstruktion erwiesen. Beim Lösen des Tapebandes blieben Teile des Materials der Camp-Schuhe am Tapeband kleben. Dadurch ließen sich die Camp-Schuhe nicht in der Größe verstellen. Die Verschlüsse der Camp-Schuhe konnten nicht mehr geschlossen werden.

Mittlerweile ist das Problem behoben. Das Tapeband wurde durch eine elastische 3mm-Kordelschnur an den Verschlüssen ersetzt. Diese neuen Verschlüsse passen sich durch die elastische Kordelschnur jeder Fußgröße an.

Die beiden Data Logger für die Temperatur lieferten fast identische Ergebnisse. Bleibt natürlich die Frage, ob ich bei Langstreckenwanderungen unbedingt einen Temperatur-Logger benötige. Für die Tag- und Nachtemperaturen in den Tagebuch-Aufzeichnungen reicht auch eine normale Wetter-App auf meinem Handy aus.

Der erste Overnighter hat das Ergebnis geliefert, was ich mir erhofft hatte.

Welche Fragen bleiben offen?

Auf alle Fälle werde ich ein leicht verändertes Schlaf-Setup noch bei ähnlichen Temperaturen testen (siehe Overnighter 02). 
 
Zusätzlich will ich mir aus einem falsch bestellten VBL-Anzug (Größe L war zu klein) eine VBL-Jacke anfertigen. Vielleicht reicht es noch zu einer VBL-Hose, wenn ich den VBL-Anzug an einer optimalen Stelle trennen kann.

Durch die VBL-Jacke verspreche ich mir auch einen Nutzen beim Wandern. Bei kühlen Temperaturen muss man oft eine Isolationsjacke anziehen. Schwitzt man dann bei anstrengenden Wegabschnitten, kann es passieren, dass die Körperausdünstungen in die Isolationsjacke eindringen und dort ähnliche Probleme verursachen wie bei einem Schlafsack oder Quilt. Um das zu verhindern, werde ich testen, ob eine VBL-Jacke unter der Isolationsjacke diesen negativen Effekt verhindern kann.

Der nachfolgende Link verzweigt in ein GoogleDrive-Verzeichnis und zeigt einige Bilder.

     Overnighter_01_Bilder

Zusätzlich befindet sich auf der rechten Seite meines Blogs im Tourenverzeichnis die Zeichenkette "Bilder", hinter der sich ebenfalls ein Link zu den Bildern dieses Overnighters befindet.

A2) März 2021: Overnighter 02 - Test geändertes Schlaf-Setup bis -5°C
 
Plan: Der Test des Schlaf-Setups im ersten Overnighter verlief erfolgreich. 
 
Nun will ich in einem zweiten Overnighter testen, ob ich mit einem leicht veränderten Schlaf-Setup bei Temperaturen bis -5°C einigermaßen schlafen kann. 
 
Dafür will ich die Ausrüstung aus dem ersten Overnighter in zwei Punkten verändern. 
 
Statt dem 200er-APEX-Quilt von AsTucas will ich einen 133er-APEX-Quilt (Sommer-Quilt) von AsTucas aus dem Jahre 2016 verwenden. Dieser Quilt ist herstellerseitig mit einer Komforttemperatur von 5°C angegeben. Die Temperaturangabe ist nach meiner persönlichen Erfahrung, analog dem 200er-APEX-Quilt, zu optimistisch angegeben. Der von mir veranschlagte Wert wird bei einer Komforttemperatur von ca. 10°C liegen.
 
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit diesem "Sommer-Quilt" und bei diesen Temperaturen meine 2.Kleidungsschicht (dicke Wollsocken, KuFa-Isolationshose, KuFa-Isolationspullover) aus dem ersten Overnighter einsetzen muss. Aber diese Kleidungsstücke sind bei Temperaturen um den Gefrierpunkt eh immer in meinem Rucksack.
 
Der andere Punkt, den ich verändern will, ist der VBL-Anzug (Overall). Der wird durch eine VBL-Jacke und VBL-Hose ersetzt. Ich verspreche mir durch die Kombination von VBL-Jacke und VBL-Hose mehr Variabilität, speziell beim nächtlichen Gang ins Gebüsch. Eine VBL-Hose lässt sich dabei wesentlich einfacher handhaben.
 
