Idee und Planung
Wie sie auf diesen Trail gekommen ist, konnte ich nicht abschließend
klären.
Also plante ich im Winter 2024/2025 den
Alpe-Adria-Trail. Zuerst legte ich den Start an den Fuß des
Großglockners (ca. 2000 m) in Österreich. Das entsprach der
Standard-Reihenfolge, so wie es der Name des Trails auch vorgibt. Zuerst die
Alpen, dann die Adria. Irgendwann überlegte ich mir, dass im
Mai in solchen Höhen evtl. noch mit Schnee zu rechnen ist. Deshalb änderte
ich die Laufrichtung und legte als Startort Triest in
Italien fest. Das würde mir hinten hinaus genügend Zeit für den
Alpen-Teil in Österreich geben. Das würde auch die Anreise an den Startort
enorm erleichtern. Dann waren die Planungen abgeschlossen. Auch die
Flixbus-Tickets für die Fahrt von Halle über München und Salzburg nach
Triest wurden gebucht. Es konnte losgehen.
Im
Frühjahr 2025, ca. 2 Wochen vor meinem Starttermin, fragte mich meine
Tochter mit welchen Höhenmetern sie in Slowenien im Tal der Soca rechnen
muss. Ich hatte mir bei der Planung darüber überhaupt keine Gedanken
gemacht. Mir war schon beim Namen des Trails bewusst, dass da einige
Höhenmeter zusammenkommen würden.
Nach einer kurzen Prüfung war
klar, dass es im Tal der Soca mehrere Tage mit über 1000 Höhenmetern geben
würde. Meine Tochter schaute etwas erschrocken. Unvermittelt fragte sie
mich, ob ich eine andere Wandertour in Deutschland mit einem „gemäßigteren“
Charakter planen könnte. Jetzt war ich erschrocken.
Da fiel mir
der Goldsteig in Bayern durch den Oberpfälzer Wald und
den Bayerischen Wald ein.
|
Bild 01: Goldsteig |
Den Goldsteig hatte ich auch auf meiner Wunschliste.
Ich besorgte mir Tracks aus dem Internet und plante die Wandertour. Schnell erkannte ich, dass sich die beiden Wanderwege, der Alpe-Adria-Trail und der Goldsteig, in der Länge (ca. 700 km) ziemlich ähnlich waren. Auch der Mittelgebirgs-Charakter war bei beiden Wanderwegen ein wesentlicher Bestandteil. Nur der alpine Teil des Alpe-Adria-Trails fehlte beim Goldsteig. Aber das war mir durchaus recht.
Der Goldsteig trennt sich nach dem Start im Ort Marktredwitz nach ca. 140 km in eine Nordroute und Südroute auf. Beide Routen enden in der Stadt Passau.
Meine Idee war, die Südroute von Marktredwitz nach Passau zu wandern und daran anschließend die Nordroute zurück von Passau bis zum Verzweigungspunkt der beiden Routen.
Insgesamt ergab die Planung des Goldsteigs
(1) über die Südroute eine Länge von 376 km und
(2) über die Nordroute zurück zum Verzweigungspunkt eine Länge von 278 km,
also eine Gesamtlänge von 654 km.
In den letzten Jahren hat sich mein Planungsverhalten geändert. Ich plane nicht mehr alles in jeder Einzelheit. Vieles (Übernachtungen, Versorgung usw) überlasse ich dem Zufall. Wer mit mir wandern geht, muss sich darauf einstellen.
Zum Schluss wurden noch die Flixbus-Tickets nach Triest storniert, was problemlos möglich war.
Mein geplanter Starttermin war der 16.Mai, meine Tochter wollte sich acht Tage später, also am 24.Mai, irgendwo auf der Südroute des Goldsteigs mit mir treffen.
Das war der grobe Plan.
Durch kurzfristig auftretende Terminprobleme musste ich meinen Starttermin auf den 24.Mai verschieben, was bedeutete, dass wir die Wandertour beide in Marktredwitz beginnen würden.
Auch nicht schlecht.
Für Mehrtageswanderungen erstelle ich seit einigen Jahren eine POI-Liste. Für Langstreckenwanderungen tue ich das wegen des enormen Aufwandes während der Wandertour nicht, weil ich mir jeden wichtigen Wegpunkt mit meiner Navigations-Software Topo GPS merken müsste. Da aber die Südroute des Goldsteigs mit einer Länge von 376 km gerade im Grenzbereich zwischen einer Mehrtageswanderung und einer Langstreckenwanderung liegt, will ich hier trotzdem zwei einfache Listen der
-Übernachtungsplätze (Gasthäuser, Campingplätze und Schutzhütten) und
-Versorgungsmöglichkeiten (Supermärkte)
auf der Wandertour veröffentlichen. Diese Listen werde ich jeweils am Ende der Kapitel Übernachtungen und Versorgung in den Bericht einfügen.
Vorbereitung
Diesmal habe ich eine gezielte Vorbereitung sträflich vernachlässigt. Ich war gelegentlich auf kleinen Tagestouren in meinem häuslichen Umfeld unterwegs, aber das konnte in keiner Weise eine gründliche Vorbereitung ersetzen.
Geschuldet war diese schlechte Vorbereitung auch dem Termin-Hick-Hack in den Wochen vor dem Starttermin. Es war lange nicht klar, wann ich starte.
Deshalb war ich äußerst gespannt, wie das ausgehen würde.
Anreise
Die Anreise zur Wandertour erfolgte in zwei Etappen.
Am 23.Mai fuhr ich auf der ersten Anreise-Etappe mit Bus und Bahn nach Hof zu meiner Tochter.
Das war ein Horror-Trip und wirft ein Schlaglicht auf den Zustand der Deutschen Bundesbahn. Vor Zwickau stand der Zug erstmal wegen einer Baustelle über eine Stunde auf der Strecke herum. In dieser Zeit überschritt der Zugführer seine gesetzlich vorgeschriebene Fahrzeit, so dass er nicht weiterfahren konnte. Deshalb musste mit dem Taxi aus Zwickau ein Ersatz-Zugführer herangeschafft werden. Dann setzte der Zug noch auf den zuletzt passierten Bahnhof zurück. Über eine anderen Bahnhof erreichte ich dann zwei Stunden später als geplant Hof.
Aber an diesem Tag hatte diese gewaltige Verspätung keine weiteren Folgen. Lediglich die Reservierung eines Tisches in einer Gaststätte musste meine Tochter stornieren.
Am 24.Mai reisten wir dann gemeinsam auf der zweiten Anreise-Etappe mit der Bahn nach Marktredwitz.
|
Bild 02: Vor dem Bahnhof in Hof, es geht los |
Zwanzig Minuten später waren wir in Marktredwitz angekommen.
Nach der Ankunft gingen wir noch zum nahen Edeka und versorgten uns mit Lebensmitteln und Getränken für die nächsten Tage.
Strecke/Wanderung
Kurz nach 10 Uhr begann unsere gemeinsame Wandertour auf der Südroute des Goldsteigs.
Den Startpunkt des Goldsteigs, den es sicherlich gibt, haben wir verpasst. Wegen umfangreicher Bauarbeiten im innerstädtischen Bereich von Marktredwitz mussten wir Umwege durch die Stadt gehen bis wir wieder auf den Goldsteig trafen.
Für den 1.Tag hatten wir uns ca. 15 km oder maximal 20 km vorgenommen. Wir wollten es locker durch die hügelige Landschaft angehen lassen. Meine Tochter hatte auch immer das Genusswandern im Auge. In Friedenfels, nach 20 km, gönnten wir uns in der Schlossschänke Friedenfels bei einem Radler eine Pause. Während der Pause überlegten wir uns, wo wir die Nacht verbringen könnten. Wenn ich alleine unterwegs gewesen wäre, würde ich den Ort verlassen und in aller Ruhe mein Tarp irgendwo in der Landschaft aufstellen. Meine Tochter hatte im Vorfeld eine Internetseite ausfindig gemacht, wo auf einer Karte verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten aufgezeigt worden.
![]() |
Bild 03: Übernachtungsplätze |
Bei Wiesau gab es einen Trekkingplatz. Gesagt und getan, der Trekkingplatz wurde im Internet gebucht. BIs dahin waren es aber noch 10 km. Wir würden also am ersten Tag sofort auf 30 km kommen. Das war nicht gut. Hinzu kam, dass es bereits 17 Uhr war, als wir uns entschieden den Weg zum Trekkingplatz in Angriff zu nehmen.
|
Bild 04: Wiesauer Teichlandschaft |
Das Wandern fiel uns zunehmend schwerer, aber wir wurden durch die großartige Wiesauer Teichlandschaft entschädigt. Langsam erreichten wir die Gegend, wo es den Trekkingplatz geben sollte. Aber kein Hinweisschild war zu sehen, absolut nichts. Ich wurde unruhig, weil Übernachtungsplätze meistens lange vorher durch Hinweise angekündigt werden. Meine Tochter meinte, dass der Trekkingplatz unmittelbar am Goldsteig liegen müsste. Wir müssen einfach nur weitergehen. Meine Unruhe wandelte sich langsam in Ärger um. Dann trafen wir ein Pärchen, das an einem Teich auf einer Bank gerade seine Pause beenden wollte. Die fragten wir nach dem Trekkingplatz, den sie sehr wohl kannten. Sie führten uns dahin und mir wurde klar, dass der Trekkingplatz nicht direkt am Goldsteig lag. Er war ca. 300 Meter vom Goldsteig entfernt.
Alles gut?
Nicht ganz. Wir waren müde und begannen so gegen 19:30 Uhr sofort mit dem Aufbau der Schlafplätze.
![]() |
Bild 05: Schlafplatz auf dem Boden in der Schutzhütte |
Mein Schlafplatz auf dem Boden in einer Schutzhütte war schnell aufgebaut.
![]() |
Bild 06: Schlafplatz im Zelt Tarptent ProTrail |
Aber das Zelt für meine Tochter ließ sich nicht so leicht aufbauen. Der Boden war so hart und steinig, dass ich die Heringe nicht mit dem Fuß in den Boden drücken konnte. Ein geeigneter Stein musste her.
Ein Königreich für einen Stein ...
So lautet wohl ein leicht abgewandelter Spruch.
In den nächsten 30 Minuten suchten wir beide im Umkreis von 100 Metern (Wald, Wege, angrenzendes Feld, Freibad in der Nähe) fieberhaft nach einem Stein. Überall liegen doch Steine rum. Wir fanden aber einfach keinen geeigneten Stein. Langsam wurde es auch dunkel, wir mussten noch etwas essen und wir waren von der 30-km-Tagesetappoe müde und wollten schlafen.
In meiner Verzweiflung verwendete ich den Boden der Edelstahl-Thermoskanne, die auf dem Bild 06 zu sehen ist, zum Einschlagen der Heringe. Der Boden der Thermoskanne hat das ausgehalten, ist aber etwas demoliert und eingedrückt.