Bleibt natürlich die Frage, ob ich die Kombination aus VBL-Jacke und VBL-Hose ebenso dampfdicht verschließen kann, wie bei einem Overall. 

Jetzt muss ich nur noch jeden Tag den Wetterbericht beobachten. Ich hoffe, dass sich irgendwann eine Großwetterlage einstellt, die mir Temperaturen um -5°C beschert.

Ich bin gespannt, wie das ausgeht...
 
Erkenntnisse: Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Die Tiefsttemperaturen Mitte Februar 2021 von ca. -20°C waren für meinen Test nicht geeignet. Wintertouren plane ich im Moment nicht. Deshalb freundete ich mich schon mit dem Gedanken an, meinen 2.Overnighter bis in den nächsten Winter zu verschieben. 
 
Trotzdem beobachtete ich die Wettervoraussagen sehr genau. Am Freitag, den 5.März 2021, und das folgende Wochenende waren für die Nacht Minustemperaturen bis -7°C angekündigt. Das würde mir perfekt in den Kram passen.
 
Folgende Kleidung hatte ich für den Test an:
 
1) Kleidungsschicht: Funktionsunterwäsche bestehend
  • aus Polypropylen des Herstellers LIOD (Strümpfe, Legging und ein dünner langärmliger Pullover)
2) Kleidungsschicht: VBL-Kleidung bestehend
  • aus VBL-Strümpfen von Expeed
  • einer MYOG-VBL-Hose und 
  • einer MYOG-VBL-Jacke (für beide MYOG-Kleidungsstücke siehe Menüpunkt MYOG Projekte C14 (VBL-Jacke) und C16 (VBL-Hose))
3) Kleidungsschicht: Isolationskleidung bestehend 
  • aus Wollsocken von zpacks (Brushtail Possum Socks),
  • einer KuFa-Isolationshose von AsTucas (Climashield Apex 100),
  • einem KuFa-Isolationspullover von Cumulus (Climalite Apex 67) und 
  • einer einfachen Wollmütze
Als Seitenschläfer und den Minustemperaturen geschuldet, wollte ich auf einer Isomatte TaR NeoAir XTherm Small schlafen.
 
Mein Quilt war ein 133er-APEX-Quilt (Sommer-Quilt) von AsTucas aus dem Jahre 2016, der mit einer Komforttemperatur von 5°C herstellerseitig angegeben war. Meine Erfahrungen mit dem Quilt besagten aber, dass die Komforttemperatur höchsten 10°C betragen konnte.

Die Datenauswertung eines Temperatur-Loggers am Morgen nach dieser Nacht ergab, dass gegen 4 Uhr eine Temperatur von -10°C herrschte. Also 20 Grad unter der von mir geschätzten Komforttemperatur des Quilts.
 
Meine Überraschung war groß, auch weil ich mit der beschriebenen Ausrüstung nie gefroren habe. Die Füße (mein Frieren-Anzeiger) waren immer mollig warm.

Wenn ich in der Nacht einmal wach wurde, überprüfte ich den Quilt und die Isolationskleidung über der VBL-Kleidung auf Feuchtigkeit. Alles blieb bis zum Schluss total trocken.

Auf der Innenseite des Tarps (zpacks, Hexamid Pocket Tarp with Doors) war die Kondensfeuchtigkeit gefroren. Aber das war bei diesen Temperaturen zu erwarten und daher für mich vollkommen normal.
 
In der Nacht musste ich einmal aufstehen und ein "kleines Geschäft" erledigen. Dabei hat sich die Kombination aus einer VBL-Jacke und einer VBL-Hose bestens bewährt. Die gespeicherte Wärme innerhalb der VBL-Kleidung hatte wenig Chancen zu entweichen. Das war übrigens einer der Gründe für den Wechsel von einem VBL-Anzug zu einer VBL-Jacke und einer VBL-Hose. 
 