Beim Schein unserer Stirnlampen aßen wir noch etwas und tranken zum Abschluss noch einen Tee.
Dann „daddelten“ wir beide noch einige Minuten auf unseren Telefonen herum, während uns die Mücken „auffraßen“. Plötzlich meinte meine Tochter, als sie gerade ihre Mails überprüfte, dass sie von der Buchung des Trekkingplatzes eine Bestätigungs-Mail erhalten hätte, wo die genaue Position und der Weg vom Goldsteig zum Trekkingplatz zu sehen war.
Wir schauten uns beide ungläubig an und lachten. Ich fragte mich aber im Nachhinein, warum nirgendwo Hinweisschilder auf den Trekkingplatz zu finden waren.
Soll den Trekkingplatz niemand finden, der auf dem Goldsteig entlanggeht?
Sollen nur die den Trekkingplatz finden, die ihn gebucht haben?
Für mich bleibt da ein kleines „Geschmäckle“, wie man in einem südlichen Landesteil von Deutschland so schön sagt.
Dann war endlich nach einem ereignisreichen ersten Wandertag die Nachtruhe angesagt.
Der 2.Tag begann mit Nieselregen, der den ganzen Tag anhielt. Am Vormittag hatten wir mit den Auswirkungen der Gewaltetappe vom Vortag zu kämpfen. Unsere Beine waren schwer. Aber nicht nur die Beine bereiteten Probleme, auch die zahlreichen Mückenstiche vom Vorabend „blühten“ jetzt so richtig auf, d.h. sie fingen an zu jucken.
|
Bild 07: Ausgediente Wanderschuhe |
Entschädigt wurden wir an diesem Regentag von zwei Dingen.
![]() |
Bild 08: Zoigl-Gaststätte in Falkenberg |
Einmal war das die Zoigl-Gaststätte (siehe Kapitel Versorgung weiter unten) in Falkenberg.
Dann war es die 15 km lange Wanderung entlang des Flusses Waldnaab.
Bild 09: An der Waldnaab 2 |
|
Bild 10: An der Waldnaab 2 |
Für diese Nacht buchten wir uns eine Ferienwohnung in Windischeschenbach mit zwei Schlafzimmern. Das hatten wir uns nach diesem Regentag verdient.
Am 3.Tag waren wir bis Neustadt an der Waldnaab immer noch direkt an der Waldnaab oder im weiteren Umfeld der Waldnaab unterwegs.
|
Bild 11: Neustadt an der Waldnaab |
An diesem Tag ist mir erstmals auch eine besondere Wegemarkierung aufgefallen.
|
Bild 12: Markierungszeichen für Zuwege zum Goldsteig |
Das ist die Markierung für Zuwege zum Goldsteig. Statt der gelben Farbe wird für die Zuwege zum Goldsteig blaue Farbe verwendet.
In der kleinen Ortschaft Wilchenreuth machten wir am Nachmittag eine längere Pause. Wie immer um diesen Zeitpunkt sprachen wir darüber, wo wir die Nacht verbringen wollten. Im Internet konnten wir nichts finden, was direkt am Goldsteig liegen würde. Wir freundeten uns schon mit dem Gedanken an, dass wir Wildcampen müssten. Meiner Tochter war das überhaupt nicht recht. Dann fanden wir doch noch einen Campingplatz auf dem Gollwitzer Hof. Der war allerdings ca. 3 km vom Goldsteig entfernt.
Heute noch zusätzlich 3 km laufen und am nächsten nochmal 3-4 km zusätzlich um wieder auf den Goldsteig zu kommen?
Wir diskutierten alle Möglichkeiten bis wir uns entschlossen zum Campingplatz zu gehen.
Unterwegs stürzte ich noch in einem Waldstück, wo die Wege wegen Holzfällarbeiten und herumliegenden Ästen schwer begehbar waren (siehe Kapitel Verletzungen weiter unten).
![]() |
Bild 13: Herzliche Begrüßung auf dem Campingplatz |
Gerade waren wir auf dem kleinen aber feinen Campingplatz angekommen, wurden wir von freundlichen Dauercampern begrüßt. Unsere Frage nach einer Einkaufsmöglichkeit (Radler usw) wurde zwar verneint, aber sie spendierten uns beiden sofort einen Radler.
|
Bild 14: Unser Zelt und unser Tarp |
Beim Aufbau unseres Zeltes/Tarps durfte nichts schiefgehen, denn wir wurden neugierig von den Dauercampern beobachtet. Der kräftige Wind, der den Aufbau erschwerte, hinderte mich nicht daran das Zelt und das Tarp in einem Rekordtempo aufzubauen.
Am Abend wurden wir noch von freundlichen Dauercampern zu einem kleinen Umtrunk eingeladen. Es gab Bier, Wasser, Limo und Schokolade. Es wurde spät an diesem Abend, so will ich das einmal vorsichtig formulieren.
Am 4.Tag wurde das Gelände etwas schwieriger, das will heißen, dass es bergiger wurde.
In Deutschland bin ich schon auf „einigen“ Wanderwegen unterwegs gewesen. Viele Wanderwege werden miteinander verbunden, indem man Stücke oder sogar längere Passagen auf kleinen und großen Straßen zurücklegen muss.
Auf dem Goldsteig wird das meistens anders gelöst. Verbindungen von Wanderwegen, sogenannte „Verbindungswege“, werden oft durch Gras- und Wiesenwege hergestellt. Entweder verläuft der Verbindungsweg am Waldrand auf einer Wiese entlang oder sogar mitten über eine Wiese. Das geht natürlich nur mit dem Einverständnis der Eigentümer der Wiesen.
|
Bild 15: Verbindungsweg (Gras- und Wiesenweg) |
Das Bild zeigt ein Problem, wenn man das denn als Problem😂 bezeichnen möchte, womit wir jeden Tag, teilweise mehrfach, konfrontiert wurden.
Das sind die soeben beschriebenen Verbindungswege. Ende Mai/Anfang Juni haben Gräser und Unkräuter ihre stärkste Wachstumsperiode. Sie schießen sozusagen in die Länge und damit in die Höhe. Am Morgen sind sie noch nass vom Morgentau. An Regentagen sowieso. Von Zecken, die sich in dem hüfthohen Gras wohlfühlen und auf ihre Opfer warten, will ich gar nicht erst reden.
Nasse Schuhe und Socken waren daher an der Tagesordnung. Nach jeder Passage eines solchen Verbindungsweges suchten wir uns gründlich nach Zecken ab. An den Schienbeinen waren sie leicht abzulesen. Manche musste ich am Abend, in der Nacht oder sogar am nächsten Tag mit der Pinzette entfernen.
An diesem Tag gönnten wir uns wieder eine Unterkunft im Gasthaus "Zum Burgkrug" in Leuchtenberg. Am Abend gab es ein einfaches Gericht, Schnitzel mit Pommes, was uns vorzüglich schmeckte.
Der 5.Tag war wieder ein kompletter Regentag, der aber mit einem üppigen Frühstück begann.
|
Bild 16: Frühstück am Morgen |
Nach der Überquerung der Autobahn A6 erreichten wir den Fluß Pfreimd.
|
Bild 17: Felsbrocken an der Pfreimd |
Der Fluß mäandert durch eine herrliche Felsbrocken-Landschaft, die wir, trotz des Regens, auch bei einer ausgiebigen Pause genießen konnten.
|
Bild 18: Pause an der Pfreimd |
In Trausnitz fanden wir gleich am Ortseingang eine schöne
Schutzhütte an einem Kinderspielplatz. Eine Bewohnerin, die nebenan wohnte,
fragten wir nach einem Bäcker oder einem Metzger. Weil es das in dem Ort
nicht gab, verwöhnte sie uns mit einem Kaffee und Kuchen (siehe Kapitel
Versorgung weiter unten). TrailAngel gibt es nicht nur in den
USA.
In Tännesberg buchten wir im Gasthof
"Tannenhof" eine Unterkunft.
|
Bild 19: Gasthof Tannenhof in Tännesberg |
Irgendwo in der Wildnis bei Regen ein Zelt und ein Tarp aufbauen, das wollte ich meiner Tochter nicht zumuten.
Am Abend diskutierten wir ihre Heimreise, die sie am Feiertag (Christi Himmelfahrt oder Männertag) antreten wollte. Für ihre Abreise suchten wir einen Bahnhof, der mit dem BAXI (ein Rufbus) erreichbar wäre. Irgendwann war die Abreise geklärt und wir versuchten das BAXI anzurufen. Leider riefen wir außerhalb der Betriebszeiten an und am Folgetag war Feiertag in Bayern. Wir hatten schlechte Karten.
Dann entschieden wir uns für den Bahnhof in Pfreimd. Wir überlegten uns, dass wir doch zum Bahnhof nach Pfreimd laufen könnten. Schnell war diese Tagesetappe (16 km) mit meiner Navigationssoftware Topo GPS „Cross Country“ durch die Gegend geplant.
Den genauen Ablauf für den 6.Tag hatten wir am Vorabend geplant. Nach dem Umweg über den Bahnhof in Pfreimd, würde ich mich wieder auf den Rückweg zum Goldsteig machen. Ich hatte überschlagen, dass mir dieser Umweg ca. 20 Kilometer zusätzlich zu den Gesamtkilometern der Südroute bescheren würde. Aber was macht man nicht alles für seine Tochter.
In Pfreimd machten wir eine längere Pause in einem Eiscafé. Dort „sortierten“ wir auch unsere Ausrüstung. Meine Tochter musste bei der Heimfahrt das tragen, was ich ihr in den letzten Tagen abgenommen hatte. Dazu gehörte zB das Zelt. Zusätzlich gab ich ihr die Ausrüstung mit, die ich auf dieser Wandertour noch nicht benutzt hatte und wo ich der Meinung war, dass ich die auch nicht in den nächsten Tagen benutzen würde. Insgesamt sparte ich so ca. 1 kg Gewicht ein.
Es ist erstaunlich, aber auf jeder Wandertour gibt es Ausrüstungsgegenstände, die ich nie benutze, aber trotzdem immer wieder einpacke. Ich glaube ich muss da wesentlich konsequenter beim Weglassen von Ausrüstungsgegenständen beim Packen meines Rucksacks sein.
In Pfreimd trafen wir auch die eine oder andere Männergesellschaft, schließlich war ja Männertag.
Gegen 15 Uhr machte ich mich wieder auf den Weg zurück auf den Goldsteig. Mir war nach dem Aufbruch sofort klar, dass ich an diesem Tag nicht mehr den Goldsteig erreichen würde. Ich musste mich irgendwo „zwischenparken“.
Geplant war auf dem Rückweg auch die Durchquerung eines Freilichtmuseums bei Neusath. Jedenfalls hat das meine Navigationssoftware Topo GPS so vorgeschlagen. Am Eingang wurde ein Eintritt von 8€ verlangt, den ich aber für eine Durchquerung nicht zahlen wollte. Also musste ich das Freilichtmuseum umgehen, was auch leicht möglich war. Bei dem kleinen Umweg stellte ich fest, dass einige Tore des eingezäunten Freilichtmuseums am anderen Ende weit offen standen.
Am anderen Ende des Freilichtmuseums gönnte ich mir noch eine weitere längere Pause an einer an diesem Tag gut besuchten Gaststätte, wo ich mich beim Essen (Fleischsalat und Radler) von einer Blasmusikkapelle unterhalten ließ.
Nach diesen vielen Pausen war mir klar, dass ich jetzt möglichst schnell ein Plätzchen für die Nacht suchen musste. In einer Bushaltestelle außerhalb von Mitteraich baute ich kurz vor der Dunkelheit mein Nachtlager auf dem Boden auf.
|
Bild 20: Nachtlager in der Bushaltestelle |
Ganz geheuer war mir das nicht, weil bis in die Nacht hinein Autos vorbeifuhren. Aber die Gegend war hauptsächlich offenes Gelände mit vielen Feldern. Trotzdem konnte ich gut schlafen.
Obwohl ich an diesem 7.Tag zeitig startete, erreichte ich erst gegen 11 Uhr bei Obermurach wieder den Goldsteig.
|
Bild 21: Pause bei Obermurach |
Hinter Kulz durchquerte ich eine schöne Moorlandschaft (Prackendorfer und Kulzer Moos).
|
Bild 22: Verzweigungspunkt zwischen Nord- und Südroute |
Ziemlich direkt hinter der Moorlandschaft liegt der Verzweigungspunkt. Das ist der Punkt, wo sich der Goldsteig in die Nord- und Südroute aufteilt (rote Markierung auf der Karte am Anfang). Hier hätte ich mich jetzt noch kurzfristig für die Nordroute entscheiden können. Aber meine Entscheidung, die Südroute zu laufen, stand schon seit einigen Tagen fest.
In der Nähe von Dautersdorf gibt es die sehr bekannte Wallfahrtskirche Schönbuchen, die von Menschen aus ganz Europa besucht wird.
|
Bild 23: Mein Tarp hinter der Wallfahrtskirche |
Dort sondierte ich die Lage wegen einem Schlafplatz. Ständig kamen Besucher zur Wallfahrtskirche. Aber hinter der Wallfahrtskirche war ein schöner ebener Platz, der sich hervorragend für eine Übernachtung im Tarp eignete. Kurzentschlossen baute ich auf diesem Platz mein Tarp auf. Ich war gespannt, wie die Besucher der Wallfahrtskirche das aufnehmen würden. Aber niemand störte sich daran.
Für den 8.Tag hatte ich mir als Tagesziel den Campingplatz in Blechhammer ausgesucht. Von der Strecke passte der Campingplatz gut in mein gewünschtes Tagespensum.
|
Bild 24: Der Fluss Schwarzach |
Nachdem ich einige Kilometer am Fluss Schwarzach entlanglief und die Stadt Neunburg vorm Wald durchquerte, steuerte ich auf der relativ flachen Tagesetappe zielstrebig den Campingplatz in Blechhammer an, den ich am zeitigen Nachmittag erreichte. Dadurch hatte ich viel Zeit für Dinge (Tagebuch führen, Tagesberichte in Facebook schreiben), die in den letzten Tagen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht erledigt werden konnten.
|
Bild 25: Campingplatz Blechhammer |
Der Campingplatz hat mir auf Anhieb sehr gut gefallen. Er ist relativ klein, wird familiär geführt und die Dauercamper sind freundlich.
Auf dem Campingplatz konnte ich duschen und meine ganze Kleidung waschen und trocknen. Während meine Kleidung gewaschen wurde, saß ich in der Regenjacke und Regenhose auf der Terrasse, aber niemand störte sich daran.
Der 9.Tag war fast ein reiner „Waldtag“. Ich habe überhaupt nichts gegen Waldtage. In Wäldern ist es immer kühler und die Sonne kommt auch nicht so zum Zug.
|
Bild 26: „halbrunde“ Waldwege |
Aber an diesem Tag war ich stundenlang auf „halbrunden“ Wanderwegen unterwegs. Auf diesen Waldwegen kann das Regenwasser sehr gut ablaufen und es bilden sich kaum Pfützen, die durch Forstfahrzeuge mit der Zeit immer tiefer werden.
Für Wanderer sind diese Waldwege aber eine Katastrophe. Zusätzlich erschwert grober Schotter das Vorwärtskommen. Läuft man auf der Seite stehen die Füße immer schräg, wie bei einem „Hanghuhn“😂. Nach mehreren Stunden schmerzen die Füße. Auf die Mitte ausweichen ist auch nicht ratsam, da dort der Schotter besonders dicht liegt. Wegen dem groben Schotter wählte ich an diesem Tag die „Hanghuhn“-Variante.
|
Bild 27: Kloster Reichenbach |
Nach dieser Tortur durch den Wald freute ich mich auf eine längere Pause in der Gaststätte des Klosters Reichenbach. Das erforderte den Aufstieg über viele Stufen zum Kloster. Dafür wurde ich in der Gaststätte mit einer schnellen Bedienung und einem guten Essen nebst Radler verwöhnt.
Dann ging es weiter durch die Wälder und über „halbrunde“ Wanderwege. Mein vorläufiges Ziel war Zell.
Auf dem Weg nach Zell erlebte ich an einem einsamen Bauernhof einen echten Hundeangriff. Ich hatte schon mehrfach auf dieser Wandertour erlebt, dass die Bauern auf den einsamen Bauernhöfen ihre Hunde frei herumlaufen lassen. Meistens ignorieren die Hunde die vorbeikommenden Wanderer. Manche kommen etwas näher ran und kläffen. Aber bisher war nichts passiert. Diesmal war es anders. Der Hund kam trotz der Rufe des Besitzers dicht an mich heran und stellte sich mit fletschenden Zähnen und gesträubten Nackenhaaren vor mich und ließ mich nicht durch. Der Besitzer schaffte es nicht den Hund anzuleinen oder am Halsband zu halten. Immer versperrte mir der Hund den Weg. Zur Abwehr hielt ich meine Trekkingstöcke mit den Spitzen in Richtung des Hundes. Natürlich musste der Hund das als Bedrohung auffassen. Aber was sollte ich machen. Ich war nahe dran mein Pfefferspray einzusetzen, dass ich mittlerweile in die Hand genommen hatte. Auch die Aufforderung des Besitzers, dass ich einfach weitergehen soll, half nicht, weil mir der Hund immer wieder den Weg versperrte. Endlich gelang es dem Besitzer den Hund am Halsband festzuhalten. Fluchend und auf den Besitzer schimpfend entfernte ich mich.
In Zell machte ich im Biergarten einer Gaststätte eine Pause. Während der Pause kam ich mit der freundlichen Bedienung ins Gespräch. Sie half mir bei der Suche nach einer Unterkunft, die ich nach diesem „Hanghuhn“-Tag bitter nötig hatte. Leider lag die Unterkunft, das Hotel Lindenhof, im Nachbarort Hetzenbach, der ca. 3 km von Zell entfernt war. Ich freundete mich schon mit dem Gedanken an, dass ich jetzt noch 3 km auf einer Straße laufen muss. Aber auch da half mir die nette Bedienung. Sie organisierte einen Transport für mich. Eine Frau, die ebenfalls im Biergarten saß, brachte mich mit einem Golf-Caddy zum Hotel in den Nachbarort. Das nenne ich mal einen Service.
|
Bild 28: Gaststube im Hotel |
In der Gaststube bewunderte ich die unglaublich kunstvollen Holzarbeiten. Sowas hatte ich noch nie gesehen.
Am Morgen des 10.Tages, beim Frühstück, überlegte ich, wie ich möglichst schnell wieder auf den Goldsteig komme. Ich freundete mich schon mit dem Gedanken an, dass ich 3 oder sogar 4 zusätzliche Kilometer durchs Gelände laufen muss.
Vor dem Hotel machte ich gerade meine Trekkingstöcke wanderfertig, als ich eine Bushaltestelle sah, vor der eine Frau mit einem Schulkind stand.
Sofort schoß mir ein Gedanke durch den Kopf.
Sollte da gerade ein Schulbus vom kleineren Ort Hetzenbach in den größeren Ort Zell in die Schule fahren?
Gerade hatte mir die Frau auf Nachfrage bestätigt, dass meine Vermutung richtig war, da kam auch schon der Schulbus an. Der Fahrer meinte zwar, dass er mich eigentlich nicht mitnehmen darf, aber er machte für mich an diesem Morgen eine Ausnahme. Kurze Zeit später ließe er mich außerplanmäßig direkt am Edeka in Zell aussteigen. Besser geht es nicht.
Im Edeka versorgte ich mich noch mit Lebensmitteln und Getränken, dann startete ich den Wandertag. Mein Ziel war Falkenstein. Das waren nur 10 Kilometer. Da würde ich bereits gegen Mittag in Falkenstein sein. Falkenstein war ein etwas größerer Ort, hatte einige Gaststätten und einen Edeka. Zusätzlich wollte ich nach 10 Wandertagen einen Ruhetag einlegen.
|
Bild 29: Schwieriges Gelände |
In den letzten Tagen war das Gelände auch schwieriger geworden. Ständig ging es hoch und runter. Ich brauchte einfach diesen Ruhetag. Dafür buchte ich für zwei Nächte ein äußerst preiswertes Zimmer in der Pension "Zur Post "mitten in der Stadt.
|
Bild 30: Burg Falkenstein |
Gerade als ich in Falkenstein ankam und beim Bäcker im Edeka den
obligatorischen Kaffee mit einer Erdbeerschnitte bestellte, regnete es wie
aus Gießkannen. Da hatte ich großes Glück gehabt. Den Regenguss wartete ich
in aller Ruhe im Edeka ab und ging dann zur Pension.
Ein Ruhetag,
der 11.Tag, ist in der Regel ein „Trödeltag“.
An einem
Ruhetag schaue ich mir irgendwann den Ort an, den ich mir für den Ruhetag
ausgesucht habe. Dann überprüfe ich meine Ausrüstung und wasche evtl. meine
Kleidung, wenn das möglich ist, dusche mich ausgiebig und betreibe etwas
Fußpflege. Mein Tagebuch wird auf den neuesten Stand gebracht und evtl.
fehlende Tagesberichte in
Facebook
werden nachgeholt.
Auch werfe ich einen ausführlichen Blick
auf die nächsten Tage, wenn ich einen Reiseführer im Rucksack
mitführe.
Der obligatorische Besuch in einem Café, hier dem
Edeka, darf natürlich auch nicht fehlen.
Alle diese Aufgaben
verteile ich schön auf den ganzen Tag.