Allerdings hat mir dieser Wechsel etwas mehr Gewicht eingebracht. Der VBL-Anzug wiegt 187 g. Die VBL-Jacke (160 g) und die VBL-Hose (120 g) kommen zusammen auf 280 g. Das sind 93 g mehr, als der VBL-Anzug. Entstanden ist dieses Mehrgewicht durch die Anbringung eines Kordelkanals (elastische 3mm-Kordelschnur, Kordelstopper und Tyvek-Klebeband) am Bund der VBL-Jacke und der VBL-Hose. 
 
Aber der Komfort der Jacke-Hose-Kombination macht diesen Gewichtsunterschied mehr als wett.
 
Beim nächtlichen Gang ins Gebüsch testete ich nochmals meine modifizierten Camp-Schuhe (siehe Menüpunkt MYOG Projekt C10). An den Camp-Schuhen ersetzte ich das Tapeband zur Größenverstellung durch eine elastische 3mm-Kordelschnur. Auch diese Änderung hat sich als ein Volltreffer erwiesen.

Gegen 6 Uhr beendete ich diese Testnacht mit einem äußerst positiven Ergebnis.

Die beiden Overnighter zeigten mir, dass ich mit der von mir erstellten VBL-Kleidung in dem angepeilten Zeitraum März bis November wandern und übernachten kann. Auch die eine oder andere Nacht mit Minustemperaturen von -5°C könnte ich ohne größere Probleme überstehen.
 
Bilder zu diesem Overnighter gibt es nicht.
 
Nachtrag (November 2023): Noch eine Bemerkung zu den erwähnten Camp-Schuhen. Im harten "Feldeinsatz" haben sich die mehrmals modifizierten Camp-Schuhe als eine völlige Fehlkonstruktion erwiesen. So deutlich muss ich das leider sagen.

Siehe auch die drei Nachträge im Menüpunkt MYOG Projekt C10.

A3) Februar 2022: Overnighter 03 - Test Schlaf-Setup bis -5°C über 3 Nächte
 
Plan: Die Tests des Schlaf-Setups (bis -5°C) verliefen in den ersten beiden Overnightern äußerst erfolgreich. Sie brachten die von mir erhofften Erkenntnisse.
 
Die Testbedigungen entsprachen aber nicht ganz den realen Bedingungen auf einer Langstreckenwanderung. Einmal fehlte der komplette Wandertag mit der ganzen Ausrüstung und all seinen Schwierigkeiten bei Minusgraden. Dann fehlte das Auf- und Abbauen des Schlaf-Setups und der Aufenthalt abends im Camp.
 
Deshalb will ich ein Testszenario über mehrere Tage realisieren. An der Ausrüstung werde ich gegenüber dem zweiten Overnighter vorerst nichts verändern.

Das ist mein grober Plan:

     1) Tag: Test starten und ca. 25-30 km wandern, Tarp aufbauen und übernachten
     2) Tag: Tarp abbauen, ca. 25-30 km wandern, Tarp aufbauen und übernachten
     3) Tag: wie 2.Tag
     4) Tag: Tarp abbauen, Test beenden

Für die erste Übernachtung werde ich das Schlaf-Setup auf meinem Grundstück aufbauen. Nach der Übernachtung überprüfe ich, ob die Fortsetzung des Tests einen Sinn ergibt. Es könnte ja sein, dass irgendein Ausrüstungsgegenstand versagt hat. Für die weiteren zwei Übernachtungen errichte ich mein Schlaf-Setup auf geeigneten Plätzen im Umfeld meines Wohnortes. 
 
Für das Schlaf-Setup habe ich mir zusätzlich einen Stufenplan ausgedacht. Der Stufenplan gilt für die Isomatte, den Biwacksack, den Quilt und die Schlaf-Kleidung.
 