An meinem Geburtstag, dem
12.Tag, war ich wieder viel in Wäldern unterwegs.
|
Bild 31: Das Geburtstagskind in der „Hölle“ |
Das Gelände war nicht ganz so bergig, wie an einigen Tagen vorher. Deshalb bin ich auch gut voran gekommen.
|
Bild 32: Zur Hölle |
Das Highlight des Wandertages war zweifellos das Flusstal der Ditch, genannt „Zur Hölle“. Das ist eigentlich ein kleiner Bach, der mit riesigen Felsbrocken übersät ist.
|
Bild 33: Riesige Felsbrocken |
Für mich ist das eine der schönsten Wegstrecken auf der Südroute des
Goldsteigs. Dementsprechend sind dort auch viele Tageswanderer
anzutreffen.
Neben kleinen beschaulichen Dörfern und einsamen
Bauernhöfen mit freilaufenden Hunden, traf ich auch auf einen alten
„Bekannten“, den Europäischen Fernwanderweg E8.
|
Bild 34: Europäischer Fernwanderweg E8 |
In Europa gibt es derzeit 12 offizielle Europäische Fernwanderwege, die von der Europäischen Wandervereinigung (EWV) koordiniert werden. Diese Wege durchqueren mehrere Länder Europas und haben eine Gesamtlänge von über 75.000 Kilometern.
Hier ist eine kurze Übersicht.
Weg |
Name |
Länge (ca.) |
Länderbeispiele |
E1 |
Nord-Süd-Weg |
8.000 km |
Norwegen, Deutschland, Schweiz, Italien |
E2 |
West-Ost-Weg |
4.850 km |
Irland, Großbritannien, Belgien, Schweiz |
E3 |
Atlantik–Schwarzes Meer |
6.950 km |
Spanien, Frankreich, Deutschland, Bulgarien |
E4 |
West–Ost–Mittelmeer |
10.450 km |
Spanien, Frankreich, Schweiz, Griechenland |
E5 |
Nordsee–Adria |
3.200 km |
Frankreich, Schweiz, Österreich, Italien |
E6 |
Ostsee–Adria/Athen |
5.200 km |
Finnland, Dänemark, Deutschland, Griechenland |
E7 |
West–Ost-Mittelroute |
6.000 km |
Portugal, Spanien, Slowenien, Rumänien |
E8 |
Irland–Türkei |
4.700 km |
Irland, Deutschland, Slowakei, Bulgarien |
E9 |
Nordseeküste–Ostsee |
5.000 km |
Portugal, Frankreich, Deutschland, Polen |
E10 |
Ostsee–Mittelmeer |
2.880 km |
Finnland, Tschechien, Italien |
E11 |
Baltikum–Niederlande |
2.500 km |
Estland, Polen, Deutschland, Niederlande |
E12 |
Mittelmeerweg |
1.800 km |
Spanien, Frankreich, Italien |
Diese Wege sind teilweise noch im Aufbau oder nicht durchgehend markiert,
aber viele Abschnitte sind bereits gut ausgebaut und ausgeschildert.
In
der Regel verlaufen die Wanderwege mit einer geraden Nummerierung von Norden
nach Süden und die mit der ungeraden Nummerierung von Osten nach
Westen.
|
Bild 35: Mariengrotte in Wiesenfelden |
In Wiesenfelden hatte ich bereits 30 km geschafft. Es war schon
relativ spät und ich musste mich wegen eines aufziehenden Gewitters dringend
nach einem Schlafplatz umsehen. In der Ferne blitzte und donnerte es
bereits. Am Ortsrand kam ich an der Mariengrotte vorbei, die in einem
kleinen Waldstück stand. Sofort war mir klar, dass ich wegen der hohen Bäume
und Büsche (Sichtschutz) hier mein Tarp aufbauen müsste.
Gerade
als mein Tarp bezugsfertig aufgebaut war, begann es stark zu regen. Schnell
verkroch ich mich in mein Tarp und harrte der Dinge, die da kommen
würden.
Eine Stunde lang blitzte und donnerte es ununterbrochen.
Ein Starkregen ging nieder, wie ich ihn lange nicht erlebte. Regungslos lag
ich auf dem Rücken auf meiner Isomatte und lauschte den Naturgewalten. Ich
hatte mein Tarp direkt unter großen Bäumen aufgebaut. Wenn da durch den
Sturm Äste abbrechen würden, wäre es das für mich gewesen. Genau deshalb
übernachte ich ungern in Wäldern. Aber an diesem Abend ließ sich das nicht
vermeiden. Mein MYOG-Tarp (MYOG-Projekt C34) hat diesen Starkregen ohne Probleme überstanden, alles blieb trocken.
Nach einer Stunde war der Spuk vorbei und ich konnte endlich einschlafen.
Der
13.Tag
war ein Regentag. Das, was am Vorabend begann, setzte sich am nächsten Tag
fort. Es regnete den ganzen Tag. Die Sonnen ließ sich nicht einen Augenblick
sehen.
|
Bild 36: Nebel im Wald |
Bis in die Mittagszeit hinein „wabbelte“ leichter Nebel durch die Wälder. Irgendwie war das unheimlich.
|
Bild 37: Wiesenwege |
Zusätzlich hatte ich es an diesem Tag mit vielen Wiesenwegen zu tun, die wegen des Regens natürlich nass waren. Diesmal wurden auch meine kurzen Wanderhosen ordentlich nass. Ich hatte zwar eine kurze Regenhose im Rucksack, aber die Nässe kühlte auch ein wenig.
Nach etwas über 23 km mit viel hoch und runter, dem Regentag und einem Aufstieg zum Berg Gallner war ich der Meinung, dass mir eine Unterkunft gut tun würde. Also prüfte ich meine Optionen.
|
Bild 38: Gasthof Kreuzhaus |
In 5 km Entfernung gab es einen Gasthof.
Als ich nach 300
Höhenmetern oben ankam, sah ich sofort, dass der Gasthof geschlossen war.
Aber vor dem Gasthof stand ein Auto, also mussten da Leute sein. Vielleicht
kann ich ja irgendwo unter dem Vordach, geschützt vor Regen, schlafen. Das
würde mir schon reichen. Plötzlich ging ein Fenster auf und der Wirt schaute
raus. Kurze Zeit später hatte ich ein Zimmer für die Nacht.
Das
Gasthaus machte nicht gerade den aufgeräumtesten Eindruck, so will ich das
einmal vorsichtig formulieren. Aber bei dem Regenwetter war mir das egal.
Obwohl geschlossen war, bekam ich noch einen Radler. Das war ein
versöhnlicher Abschluss dieses Regentages mit einigen Höhenmetern.
Der
Blick auf den Wanderführer jagte mir für den
14.Tag
gehörig Respekt ein. Zwei 1000er standen mir im Weg,
-die Käsplatte (978 m) und
-der
Pröller (1048 m).
|
Bild 39: Gipfelkreuz Käsplatte |
Ein bergerfahrener Wanderer lacht wahrscheinlich über diese „Riesenberge“😂, aber für mich, der eigentlich nur den Brocken (ca. 1000 m) im Harz kennt und den auch nur alle 10 Jahre besteigt, für den kann das schon schwierig werden.
|
Bild 40: Steiniger und „wurzliger“ Aufstieg |
Der zweite Regentag hintereinander machte die Auf- und Abstiege nicht einfacher.
|
Bild 41: Skianlage am Pröller |
Diese Berge werden im Winter gern als Skigebiete genutzt. Dafür wurden gewaltige Schneisen in die Wälder geschlagen.
Nach einer ausgiebigen Pause auf dem Pröller ging es nur noch bergab bis Sankt Englmar.
Angekommen am Ortsrand von Sankt Englmar war mir sofort klar, dass dieser Ort ein Wintersportort ist. Lifte führten irgendwohin in die Berge, Geschäfte boten Wintersportgeräte an und andere Geschäfte warben mit Wintersport-Diensten und -Veranstaltungen.
Jetzt musste ich mich bei dem Regen um eine Unterkunft kümmern, die ich im Hotel "Buglhof" in Glashütt fand. Dazu musste ich allerdings auf kürzester Strecke 200 Höhenmeter nach unten. Teilweise waren die Straßen so steil, dass ich nur mühsam in Tippelschritten absteigen konnte.
Der 15.Tag war der dritte Regentag hintereinander. Es regnete stärker als an den beiden vorherigen Regentagen.
|
Bild 42: Rinnsale auf den Wanderwegen nach oben |
Der Wanderführer zeigte mir für den heutigen Tag fünf 1000er Berge an. Irgendwie konnte mich das nicht mehr erschrecken. Der Regen war mein Verbündeter. Es war nicht so warm und zusätzlich hatte ich an diesem Tag „gute Beine“. So sagen Radrennfahrer, wenn sie gut über die Berge kommen.
Es waren nicht nur fünf 1000er Berge, sondern sogar zehn:
(1) der Predigtstuhl (1024 m),
(2) der Hochberg (1025 m),
(3) der Knogl (1056 m),
(4) ein namenloser Berg? (1032 m),
(5) die Spitze? (1056 m),
(6) der Hirschenstein (1095 m),
(7) der Klausenstein (1048 m),
(8) der Rauhe Kulm (1050 m),
(9) der Riedberg (999 m) und
(10) der Vogelsang (1022 m).
Ich musste nicht alle Berge besteigen, nur einige. An vielen bin ich in der Nähe vorbeigegangen. Ich bewegte mich sozusagen auf dem Kamm des Gebirgszuges. Trotzdem sind an diesem Tag einige Höhenmeter zusammengekommen.
Unterwegs traf ich einen älteren Wanderer mit einem langen Stock und einem Poncho in Tarnoptik. Natürlich kamen wir ins Gespräch. Wir unterhielten uns über den Goldsteig und unsere Ausrüstung. Dabei stellte ich überrascht fest, dass ihm die Marken meiner sichtbaren Ausrüstung (Regenjacke von montbell, Rucksack von zpacks usw) durchaus ein Begriff waren. Auch das „alte“ Ultraleicht-Trekking-Forum kannte er. So verging mindestens eine Stunde wie im Flug. Aber genau diese zufälligen Begegnungen sind die besonderen Momente auf Wandertouren. Da opfere ich gerne mal eine Stunde meiner so kostbaren Wanderzeit.
In Wühnried hatte ich ein Landhotel, das Bayerwald, ausgemacht. Als ich nach dem Preis für eine Übernachtung fragte, bin ich erschrocken wieder rückwärts aus dem Landhotel gegangen. Der Preis war jenseits von gut und böse. Es war schon relativ spät am Nachmittag. Ich war mir ziemlich sicher, dass an diesem Tag niemand in dem Zimmer schlafen würde. Trotzdem bestand die Wirtin auf dem Preis.
Jetzt musste ich bei strömenden Regen einen Übernachtungsplatz finden. Auf einem Bergplateau auf ca. 1000 m Höhe, das wäre der elfte 1000er Berg, hatte ich eine Ausgrabungsstätte, das Aigner Haus, entdeckt. Dort sollte eine Schutzhütte stehen. Das bescherte mir an diesem späten Nachmittag noch einmal 300 zusätzliche Höhenmeter auf vier Kilometern.
|
Bild 43: Schutzhütte am Aigner Haus |
Kurz vor der Schutzhütte fing es nochmal richtig an zu regnen. Es kam runter, was runterkommen wollte. Ich rettete mich gerade so in die Schutzhütte. Von der Schutzhütte war ich maßlos enttäuscht. Da stand ein Tisch und eine Bank drin. Mehr Platz war nicht vorhanden. Die Nacht verbrachte ich auf der Bank, wobei die Füße im Quilt im ausgestreckten Zustand aus der Schutzhütte herausragten. Wenn der Quilt mit den Füßen nicht nass werden sollte, musste ich immer mit angezogenen Beinen schlafen. Als Seitenschläfer ist das eigentlich kein Problem, wenn man sich gelegentlich strecken kann. Trotz dieses Handicaps konnte ich überraschend gut schlafen.
Wanderer sind ja so genügsam …
Der 16.Tag war, wie sollte es anders sein, wieder ein Regentag. Der vierte Regentag hintereinander. Meine Schuhe und Socken waren schon seit Tagen nur noch nass. Meine Füße sahen vollkommen „verschrumpelt“ (wie ein Waschbrett) aus.
Zum Glück war meine Oberbekleidung unter der Regenjacke relativ trocken geblieben. Weil es nicht so warm war, konnte mein Körper trotz der Anstrengungen in den Bergen wenig Schweiß absondern.
Aber ein anderes Problem bereitete mir große Sorgen. Wegen des tagelangen Regens muss Feuchtigkeit in den Ladeanschluss meines Handys gekommen sein. Es ließ sich nicht mehr laden. Das Problem konnte ich in der Gaststätte des Golfplatzes Rusel beheben (siehe Kapitel Ausrüstung weiter unten).
|
Bild 44: Weitsicht in Regenpause |
Weil der Regen gelegentlich aufhörte, gab es manchmal eine gute
Weitsicht.
Bis Lalling ging es fast nur bergab.
In
Lalling hatte ich mich untergestellt, weil es anfing stärker zu regnen.
Plötzlich kam noch Hagel dazu. Fünf Minuten hagelte es Körner in einer Größe
von ca. 1 cm. Nicht auszudenken, wenn ich gerade auf einer offenen Fläche
unterwegs gewesen wäre.
Im Gasthof "Lallinger Hof" fand
ich eine sehr preiswerte Unterkunft. Dort konnte ich meine Kleidung
trocknen. Mir war klar, dass meine Wanderschuhe bis zum Morgen nicht
vollkommen trocknen würden. Aber wenigstens ein bisschen. Und mit trockenen
Socken sind noch „feuchte“ Wanderschuhe besser zu ertragen.
Der
17.Tag
war endlich der ersehnte Sonnentag. Innerhalb kürzester Zeit trocknete die
Kleidung und auch die Wanderschuhe.
Dieser Tag hielt noch einen
„Leckerbissen“ für mich parat, den Brotjacklriegel, einen 1011 Meter
hohen Berg. Eigentlich nichts, was man fürchten müsste. Aber in Lalling war
ich in einer Höhe von ca. 400 Metern. Vor mir lagen also 600
Höhenmeter.
|
Bild 45: Der Große Arber und sein kleiner Bruder |
Gegen Mittag hatte ich den Berg erklommen. Auf dem Berg gibt es einen Aussichtsturm mit einer kleinen Gaststätte.
|
Bild 46: Gaststätte Turmstübl |
Pfingstmontag war die Gaststätte geöffnet, weil an diesem Tag viele Tageswanderer und E-Biker unterwegs waren. Ich gönnte mir einen Wurstsalat und einen Radler.
Jetzt ging es nur noch bergab bis Saldenburg. Auf der Karte in meinem Handy hatte ich am Vorabend gesehen, dass es am Ortsrand von Saldenburg einen Park mit Sitzgelegenheiten gibt. Das war mein Ziel an diesem Tag.
Als ich am späten Nachmittag in Saldenburg ankam, suchte ich sofort nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Auf den gemähten Rasenflächen rund um einen Badeweiher hätte ich durchaus mein Tarp aufbauen können. Aber ich suchte erstmal nach einer Schutzhütte oder einer überdachten Sitzgelegenheit. Ich konnte nichts finden. Dann freundete ich mich langsam mit dem Gedanken an, dass ich mein Tarp aufbauen müsste. Ein Fahrradfahrer mit dem ich mich unterhielt, meinte, dass „um die Ecke“ eine Schutzhütte an einem Beach-Volleyballplatz steht, die von Volleyballern genutzt wird.
|
Bild 47: Schutzhütte der Volleyballer |
Nach der Besichtigung der Schutzhütte war mir sofort klar, dass ich dort übernachten würde. Gegen 20 Uhr, also bei Tageslicht, baute ich meinen Schlafplatz auf. Kurze Zeit später hielt ein Auto an der Schutzhütte an und ein Mann stieg aus, was Ärger bedeuten könnte. Für solche Fälle hatte ich mir immer eine Geschichte zurechtgelegt. Der Mann staunte nicht schlecht, wer da unter dem Vordach nächtigen wollte. In wenigen Sätzen erklärte ich ihm, was ich seit 17 Tage tue und warum ich hier gerne schlafen würde. Für ihn war das kein Problem. Somit war die Angelegenheit ganz offiziell genehmigt.
Die Nacht war relativ kühl und ich musste mich wegen der Temperaturen
mehrmals an- und ausziehen. Trotzdem konnte ich gut schlafen.
Am
18.Tag
wollte ich solange laufen, bis nur noch wenige Restkilometer für den letzten
Tag übrig wären.
Als Tagesziel hatte ich mir die
Ilzhütte ausgesucht. Bis dahin waren es ca. 30 km. Kein Problem, das
waren so meine Gedanken, als ich am Vorabend die Karte studierte und
feststellte, dass ich stundenlang am Fluss Ilz entlanglaufen würde.
Kaum Höhenmeter, schöne Wege am Fluss entlang. Alles entspannt und
easy.
|
Bild 48: An der Ilz |
Nach wenigen Kilometern erreichte ich die Ilz. Auf wunderschönen Waldwegen kam ich gut und schnell voran, so dass ich schon gegen 11 Uhr den Campingplatz Schrottenbaummühle erreichte. Meinem Zeitplan für diesen Tag war ich weit voraus.
|
Bild 49: Campingplatz Schrottenbaummühle |
Deshalb entschloss ich mich an dem Campingplatz eine längere Pause einzulegen. Ich wollte mich duschen und auch meine Sachen waschen, die ich am Körper trug. Mein Gedanke war, dass ich bei der Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht wegen Gerüchen auffallen wollte.
Nach einer Stunde Pause setzte ich meine Wanderung fort.
Die Wege waren jetzt nicht mehr so komfortabel. Der Fluss hatte sich tief in das Tal eingegraben. Rechts und links des Flusses ragten die Talwände enorm steil nach oben. Die Wege waren mit Steinen und Wurzeln gespickt. Kilometerlang lief ich auf Single Trails ganz dicht am Fluss entlang.
Hinzu kam, dass ich nach der langen Pause „keine guten Beine“ mehr hatte. Woran das gelegen haben könnte, war mir nicht erklärlich. Vielleicht war es die warme Dusche, die mich in einen gewissen Ermüdungszustand versetzte.
|
Bild 50: Treppen hoch und runter |
Der Weg hielt nun auf den letzten acht Kilometern viele kurze und enorm steile An- und Abstiege bereit. Dabei musste ich mich enorm quälen. Ich war jedenfalls heilfroh, als ich die Schutzhütte erreichte.
Die Schutzhütte war groß und geräumig, aber so verdreckt, dass ich auf einer breiten Bank schlafen musste. Aber das war mir an diesem Tag egal.
Für den letzten Tag, den 19.Tag, blieben noch 6 Restkilometer übrig. Das schien leicht zu sein.
|
Bild 51: Fast geschafft |
Trotzdem hielten diese letzten Kilometer noch zwei „Gemeinheiten“ bereit.
Ich war schon am Stadtrand von Passau, als ich noch einmal über 100 Höhenmeter zurücklegen musste. Als ich oben auf der Straße angekommen war, sah ich Passau unten liegen. Es waren nur noch etwas über 2 km übrig. Jetzt ist alles überstanden. Ich faltete meine Trekkingstöcke zusammen und verstaute sie am Rucksack. Auf einem Radweg würde es jetzt nach unten gehen. Aber der Wanderweg bog nach rechts ab und ich stand plötzlich in hüfthohem Gras, das am Morgen noch nass war. Ich kam aus dem Fluchen nicht mehr raus.
Zu meinem Ärger musste ich wieder meine Trekkingstöcke auspacken und entfalten. Der Wanderweg war so schmal, steil und glatt, dass es ohne die Trekkingstöcke nicht ging.
Den Schluss bildete eine Treppe mit gefühlt 150 Stufen. Dann war ich endlich an der Donau.
|
Bild 52: An der Donau |
Wetter
So war es auch diesmal auf den 19 Tagen meiner Wandertour. Gerade als es „bergemäßig“ schwieriger wurde, regnete es vier Tage hintereinander. Einen Tag regnete es den ganzen Tag sehr stark.
|
Bild 53: Regen den ganz Tag |
Weil ich wegen meiner guten Regenausrüstung mit Regen keine Probleme
habe, kam mir dieses Wetter gerade recht. Die Wege waren dann teilweise
kleine Rinnsale und meine Strümpfe und ALTRA-Trailrunner wurden über mehrere
Tage nie so richtig trocken, aber einen „Hitzetod“ bin ich an solchen Tagen
nicht gestorben.
Ausrüstung
Meine Ausrüstung hat sich wieder einmal bewährt. Mittlerweile
ist meine Ausrüstung für diese Jahreszeit so ausgeklügelt, dass es selten
größere Probleme gab.
Vielmehr sind es Kleinigkeiten, die
mich zum Nachdenken und zu Veränderungen bringen.
Mein
Rucksack zpacks Arc Haul (Baujahr 2017, 48 Liter) hat
sich als „Lastenesel“ bestens bewährt. Am Hüftgurt, den ich im Jahr 2024
wechselte, sind wegen des „Pseudorahmens“ (dünne Metallstäbe) neue
Scheuerstellen entstanden. Die muss ich natürlich reparieren.
|
Bild 54: Rucksack zpacks Arc Haul (48 Liter) |
Zusätzlich hat sich dieser Pseudorahmen etwas verschoben, so dass
ich darüber nachdenke diesen Pseudorahmen einfach zu entfernen. Meine beiden
anderen Rucksäcke besitzen keinen Pseudorahmen und tragen sich trotzdem sehr
gut.