Das sind die geplanten Stufen (Eskalationsstufen) für die genannten Ausrüstungsgegenstände:
 
Isomatte
 
     Basis:    FlexMat Plus XS Standard (Exped, 90 x 45 cm, zugeschnitten)
     Stufe 1: 3 mm-Schaumstoff-Isomatte (Torsolänge)
     Stufe 2: NeoAir XTherm (TaR, Small)
 
Biwacksack
 
     Basis:   Isomatte auf dem Biwaksack (AsTucas, Millaris Bivy Sack, L, Wide) 
     Stufe 1: Isomatte im Biwaksack (AsTucas, Millaris Bivy Sack, L, Wide)  
 
Quilt
 
     Basis:   Quilt (AsTucas, Apex 133, Komforttemperatur AsTucas = 5°C, ich = ca. 10°C)

Schlaf-Kleidung
 
     Basis:   Funktionsunterwäsche (LIOD), 
                   Wandersocken (Darn Tough),
                   Wollmütze (MYOG, von meiner Liebsten)
     Stufe 1: MYOG-VBL-Kleidung (3M-Chemieanzug, Jacke und Hose), 
                   VBL-Socken (Exped)      
     Stufe 2: Overall (Bergstop, MicroStretch Liner, L/XL)
     Stufe 3: Iso-Hose (AsTucas, Apex 100), Iso-Jacke (Cumulus Climashield, Apex 67), 
                   Socken (zpacks, PossumDown Bushman's Friend Socks, L)
     Stufe 4: Wanderhose (Vaude, Fairly Stretch Zipp Off, 52 Short), 
                   Regenjacke (zpacks, Vertice Rain Jacket) 
 
Die erste Übernachtung will ich mit der Basis-Stufe starten. Abhängig von den Wetterverhältnissen (Außentemperatur, gefühlte Bodentemperatur, Kondensfeuchtigkeit usw) "zünde" ich die nächste Eskalationsstufe für die einzelnen Ausrüstungsgegenstände.
 
Das bedeutet zB, wenn
 
     - ich die Bodenkühle in den Morgenstunden zu sehr spüre, lege ich die Schaumstoff-Isomatte (Stufe 1) 
       unter die Exped-Isomatte (Basis) oder
     - ich packe meine Ausrüstung komplett in den Biwacksack (Stufe 1), wenn es Probleme mit der 
       Kondensfeuchtigkeit geben sollte. 
 
Von dem Stufenplan erwarte ich eine hohe Variabilität bei den Übernachtungen. Mein Ziel ist es bei den Übernachtungen nur die Ausrüstungsgegenstände zu verwenden, die bei den jeweils aktuellen Wetterbedingungen gerade ausreichend für einen erholsamen Schlaf sind.

Von diesem Testszenario verspreche ich mir bessere Erkenntnisse über das verwendete Schlaf-Setup bei einstelligen Minusgraden.
 
Erkenntnisse: Wenn es die Wetterbedingungen in den folgenden Monaten erlauben, starte ich meinen Test.

Nachtrag (Februar 2022): In diesem Winter gab es bisher keine zusammenhängenden Tage mit einer durchgängigen Temperatur von ca. -5°C. Für die Realisierung meines 3.Overnighters im Winter 2021/2022 sieht es aktuell sehr schlecht aus.

Nachtrag (April 2022): Anfang März 2022 hat sich plötzlich doch eine Möglichkeit für den Test meines Schlaf-Setups ergeben. Über einen längeren Zeitraum waren Nachttemperaturen von ca. -5°C vorausgesagt. Begünstigt wurde das weiterhin durch einige Wanderfreunde, die die SaaleHorizontale (98 km) bei Jena wandern wollten. Kurzfristig schloß ich mich diesen Wanderfreunden an. In dem Bericht zu der Wandertour ist beschrieben, welche Ausrüstung ich beim Cowboy-Camping verwendete und welche Erfahrungen ich damit machte.

Deshalb betrachte ich die im Overnighter 03 angesprochene Aufgabenstellung als erledigt.

Nachtrag (November 2023): Die im vorhergehenden Nachtrag vom April 2022 formulierte Erledigung nehme ich wieder zurück. 
 
Die Temperaturen erfüllten zwar die von mir gewünschten Werte (mindestens -5°C), aber das Schlaf-Setup entsprach nicht ganz den im Plan angegebenen Ausrüstungsgegenständen. So verwendete ich zB keinen VBL-Anzug, weil ich die Temperaturen von -5°C problemlos mit zusätzlicher Kleidung abdecken konnte.
 
Deshalb wird es im Winter 2023/2024 einen neuen Versuch über mehrere Nächte geben.
 

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