Ferner hat mich etwas gestört, dass die
Hüftgurttaschen nicht verschiebbar sind, wie ich es im MYOG-Projekt C35 (S1)
beim Rucksack zpacks Nero 38 L (Baujahr 2018) und im
MYOG-Projekt C22
beim MYOG-Rucksack realisierte. Wenn ich an die
Hüftgurttaschen während des Wanderns mal kurz ran wollte, musste ich den
Rucksack immer absetzen. Bei Regen ist das nicht so gut.
Wenn ich
es mir recht überlege, hätte für diese Wandertour auch der zpacks Nero 38 L
ausgereicht. Gefühlt war der Rucksack nur halb voll. UL-Trekking hinterlässt
eben seine Spuren.
Mein
MYOG-Tarp (MYOG-Projekt C34) benutzte ich nur viermal.
![]() |
Bild 55: MYOG-Camo-Tarp (rechts) |
Es haben sich immer andere und leichtere Möglichkeiten ergeben.
Trotzdem hat das MYOG-Camo-Tarp auch unter den widrigsten Bedingungen standgehalten.
In Wäldern oder am Waldrand unter Bäumen übernachte ich im Tarp äußerst ungern. Wenn ich das vermeiden kann, tue ich das. Aber an einem Tag war das nicht möglich. Ich baute mein Tarp an einem Dorfrand wegen dem Sichtschutz unter den wenigen hohen Bäumen auf. Ganz geheuer war mir das nicht. Aber ich hatte keine andere Möglichkeit. Dann zog ein Gewitter auf, wie ich es lange nicht mehr erlebte. Eine Stunde lang donnerte und blitzte es ununterbrochen. Starkregen ging nieder. Ich lag regungslos im Tarp und harrte der Dinge, die passieren könnten.
Brechen Äste von den Bäumen ab und krachen auf mich nieder?
Läuft Wasser über die Bodenplane und durchnässt meine Ausrüstung?
Gespannt war ich auf die Spitze meines Tarps. Dort hatte ich mit einem Lötkolben ein kleines Loch für die Befestigung der einzigen Abspannschnur des Tarps hineingebrannt. Diese Abspannschnur hält das ganze Tarp unter Spannung.
Aber ich konnte nicht feststellen, dass da Wasser in Außmaßen eindringen würde. Nach einer Stunde war der Spuk vorbei und ich konnte endlich schlafen.
Das Tarp hat seine Feuertaufe mit Bravour bestanden. Gefallen hat mir besonders die bodennahe Abspannung. Spannschnüre werden, bis auf eine an der Vorderfront, nicht mehr benötigt.
Einzig an der kompliziertesten Stelle des Tarps, der Spitze, muss ich noch etwas „Gehirnschmalz“ investieren. Die Verklebung an der Spitze wirft kleine Falten, die mir nicht gefallen. Dafür muss ich, wenn ich noch ein neues Tarp nach diesem Konstruktionsplan bauen sollte, eine Lösung finden.
Ein weiteres Problem ist die Absicherung gegen Ungeziefer (Zecken, Mücken usw.). Als Provisorium verwendete ich ein BugNet von SeaToSummit, das Nano Mosquito Pyramide Net Single (98 g). Das BugNet wiegt wenig und ist asymmetrisch, mein Tarp dagegen symmetrisch. Das bedeutet, dass das BugNet im Kopfbereich hervorragend passt, aber im Fußbereich bis auf den Boden herunterhängt. Das war kein Problem für mich, weil ich die Freiheit im Fußbereich nicht unbedingt brauchte. Im Kopfbereich war der Abstand zum gespannten BugNet gut. Auch der Einstieg in das BugNet war schwierig. Trotzdem ist das keine ideale Lösung.
Da zeichnet sich am Horizont eine neues MYOG-Projekt ab, ein passendes BugNet für mein MYOG-Tarp zu „basteln“.
Mein AsTucas-Quilt (Baujahr 2016, APEX 133) leistet immer noch seine Dienste.
Damit ich von den Seiten auch bei kühleren Temperaturen (zB bei leichten Minusgraden) einigermaßen geschützt schlafen kann, gibt es verschiedene Verfahren zur Befestigung eines Quilts an einer Isomatte (TaR ProLite, Small). Die Knopflochgummi-Methode, die ich einige Jahre verwendete, hat den Nachteil, dass sich die Knebelknöpfe bei nächtlichen Bewegungen (Drehungen, Dehnungen usw) gerne aus dem Knopflochgummi lösen. Dann muss man die Knebelknöpfe mitten in der Nacht, sozusagen im Halbschlaf, wieder in den Knopflochgummi „reinfummeln“. Danach ist man hellwach.
|
Bild 56: AsTucas-Quilt, TaR-Isomatte und MYOG-Befestigung |
Deshalb suchte ich in den letzten Jahren intensiv nach einem Verfahren, dass es mir gestattet, den Quilt auf der Isomatte variabel zu befestigen, wo sich aber die Verbindung zwischen Quilt und Isomatte nicht gleich bei jeder Bewegung in der Nacht löst.
Mit einer elast. 3 mm-Kordelschnur, einigen S-Binern und Prusik-Knoten ist mir das perfekt gelungen. Da löst sich nichts und die „Konstruktion“ (siehe Kleine Bastelei B23) stört beim Schlafen überhaupt nicht.
Auch in dieser Jahreszeit bin ich mit meiner bewährten Wanderkleidung (Unterhemd, T-Shirt und dünner langärmliger Pullover aus Polypropylen) von LIOD unterwegs gewesen. Trotz intensivster Nutzung über mehrere Jahre zeigt sich an den Kleidungsstücken bisher kein Schaden (Löcher, aufgegangene Nähte usw). Beim Waschen können die Kleidungsstücke nach dem Schleudern aus der Waschmaschine genommen und sofort angezogen werden. Die Restfeuchtigkeit ist so gering, dass die Kleidungsstücke „am Körper trocknen“.
Schon seit einigen Jahren wandere ich auf Wandertouren, die streckenbedingt (zB Berge usw) sehr leicht zum Schwitzen führen, ohne Unterhose. Das soll den sogenannten „Wolf“ verhindern. Das klappt in der Regel sehr gut.
Aber diesmal gab es ein anderes Problem, das ich so nicht auf dem Schirm hatte. Seit zwei Jahren benutze ich eine Wanderhose, die VAUDE Men's Farley Stretch T-Zip Pants III. Die Wanderhose passt sich wegen dem Stretch-Material sehr gut meiner sich auf Wandertouren ständig „ändernden Figur“😂 an. Genau deshalb liebe ich dieses Teil. Aber irgendein Teil der Wanderhose rieb an meinem „besten Stück“, was zu schmerzhaften Scheuerstellen führte. Daraufhin musste ich wieder die Unterhose anziehen. Wegen der gemäßigten Temperaturen und genauer Beobachtung konnte ich den „Wolf“ verhindern. Jetzt bin ich wegen der weiteren Vorgehensweise zu diesem Thema etwas ratlos.
Mein Socken-Management muss ich unbedingt überdenken. Wegen der vielen Regentage und der vielen Wiesen- und Grasweg-Passagen hatte ich ständig nasse Wanderschuhe und Socken (Darn Tough). Tagelang bin ich so rumgelaufen. Ich hätte gerne mal trockene Socken angezogen. Aber da ich nur einmal Ersatzsocken im Rucksack hatte, waren die für die Nacht reserviert.
Bei der nächsten Wandertour werde ich das ändern. Zwei Paar Wandersocken im Wechsel für das Wandern (ein Paar kann dann immer außen am Rucksack trocknen) und ein Paar trockene Wandersocken für die Nacht. Insgesamt sind das also drei Paar Wandersocken.
Seit dem Jahr 2018 benutze ich als Wanderschuhe die ALTRA Lone Peak in den unterschiedlichsten Versionen.
|
Bild 57: Materialprobleme an den ALTRAs |
Das klappt hervorragend, wenn da nicht die in den letzten Jahren zunehmenden Qualitätsprobleme wären. Nach der Version 3.5 (die akt. Version ist 9), wovon immer noch „Lagerbestände“ in meinen Schränken vorhanden sind, änderte ALTRA das Obermaterial der Wanderschuhe. Den Grund für die Änderung kenne ich nicht. Aber seither gibt es vermehrt Probleme. Es bilden sich schon nach ca. 200 km Löcher im Obermaterial, speziell am Übergang zur Schutzkappe. Notreparaturen helfen da nicht lange, so dass die Wanderschuhe nach etwa 500 bis 600 km entsorgt werden müssen, obwohl das Profil der Wanderschuhe noch einige hundert Kilometer hergeben würde.
Schon seit einigen Jahren schaue ich mich daher nach Alternativen um. Aber andere Hersteller besitzen ähnliche Qualitätsprobleme, wie ich aus eigenen Tests (XERO-Schuhe) und Beiträgen aus dem Internet entnehmen kann.
Mal sehen, wie diese Qualitätsgeschichte weitergeht…
Einmal hat es vier Tage hintereinander geregnet. Schlimm wäre es gewesen, wenn meine Regenjacke, die Montbell Versalite Jacket Men, dieser Belastung nicht standgehalten hätte. Aber sowohl der Regen als auch der Rucksack hinterließen erstmal keine sichtbaren Schäden an der Regenjacke.
Eine Regenhose brauchte ich nie. Wanderschuhe und Socken nass, ebenso teilweise der sichtbare Teil der kurzen Wanderhose. Aber das war alles wegen der moderaten Temperaturen kein Problem.
Meine Standard-Trinkflaschen sind die 1 Liter Faltflaschen von Platypus. Die lassen sich gut in den Seitentaschen verstauen und auch im vollen Zustand in Position drücken. Aber ich habe auch immer eine 0,33 Liter Apfelschorle und eine 0,33 Liter Cola im Rucksack. Dadurch bin ich reichlich mit Trinkflaschen verschiedener Größen ausgestattet. Die kleinen 0,33 Liter Flaschen sind wesentlich handlicher als die großen 1 Liter Flaschen. Deshalb gehe ich vermehrt zur Nutzung der kleineren Flaschen über. Die Faltflaschen verstaue ich dann im Rucksack. Jetzt muss ich mir überlegen, welche Flaschen ich auf zukünftigen Wandertouren benutzen will. Aktuell sieht es so aus, dass ich im März bis Oktober mit einer 1 Liter Faltflasche und 2 kleineren 0,33 Liter Flaschen sehr gut auskomme. Das reicht auch für einen Unterwegs-Kaffe.
Ich denke im Augenblick auch wieder intensiv über die Verwendung eines Wasserfilters von Grayl, den Ultrapress 500 ml, nach. Für mich gibt es aktuell keine schnellere Möglichkeit zur Filterung von Trinkwasser. Zusätzlich ist der Wasserfilter auch noch ein Aufbewahrungsbehälter, den man in der neuesten Ausführung mit Brausetabletten füllen kann, ohne dass das Filtersystem in Mitleidenschaft gezogen wird. Das rechtfertigt das enorme Mehrgewicht gegenüber meinen anderen Trinkflaschen.
Das Experiment mit dem Kochen von Kaffee ist erstmal fehlgeschlagen (siehe Kapitel Versorgung weiter unten).
Meine Ausrüstungsgegenstände für die Hygiene bestehen nur noch aus einer Zahnbürste, Zahnpasta-Tabletten, einem kleinen Stück Handseife von Dr.Bonners in einer kleinen Blechdose für den äußersten Notfall und einem kleinen Handtuch.
Die Stromversorgung meines Handys realisiere ich immer noch mit einer Solarzelle von Lixada und einer 10000er Powerbank (Gen2) von NiteCore. Wann immer es mir möglich ist, lade ich meine Geräte an der Steckdose. Das ist aber kein muss. Ich war auch tagelang vollkommen autark unterwegs. Natürlich habe ich auch eine Ersatz-Powerbank (eine 10000er Gen1 von NiteCore) im Rucksack. Ohne Powerbank bin ich aufgeschmissen, wenn ich mein Tarp mitten in der Wildnis aufschlagen will.
Mein Smartphone (Apple iPhone SE 2022) dient mir als Navi, Kamera und als Telefon. Und genau in dieser Reihenfolge. Die Navigation mit der App Topo GPS ist die wichtigste Funktion, die mein Handy immer können muss.
Speziell an den Regentagen hatte ich enorme Probleme meine Handy per Touchscreen zu aktivieren. Der Goldsteig ist zwar hervorragend ausgeschildert, aber immer wieder gab es Situationen, wo ein Blick auf das Handy wegen dem weiteren Wegeverlauf notwendig war. Das dauerte manchmal bis zu fünf Minuten.
An einem Tage (siehe Kapitel Wetter) hatte ich so starke Regen, dass Feuchtigkeit in den Ladeanschluss meines Handys eingedrungen sein muss. Es ließ sich nicht mehr laden. Dafür musste ich dringend eine Gaststätte aufsuchen, die ich auch zufälligerweise auf dem Golfplatz Rusel fand. Dort konnte ich mein Handy „trocknen“ und wieder laden.
Ein Ersatzhandy (Apple iPhone SE 2016) hatte ich im Rucksack dabei, musste es aber nie benutzen, auch nicht am besagten Regentag. Für das Weglassen des Ersatzhandys kann ich mich trotzdem nicht so richtig entscheiden.
Ein Handy ist zu wichtig für die erfolgreiche Bewältigung meiner Wandertouren. Da darf nichts passieren, das muss immer funktionieren.
In meiner Ausrüstung gibt es seit dieser Wandertour ein neues technisches Gerät. Das ist der Notfallsender Garmin inReach Mini 2. Ich habe schon lange mit diesem Gerät geliebäugelt.
|
Bild 58: Notfallsender Garmin inReach Mini 2 |
Bisher hat mich der Preis für das Gerät und auch die Nutzungstarife
abgeschreckt.
Damit meine Familie weiß, wo ich gerade bin,
habe ich vorher verschiedene Möglichkeiten der Standort-Mitteilung genutzt.
Das war alles nicht so besonders gut und sicher. Auch das Senden einer
Notfallmitteilung war bisher nicht möglich. Ich benötigte das nicht, weil
ich noch nie in einer Notfallsituation war.
Jetzt habe ich
mich kurzfristig für den Kauf dieses Gerätes entschlossen. Einen
Tarif schloß ich über
Protegear
ab. Dieser Tarif kann tagesgenau aktiviert und deaktiviert werden. Das passt
perfekt zu meinem Wanderverhalten.
In meinem Blog werde ich im
Menüpunkt
Fragen/Themen
zu gegebener Zeit ausführlich auf die Funktionen und Tarife des
Notfallsenders Garmin inReach Mini 2 eingehen.
Übernachtungen
In der ersten Woche war ich mit meiner Tochter
Romy unterwegs. Sie hatte sich vor der Wandertour gewünscht, dass wir
nicht nur im Zelt übernachten. Gelegentlich sollte es auch eine preiswerte
und schöne Unterkunft sein.
Das haben wir auch so
realisiert. Die Unterkünfte buchten wir nicht schon einige Tage vorher,
sondern erst einige Stunden vor dem Erreichen der Unterkunft. Diese
Vorgehensweise hat uns nicht in „Zugzwang“ versetzt eine bestimmte
Unterkunft an einem bestimmten Tag zu erreichen. Das war zwar
risikobehaftet, aber es hat immer geklappt. Offensichtlich waren wir zu
einem Zeitpunkt unterwegs, wo es in den Orten am Goldsteig genügend freie
Übernachtungskapazitäten gab.
Während der 19 Tage dauernden
Wandertour traf ich einen einzigen Wanderer, der ebenfalls auf der Südroute
des Goldsteigs unterwegs war. Er startete nicht in Marktredwitz,
sondern in Kulz. Kulz liegt in der Nähe des Verzweigungspunktes des
Goldsteigs (rote Markierung oben auf der Karte), also dort, wo sich der
Goldsteig in die Nordroute und Südroute aufteilt. Dieser Wanderer
übernachtet ausschließlich in Unterkünften, die er erst vor Ort bucht. Auch
das hat seiner Meinung nach in dieser Jahreszeit bisher wunderbar
geklappt.
Mir wäre das allerdings ohne Zelt/Tarp zu
unsicher. Am Morgen nicht zu wissen, wo ich am Abend schlafe. Bei
Unterkünften bin ich immer gezwungen bis zu Ortschaften zu gehen. Mit dem
Zelt/Tarp kann ich auch einmal mitten in der Landschaft übernachten, wenn
mir der Sinn danach ist.
In der POI-Liste der
Übernachtungen führe ich alle meine Übernachtungsplätze auf.
Zusätzlich alle Campingplätze und Schutzhütten, die mir auf meinem Weg
begegnet sind. Die Kilometerzählung ist nur eine grobe Richtlinie und
orientiert sich an der Laufrichtung auf der Südroute von
Marktredwitz nach Passau.
Die POI-Liste der
Übernachtungsmöglichkeiten erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Hier ist noch ein Link zu einer PDF-Datei der POI-Liste der
Übernachtungen.
WT069_DE_Goldsteig_Südroute_Übernachtungen_POI.pdf
Versorgung
Vor einigen Jahren veränderte ich mein
Planungsverhalten.
Das betraf vor allem die Versorgung mit
Lebensmitteln. Das überlasse ich nun vollkommen dem Zufall. Zum Beginn einer
Wandertour statte ich mich mit Lebensmitteln für mindestens drei Tage aus.
Am Vorabend der nächsten Tagesetappe informiere ich mich im Internet über
weitere Versorgungsmöglichkeiten.
Gaststätten nehme ich
auch sehr gern zusätzlich als eine Versorgungsmöglichkeit an. Allerdings
müssen die Öffnungszeiten in meine Essgewohnheiten auf Wandertouren
passen.
Viele Gaststätten sind in Bayern Montag bis
Mittwoch geschlossen. An den restlichen Tagen sind einige Gaststätten ab 17
Uhr geöffnet. Meisten bin ich um diese Zeit schon auf der Suche nach einem
geeigneten Übernachtungsplatz außerhalb von Ortschaften. Also passen die
Öffnungszeiten der Gaststätten auch nicht so recht in meinen Tagesplan.
Ganz
besonders in Erinnerung ist mir am zweiten Wandertag eine
Zoigl-Gaststätte in Falkenberg geblieben.
![]() |
Bild 59: Zoigl-Gaststätte |
Gerade zur Mittagszeit hatten wir Lust auf ein gutes Mittagessen. Dann sahen wir die Zoigl-Gaststätte. Als wir den vollen Gastraum betraten, wollten wir gleich wieder umkehren. Aber die aufmerksame Bedienung rief uns zu: „Kommts eini“. Ich deutete das so, dass wir reinkommen sollten. Die Bedienung führte uns in einen riesigen Saal, der voller Tische und Stühle war. Geschätzt ca. 120 Leute saßen an den Tischen, aßen und tranken und unterhielten sich. Wir waren total überrascht. Sowas hatten wir noch nie gesehen. An einem Tisch war noch Platz für zwei hungrige Wanderer. Kurze Zeit später stand die Bedienung am Tisch und wartete auf unseren Getränke-Wunsch. Ein gesprächiger Tischnachbar klärte uns über die Zoigl-Tradition auf. Auch das bestellte Essen ließ nicht lange auf sich warten.
Was ist Zoigl?
Zoigl ist eine traditionelle, untergärige Biersorte aus der Oberpfalz in Bayern. Der Begriff „Zoigl“ bezeichnet dabei nicht nur das Bier selbst, sondern auch eine uralte Braukultur und das gesellige Zusammensein in sogenannten Zoiglstuben.
Zoigl ist mehr als nur ein Bier – es ist ein soziales Ereignis. Die Zoiglstuben sind Treffpunkte für die Dorfgemeinschaft, oft mit Hausmannskost, Musik und familiärer Atmosphäre.
Die bayerische Gaststättenkultur ist in Deutschland eben unerreicht. Das hat sich in der Zoigl-Gaststätte wieder einmal überdeutlich gezeigt.
Der Begriff Trailangel kommt aus dem Englischen, speziell von den drei großen amerikanischen Trails (AT, CDT, PCT). Dort wurde der Begriff geboren.
Was machen Trailangel?
Sie unterstützen Wanderer auf der Wandertour mit kleinen kostenlosen „Aufmerksamkeiten“, so will ich das mal allgemein formulieren. Vor allem geht es da um Lebensmittel und Getränke.
|
Bild 60: Trailangel in Trausnitz |
Auch in Deutschland gibt es Trailangel. Am fünften Wandertag kamen wir am zeitigen Nachmittag durch Trausnitz. Gleich am Ortsanfang stand neben einem Kinderspielplatz eine große Schutzhütte. Weil es den ganzen Tag regnete, entschlossen wir uns in der Schutzhütte eine längere Pause zu machen und Kaffee zu kochen. Mit einer Frau, die gerade mit vollen Taschen vom Einkaufen kam, unterhielten wir uns kurz. Unsere Standardfrage, ob es in dem Ort einen Bäcker für einen Kaffee und ein Stück Kuchen oder einen Metzger (Fleischer) gibt, verneinte sie. Darauf bot sie uns an einen Kaffee für uns zu kochen. Fünf Minuten später stand sie mit einem Tablett mit Kaffee und köstlichem Kuchen in der Schutzhütte. Der verregnete Tag war gerettet.
Schon seit einiger Zeit koche ich wieder auf meinen Wandertouren. Vorerst ist es nur Kaffee oder Tee. Tee ist ja kein Problem. Aber Kaffee ist durchaus ein Problem, wie ich überrascht feststellen musste. Die handelsüblichen Kaffee-Sticks (2 in 1 oder 3 in 1) aus den Supermärkten, egal von welcher Marke, haben sich geschmacklich als völlig untauglich erwiesen.
Dann probierte ich es mit gemahlenem Kaffee und einem Filter, den ich mir im Internet besorgte.
|
Bild 61: Ist der Filter für gemahlenen Kaffee geeignet? |
Auch das war ein totaler Reinfall. Der Filter war so fein, dass er nicht für Kaffee geeignet war. Nach fünf Minuten schmeckte der Kaffee immer noch nach heißem Wasser.
Vorerst werde ich mir den Kaffee in der „türkischen“ Variante aufbrühen. Also gemahlenen Kaffee in die Tasse geben, heißes Wasser aufgießen und einige Minuten warten bis sich der Kaffee „gesetzt“ hat.
Vielleicht tut es auch löslicher Kaffee. Das werde ich auch testen.
Jedenfalls muss ich mir da noch eine Lösung überlegen, die preiswert und praktisch ist und zusätzlich noch meinen Geschmacks- und Gewichtsansprüchen genügt.
In der POI-Liste führe ich alle Supermärkte auf, die ich unterwegs irgendwie ermitteln konnte. Die Kilometerzählung ist nur eine grobe Richtlinie und orientiert sich an der Laufrichtung auf der Südroute von Marktredwitz nach Passau. Gaststätten sind nicht aufgeführt. Davon gibt es viele, aber da sind die Öffnungszeiten das Problem.
Die POI-Liste der Versorgungsmöglichkeiten erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Hier ist noch ein Link zu einer PDF-Datei der POI-Liste der Versorgungsmöglichkeiten.
WT069_DE_Goldsteig_Südroute_Versorgung_POI.pdf
Verletzungen
Obwohl eine Vorbereitung so gut wie nicht stattgefunden hat, bin ich von Verletzungen verschont geblieben.
Einzig ein Sturz auf einem Waldweg hat mir einige blutende Schürfwunden verschafft.
Auf einem Waldweg lagen Reste von Holzfällarbeiten (größere Äste, Zweige usw) herum, die noch nicht weggeräumt waren. Einmal die Füße nicht richtig angehoben um über die herumliegenden Äste zu steigen und ich lag auf der Nase. Zusätzlich drückte mich der Rucksack nach unten. Erstmal konnte ich mich überhaupt nicht aus den Gurten befreien. Nach einem instinktiven Schnell-Check meiner Gliedmaßen, versuchte ich die Gurte zu lösen, was mir nach einigen Bemühungen endlich gelang. Dann erfolgte der gründliche Check. Bis auf einige Schürfwunden war alles in Ordnung. Glück gehabt.
Sprache
Sprachlich sollte es bei einer Wandertour in Deutschland keine Probleme geben.
Weil ich nach der Wende von 1989 bis 1993 in Hof wohnte und arbeitete, bereiteten mir auch die Dialekte im Oberpfälzer Wald und Bayerischen Wald kaum Schwierigkeiten. Man muss eben ganz genau hinhören, was die Einheimischen sagen.
Menschen
Besondere Menschen sind mir auf dieser Wandertour nicht begegnet, so dass es eine Erwähnung im Bericht rechtfertigen würde.
Unterwegs habe ich mich viel mit Bauern unterhalten, die ich in Dörfern und teilweise auf den Feldern und Wiesen traf. Als einen Anknüpfungspunkt für ein Gespräch diente mir immer die Frage nach dem weiteren Weg, obwohl mir der Weg durchaus klar war. Aber das war immer eine gute Möglichkeit in ein Gespräch zu kommen.
Die Dörfer und auch die Felder, Wiesen und Wälder machten auf mich immer einen sehr sauberen und gepflegten Eindruck. Es war zu erkennen, dass die meisten Bauern wohlhabend sind. Ich wollte auch wissen, wovon sie in den Bergen leben. Teilweise ergaben sich sehr interessante Gespräche, die meinen Horizont bezüglich der bayerischen Lebensweise enorm erweiterten.
Tiere
Wildtiere habe ich ganz wenige gesehen. Woran das liegt, kann ich nicht genau sagen. Jedenfalls stehen überall an den Waldrändern Jägerhochstände. Vielleicht werden die Wildtierbestände stark bejagt, so dass Sichtungen eher selten sind.
Ein Umstand ist mir noch besonders in Erinnerung. In den höheren Lagen (ab 400 m ?) des Oberpfälzer Waldes und des Bayerischen Waldes dominieren ganz klar die Wiesen. Feldwirtschaft, wie ich sie aus meiner Heimatgegend (Schochwitz in der Nähe von Halle in Sachsen-Anhalt) kenne, ist in diesen Höhen äußerst selten. Auf Wiesen hätte ich Kühe vermutet. Aber in den 19 Tagen, die ich unterwegs war, sah ich keine einzige Kuh auf den Wiesen stehen.
Ich fand das seltsam. Einheimische habe ich aber nicht danach gefragt.
Wenn ich an Bauernhöfen vorbeikam, konnte ich manchmal einen Blick in die Stallanlagen erhaschen. Dort gab es offensichtlich Milchkühe. Bloß standen die nicht auf den Wiesen dieser Bauernhöfe.
Werden Milchkühe nur noch in Ställen gehalten?
Abreise
In Passau angekommen, gönnte ich mir bei einem Bäcker einen Kaffee und eine Erdbeerschnitte. Beim Bäcker prüfte ich meine Optionen für die Heimfahrt. Ich hatte noch genügend Zeit bis zur Abfahrt des Zuges. Zeitdruck wollte ich mir auf keinen Fall auferlegen.
Über Regensburg, Nürnberg, Zwickau erreichte ich auf die Minute pünktlich den Vorort Nietleben von Halle. Dort wartete bereits meine Frau mit dem Auto auf mich.
Gegen 19 Uhr erreichten wir meinen Heimatort Schochwitz.
Statistik
Kurz vor dem Abschluss gibt es noch etwas Statistik.
Streckenlänge gesamt 376 km
…davon Hartbelag 18% 68 km
…davon Wanderwege 77% 289 km
…davon Wanderpfade 5% 19 km
Höhenmeter im Aufstieg 6566 m
Höhenmeter im Abstieg 6790 m
Tagesetappen gesamt 19
…davon Wandertage 18
…davon Ruhetage (ZeroDay) 1
…davon Sonnentage 12
…davon Regentage 7
…davon bedeckte Tage 0
…davon < 15 km (NeroDay) 3
…davon 15 - 19 km 2
…davon 20 - 29 km 11
…davon 30 - 39 km 2
…davon >= 40 km 0
Längste Tagesetappe 31 km
Kürzeste Tagesetappe 6 km (letzte Tagesetappe nach Passau)
Tagesdurchschnitt …
…mit Ruhetagen 19,8 km/Tag
…ohne Ruhetage 20,9 km/Tag
Übernachtungen gesamt 18
…davon in Schutzhütte 4
…davon im Tarp im Freien 2 (Wildcampen)
…davon im Tarp auf Campingplatz 2
…davon im Gasthof 5
…davon im Hotel 3
…davon in Ferienwohnung 1
…davon in Bushaltestelle 1
Tracks und Bilder
Wie immer gibt es am Ende des Berichts noch einen Hinweis auf wichtige Daten meiner Wandertour. Das sind vor allem meine eigenen Tracks, die ich zur Navigation verwendet habe. Die Daten können heruntergeladen werden.
Auf der rechten Seite meines Blogs befindet sich das Tourenverzeichnis. Hinter der Zeichenkette "GPX" versteckt sich in den meisten Fällen ein Link, der in ein GoogleDrive-Verzeichnis verzweigt. In diesem Verzeichnis ist eine Datei zu finden. Diese Datei enthält die Tracks der Wandertour. WT069_DE_Goldsteig_Tracks.gpx
Zum Schluss habe ich noch wesentlich mehr Bilder, die die schönsten Momente
dieser Wanderung festhalten. Der Link verzweigt in ein
GoogleDrive-Verzeichnis
WT069_DE_Goldsteig_Südroute_Bilder
Zusätzlich befindet sich auf der rechten Seite meines Blogs im
Tourenverzeichnis die Zeichenkette "Bilder", hinter der sich ebenfalls
dieser Link zu den Bildern dieser Wandertour befindet.
Fazit
Die Markierungen sind in beiden Richtungen sehr zahlreich. Einige Markierungen hätten eingespart werden können, wenn die Positionen für die Markierungen besser ausgewählt worden wären.
Werden die Ortsdurchquerungen nicht mitgerechnet, ist der Straßenanteil äußerst gering. Das erreichten die Organisatoren des Wanderweges durch unzählige Wiesenwege. Durch Wiesenwege werden Wanderwege miteinander verbunden, die sonst nur über Straßen erreicht werden können. Das kenne ich so von keinem anderen Wanderweg in Deutschland.
Alle Wanderwege waren auch um diese Jahreszeit (Mai/Juni), der Hauptwachstumsperiode von Gräsern, sehr gut begehbar.
Die Ortschaften machen einen gepflegten Eindruck. Verfallene Häuser sind äußerst selten zu sehen. Die Straßen sind in einem Topzustand. Kein Vergleich mit den Straßen im Osten von Deutschland.
Die Landschaft ist atemberaubend und hält fast jeden Tag eine Überraschung bereit. Geschädigte Bäume, wie im Harz, konnte ich keine entdecken.
Kein einziges Windrad habe ich während der Dauer der Wandertour gesehen. Die Bayern lassen offenbar nicht zu, dass ihre Landschaften durch Windräder verschandelt werden. Gleichwohl habe ich den Eindruck, dass in Bayern gefühlt mehr Solarzellen auf den Dächern verbaut sind, als in anderen Teilen von Deutschland.
Auffallend waren die vielen und großen Holzstapel an den Häusern in den Ortschaften. Offenbar wird noch viel mit Holz geheizt.
Die bayerische Gaststättenkultur ist sprichwörtlich. Davon konnte ich mich mehrmals selbst überzeugen. Gaststättenbesuche besitzen teilweise Volksfestcharakter.
Am Goldsteig gibt es wenige Schutzhütten und Campingplätze. Warum das so ist, konnte ich nicht ergründen. Vielleicht ist das Absicht und Wanderer sollen in den Pensionen, Gasthöfen und Hotels übernachten, die es in vielen Ortschaften gibt.
Die Versorgung mit Lebensmitteln und Getränken ist kein Problem. Maximal für 2 Tage müssen Lebensmittel "gebunkert" werden.
Romy
==> Hier erscheint demnächst Romy’s Fazit …
Ausblick
Irgendwann werde ich auch noch die Nordroute wandern, wenn das mein Alter und meine Gesundheit zulässt. Man wird ja schließlich nicht jünger.
Wann das sein wird, entscheide ich vielleicht ganz kurzfristig.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen