1) Phase 1 - Grobplanung
Bei der Grobplanung meiner Wandertouren lasse ich mich von den unterschiedlichsten Gesichtspunkten leiten.
Bei der Grobplanung meiner Wandertouren lasse ich mich von den unterschiedlichsten Gesichtspunkten leiten.
Hinweis: Zu bestimmten Punkten der Grobplanung gibt es Nachträge. Diese Punkte sind im nachfolgenden Inhaltsverzeichnis mit (N)
gekennzeichnet. Die Zahl hinter dem Buchstaben gibt die Anzahl der
Nachträge an. In den Nachträgen ergänze oder korrigiere ich meine
Aussagen.
Inhaltsverzeichnis
1)
Idee - Was ist gut für mich?
2) Region/Land - Wo soll es hingehen?
3) Jahreszeit - Wann ist ein günstiger Zeitpunkt?
4) Streckenlänge - Wie lang soll die Wandertour sein?
5) Streckenprofil - Will ich eine Wandertour mit vielen Höhenmetern machen?
6) Streckentyp - Will ich mich nur auf markierten Wanderwegen bewegen?
7) Massenwanderung - Will ich andere Wanderer/Menschen treffen?
8) Gruppendynamik - Everybody must go his own hike!
9) Sicherheit - Was muss ich beachten?
10) Fazit - Habe ich eine interessante Wandertour gefunden?
1) Idee - Was ist gut für mich?
Bei der Planung meiner Wandertouren gibt es keine To-Do-Liste, die ich unbedingt abarbeiten muss, um mir oder anderen etwas zu beweisen. Wichtig ist für mich, dass es Spaß macht. Zusätzlich spielen sportliche Gründe eine Rolle, weil ich im Alter einigermaßen fit bleiben will. Oft werde ich auf meinen Wandertouren, speziell auf den Pilgerwegen, gefragt, warum ich das mache. Meine Standardantwort ist, dass ich das hauptsächlich aus sportlichen Gründen tue. Dann kommt natürlich noch zusätzlich das Naturerlebnis hinzu.
In den letzten Jahren hat sich eine bestimmte Vorgehensweise herausgebildet.
Rund um meinen Heimatort und im Harz bestreite ich viele Tageswanderungen. Manche Tageswanderungen bestritt ich in den letzten 5 Jahren schon mehr als zwanzigmal.
In den Mittelgebirgen Ostdeutschlands (Harz, Thüringer Wald, Erzgebirge) plane ich Mehrtageswanderungen von maximal 2-14 Tagen. Auch bei den Mehrtageswanderungen gibt es einige Wandertouren, wie den Harzer Hexenstieg (96 km, 3 Tage), die ich schon mehrmals gegangen bin. Diese Wandergebiete kann ich sehr schnell mit dem Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Der Planungsaufwand ist deshalb relativ gering. Auf Mehrtageswanderungen teste ich meine Ausrüstung.
An Langstreckenwanderungen taste ich mich sehr vorsichtig heran. Da ist der Planungsaufwand sehr viel höher. Aber die Vorbereitung einer Langstreckenwanderung macht unheimlich viel Spaß und gehört für mich definitiv zu einem Projekt einer Langstreckenwanderung dazu.
2) Region/Land - Wo soll es hingehen?
Bei der Auswahl der Region/des Landes spielen meine persönlichen Vorlieben eine große Rolle.
Da steht Norwegen an erster Stelle, gefolgt von den anderen Ländern Skandinaviens (Schweden, Finnland, Dänemark, Island). So absolvierte ich meine erste Solo-Langstreckenwanderung (Olavsweg, 643 km, Juli 2017) in Norwegen.
Auch Deutschland ist ein fantastisches Wanderland, wo es noch viele „Ecken“ gibt, in die mich meine Füße noch nicht trugen. Deutschland hat gegenüber den skandinavischen Ländern aber den Vorteil, dass die Touren sehr „zivisilationsnah“ durchgeführt werden können. Bei auftretenden Problemen ist die nächste Ortschaft nicht weit entfernt. Ein Verlaufen ist fast unmöglich. Auch die Anreise zum Startpunkt der Wandertour und die Abreise vom Zielpunkt der Wandertour dürfte durch das dichte Verkehrsnetz (Bahn, Bus) in Deutschland kein Problem darstellen. Ich nutze Wandertouren in Deutschland vor allem für den Test von neuen Ausrüstungsgegenständen und zur Vorbereitung auf Langstreckenwanderungen im Ausland.
Die drei großen Trails in den USA (Appalachian Trail (AT, 3340 km), Pacific Crest Trail (PCT, 4260 km), Continental Divide Trail (CDT, 5000 km)) interessieren mich natürlich auch. Aber diese langen Wandertouren sind im Moment noch nicht in meiner Planung.
3) Jahreszeit - Wann ist eine günstige Zeit?
Bei der Beachtung der Jahreszeit steht bei mir immer der Gedanke im Vordergrund, dass die Übernachtung möglichst im Freien im Zelt oder Tarp erfolgen soll.
Das späte Frühjahr (Apri bis Juni), der Sommer (Juni bis September) und der frühe Herbst (September, Oktober) dürften für eine Übernachtung im Freien mit der richtigen Ausrüstung keine Probleme bereiten.
Eine Langstreckenwanderung im Februar und März durchführen, geht das?
Ja, aber nicht unbedingt in Mittel- oder Nordeuropa. Da herrscht um diese Zeit tiefster Winter, mit viel Schnee und ordentlichen Minusgraden. Im Moment plane ich keine Winterwanderungen, obwohl ich mir das auch sehr interessant vorstellen kann. Ähnlich verhält es sich mit den Monaten November und Dezember.
Also bleibt für diese Zeiträume, wenn man nicht so weit reisen will, nur Südeuropa, speziell Spanien.
Im Februar/März 2018 führte ich deshalb eine Langstreckenwanderung in Spanien (Jakobsweg Via de la Plata, 980 km) durch. In meinem Bericht zu dieser Wandertour könnt ihr auch nachlesen, welche Temperaturen ich zu dieser Zeit auf dem Jakobsweg antraf und wie ich übernachtete.
4) Streckenlänge - Wie lang soll die Wandertour sein?
Ein weiterer Gesichtspunkt ist die Streckenlänge. Im Augenblick plane ich Langstreckenwanderungen nur bis zu einer Streckenlänge von ca. 1000 km. Das hat mehrere Gründe. Einmal ist da mein Alter. Ich betrachte mich selbst noch als Anfänger im Bereich des Langstreckenwanderns und muss schauen, wie mein Körper eine Dauerbelastung über mehrere Wochen verkraftet. Zum anderen bin ich familiär sehr stark eingebunden, so dass ich nicht immer Zeit für mein Hobby finden kann.
5) Streckenprofil - Will ich eine Wandertour mit vielen Höhenmetern machen?
Ich suche mir Wandertouren aus, bei denen nicht übermäßig viele Höhenmeter bewältigt werden müssen. Ich bin ganz klar keine „Bergziege“. Eine Alpenüberquerung, für die viele Wanderer schwärmen, steht daher vorerst nicht auf meinen Plänen. Für mich reichen die Berge, die meine ausgewählten Wandertouren so mit sich bringen. Bei der Planung einer Wandertour muss ich also darauf achten, dass nicht so viele Höhenmeter absolviert werden müssen. Für mich ist das ein ganz wichtiges Auswahlkriterium.
6) Streckentyp - Will ich mich nur auf markierten Wanderrouten bewegen?
Aus dem Internet und von Gesprächen mit anderen Wanderern weiß ich, dass viele Wanderer die Routen für ihre Langstreckenwanderungen oft durch „zusammenstückeln“ von vorhandenen markierten Wanderwegen bilden. Noch fehlende Stücke der geplanten Wanderroute werden dann durch frei geplante Verbindungsrouten ergänzt. Die markierten Wanderwege besitzen den Vorteil, dass man einfach nur den Markierungen folgen muss. Für viele markierte Wanderwege gibt es überdies sehr gut Wanderführer, die noch zusätzliche Informationen enthalten (Wasserstellen, Unterkünfte, Einkaufsmöglichkeiten, Gaststätten, Sehenswürdigkeiten usw.). Der Olavsweg (643 km) in Norwegen und der Jakobsweg Via de la Plata (980 km) in Spanien sind solche hervorragend markierten Wanderwege. Für den Anfänger im Bereich des Langstreckenwanderns ist das ein sehr guter Einstieg. Die Navigation ist einfach und stellt den Anfänger vor keine großen Probleme. Für beide Wanderwege gibt es ausgezeichnete Wanderführer der OUTDOOR-Reihe des Conrad-Stein-Verlags. Landkarten sind daher auf beiden Wanderwegen nicht erforderlich.
Die großen amerikanischen Trails (siehe oben) sind ebenfalls solche weitestgehend markierten Langstreckenwanderungen. Vom Appalachian Trail weiß ich, dass es einen Wanderführer gibt, der meter- und kilometergenau jede Wasserstelle, jede Übernachtungsmöglichkeit, jede Einkaufsmöglichkeit usw. enthält. Bei diesen Trails ist es aber die unglaubliche Streckenlänge (siehe oben), der die Bewältigung so schwierig macht.
Das Non-Plus-Ultra des Langstreckenwanderns sind für mich aber die frei geplanten Wandertouren.
Was sind frei geplante Wandertouren in meinem Sprachgebrauch?
Das werde ich am Beispiel der NPL-Wandertour (Norge pa langs, Norwegen der Länge nach, ca. 2500 km) in Norwegen erläutern. Das ist die klassische norwegische Langstreckenwanderung, die sowohl im Sommer als auch im Winter begangen wird. Die Idee ist es, vom südlichsten Punkt Norwegens, dem Leuchtturm am Kap Lindesnes, bis hinauf zum nördlichsten Punkt Norwegens, dem Nordkap, oder auch umgekehrt, zu laufen. Es gibt keine fest definierten Regeln und auch keine Stempel, die man sich abholen kann. Es gibt keine feste und markierte Route und es gibt keinen Wanderführer. Wer sich an diese Wandertour wagt, muss sich alle Informationen selbst besorgen. Informationen auf Deutsch sind nur sehr schwer zu finden. Im Internet, bei den Veteranen der NPL-Wandertour, kann man sich evtl. Informationen beschaffen, welchen Weg sie gegangen sind. Tracks fand ich keine. So muss sich jeder seine eigene NPL-Wanderroute zusammenstellen.
Eine inoffizielle norwegische Internetseite zum Thema NPL wird vom Norweger Odd Vinje gepflegt und findet sich unter www.norgepaalangs.info. Auf der Liste stehen derzeit (Stand Februar 2019) etwa 415 Wanderer, die bisher NPL geplant bzw. absolvierten und von denen man weiß. Einige Deutsche sind auch dabei, aber um die zu zählen reichen zwei Hände aus.
Eines der Hauptprobleme bei den frei geplanten Wandertouren ist die Navigation.
Wie orientiere ich mich?
Die Tageswanderungen an meinem Wohnort sind alles frei geplante Wandertouren. Da gibt es aber wegen meiner Ortskenntnis überhaupt keine Orientierungsschwierigkeiten. Die Tageswanderungen im Harz sind ebenfalls alle frei geplante Wandertouren, verlaufen aber zum Teil auf markierten Wanderwegen. Für die Orientierung ist das uninteressant, weil ich für diese Tageswanderungen generell mit dem Navigationsgerät unterwegs bin.
Bei den Mehrtageswanderungen bewege ich mich entweder nur auf markierten Wanderwegen (Harzer Hexenstieg, Rennsteig, Kammweg im Erzgebirge) oder nur auf frei geplanten Wandertouren. Für die meisten markierten Wanderwege besitze ich einen Wanderführer. Bei den frei geplanten Mehrtageswanderungen gebe ich nur den Startpunkt und den Zielpunkt an. Die Wanderroute bestimmt meine Planungssoftware BaseCamp nach bestimmten Kriterien. Eines der Kriterien ist die kürzeste Strecke. Im Harz gibt es mehrere frei geplante Mehrtageswanderungen, auf denen ich bestimmte Dinge ausprobiere (Ausrüstung, Übernachtung, Navigation, Versorgung).
In Zukunft will ich mein Augenmerk verstärkt auf frei geplante Langstreckenwanderungen legen.
Ein weiteres Problem bei frei geplanten Langstreckenwanderungen ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln.
Wie versorge ich mich, wenn die Route so verläuft, dass ich nicht unbedingt an jedem Tag an einer Einkaufsmöglichkeit vorbeikomme?
Auch auf dieses Problem werde ich in der 2.Phase der Tourenplanung, der Feinplanung, näher eingehen.
7) Massenwanderung - Will ich andere Wanderer/Menschen treffen?
Auf dem Jakobsweg Camino Frances, dem bekanntesten Jakobsweg in Spanien, sind 2017 ca. 180000 ankommende Wanderer in Santiago de Compostela gezählt wurden. Da sind die Wanderer nicht dabei, die sich nicht registrieren lassen wollten. Sonst wäre diese Zahl noch höher. Diese Zahl steigt jedes Jahr signifikant an. Auf dem Jakobsweg Via de la Plata in Spanien wurden 2017 nur ca. 9100 ankommende Wanderer registriert. Diese Zahl ist in den letzten zehn Jahren annähernd konstant geblieben und schwankt so um den Wert 9000.
Muss ich noch mehr Zahlen aufführen?
Nun wisst ihr, warum ich den Jakobsweg Camino Frances erstmal nicht wandern werde. Ich mag keinen Massenauflauf. Zu bestimmten Jahreszeiten muss das ganz extrem sein. Deshalb suchte ich mir für meine Langstreckenwanderung in Spanien auf dem Jakobsweg Via de la Plata auch den Zeitraum Februar/März aus. Dort herrschen um diese Zeit Temperaturen von -2°C (in der Nacht in der Extremadura) bis 16°C (tagsüber in Sevilla in Andalusien). Zusätzlich ist in diesem Zeitraum Regenzeit in den Regionen, durch die der Jakobsweg verläuft. Das schreckt viele Wanderer ab. Wenn ich überdenke, wen ich so unterwegs und in den Herbergen traf, komme ich auf insgesamt 7 Wanderer. Das ist ok für mich.
Ähnlich verhält es sich mit dem Olavsweg in Norwegen. Dort war ich in der Hauptwanderzeit im Juli unterwegs. An den ersten 5 Tagen, bis zur Pilgerherberge in Hamar, traf ich keinen einzigen Wanderer. Später wurde mir klar, warum das so ist. Viele Wanderer steigen erst in Hamar oder in Lillehammer in den Olavsweg ein. Der Grund sind die vielen Kilometer, die auf Straßen und Radwegen zurückgelegt werden müssen. Das mögen viele Wanderer nicht. Trotzdem traf ich während der ganzen Zeit nicht mehr als 10 Wanderer. Auch dieser Wanderweg ist noch nicht so überlaufen.
Aus diesen zwei Beispielen ist ersichtlich, dass ich dem Massentourismus möglichst aus dem Weg gehen will. Das erreiche ich, erstens durch die Wahl des Wanderweges und zweitens durch die Wahl des Zeitraums. Den Vorteil, dem Massentourismus aus dem Weg zu gehen, erkaufe ich mir allerdings durch Nachteile, wie der ungünstigen Temperaturen oder der Regenzeit. Mit einer entsprechenden Ausrüstung ist das allerdings kein Problem für mich.
8) Gruppendynamik - Everybody must go his own hike!
In der Wanderszene gibt es ein Grundgesetz, das da lautet: „Everybody must go his own hike“ (Jeder muss seine eigene Wanderung machen).
Die Beantwortung dieser Frage hängt sehr eng mit dem vorherigen Punkt zusammen. Je mehr Wanderer auf der gleichen Wandertour unterwegs sind, umso mehr Wanderer trifft man unterwegs. Ich bin schon oft von anderen Wanderern gefragt wurden, ob sie mit mir ein Stück gemeinsam gehen können. Selber stelle ich diese Frage sehr selten, weil ich die Problematik kenne, die dahinter steckt. Wenn ich aber explizit gefragt werde, lehne ich das in der Regel nicht ab. Sobald zwei Wanderer oder sogar eine ganze Gruppe gemeinsam unterwegs sind, entsteht eine eigenartige Gruppendynamik, der man sich nur schwer entziehen kann. Solche Gruppen entstehen oft durch Zufall, einfach weil man sich unterwegs trifft. Niemand will eine Schwäche eingestehen und vielleicht eine zusätzliche Pause einfordern, obwohl er sie dringend bräuchte. Dadurch entsteht oft ein hohes Wandertempo, dass man alleine so nicht anschlagen würde. Nach der Tagesetappe ist die Erschöpfung oft größer als sonst und man grübelt über die Ursachen nach. Umgekehrt ist es ähnlich. Viele und lange Pausen bzw. ein zu langsames Gehtempo auf einer Tagesetappe führen dazu, dass das selbst gesteckte Tagesziel nicht erreicht wird und der geplante zeitliche Ablauf der gesamten Wandertour in Gefahr gerät.
Diese beiden Situationen erlebte ich schon öfters und zog daraus meine Lehren. Wenn Wanderer zu schnell für mich sind, lasse ich sie einfach ziehen und lege demonstrativ eine zusätzliche Pause ein. Wenn Wanderer dagegen zu langsam sind, dann lasse ich einfach eine Pause aus und erhöhe kurzzeitig mein Gehtempo. Zusätzlich sage ich den betroffenen Personen sehr offen und ehrlich den Grund für meine Entscheidung, alleine weiter zu gehen. Solche Situationen sind dann manchmal sehr unangenehm, aber es muss sein. Da hilft nur Konsequenz. Andererseits gibt es überhaupt keine Probleme, wenn ein anderer Wanderer ebenso mit mir verfährt. Da zählt nur Offenheit und Ehrlichkeit. Genau dieses Verhalten musste ich auf meinen Langstreckenwanderungen erst lernen.
Wandere ich lieber alleine? Die Antwort ist also ein klares „Ja“.
Trotzdem bin ich auch gerne in Gruppen unterwegs. Das ist jetzt kein Widerspruch. Wenn ich in Gruppen unterwegs bin, meistens privat und nicht auf meinen Langstreckenwanderungen, lasse ich mich bewusst auf die Gegebenheiten der jeweiligen Gruppe ein. Evtl. aufkommende Probleme (Länge der Wanderstrecke, Pausenhäufigkeit, Wandertempo, Struktur der Gruppe usw.) kläre ich dann gerne im Vorfeld ab. So weiß jeder, was er zu erwarten hat und kann entsprechend reagieren.
Was passiert, wenn die in diesem Punkt genannten Probleme nicht beachtet werden?
Das konnte ich beim Wandermarathon „Rund um Kulmbach“ im April 2016 über 42 km am eigenen Leib erfahren. An dem Wandermarathon nahmen ca. 500 Wanderer teil. Nach dem Start wollte jeder Wanderer erstmal seine Position finden. Dementsprechend hoch war das Anfangstempo. Nachdem sich die Situation beruhigt hatte, fing ich an mein Tempo zu erhöhen, angestachelt von den vor mir laufenden Wanderern und von meinem sportlichen Ehrgeiz. Nachdem ich die ersten Wanderer überholt hatte, ließ ich mich dazu hinreißen, so weiter zu machen. Ich bin ein Tempo gegangen, das ich bei meinen Solo-Wanderungen sonst überhaupt nicht anschlage. Zusätzlich ernährte ich mich falsch, d.h. ich trank und aß zu wenig. Nach 25 km kam der Scharfrichter. Wegen schwerer Wadenkrämpfe musste ich den Wandermarathon beenden und mit dem Besenwagen zum Zielpunkt fahren. Dieses negative Erlebnis ist auf meinen Langstreckenwanderungen immer im Hinterkopf. Deshalb höre ich sehr genau auf die Signale meines Körpers, um entsprechend reagieren zu können.
9) Sicherheit - Was muss ich beachten?
Auf meinen Wandertouren fühlte ich mich noch nie unsicher. Nicht in Deutschland und auch nicht im Ausland. Politisch brisante Regionen der Welt meide ich konsequent, mögen sie wandertechnisch auch noch so interessant sein.
„Wilde“ Tiere stellen für mich aktuell auch kein Problem dar. Am Anfang waren freilaufende Hunde, speziell in Deutschland und Spanien, ein Problem. Mittlerweile weiß ich aber, wie ich mich da verhalten muss. Da ich schon das eine oder andere Erlebnis mit freilaufenden Hunden und auch mit der besonderen Spezies der Hundebesitzer hatte, konnte ich umfangreiche Erfahrungen sammeln.
Für den seltenen Fall, dass ich mich auf einer Wandertour schwer verletze und nicht sofort Hilfe da ist (keine anderen Personen, kein Handy-Empfang), besitze ich einen kleinen satellitengestützten Notsender. Mit Hilfe des Notsenders kann ich ein SOS-Signal absenden, das an eine Zentrale in den USA weitergeleitet wird. Diese Zentrale informiert anhand der Koordinaten, die der Notsender sendet, die örtlichen Rettungsorgane über den Notfall. Die örtlichen Rettungsorgane leiten dann die notwendigen Rettungsmaßnahmen ein.
Das SOS-Signal musste ich noch nie absenden.
10) Fazit - Habe ich eine interessante Wandertour gefunden?
Wenn ich eine Wandertour gefunden habe, die meinen Vorstellungen entspricht, geht es an die Feinplanung der Wandertour.
Das Ergebnis muss nicht unbedingt alle oben aufgeführten Kriterien erfüllen. Ausnahmen bestätigen die Regel, wie es so schön heißt.
2) Region/Land - Wo soll es hingehen?
3) Jahreszeit - Wann ist ein günstiger Zeitpunkt?
4) Streckenlänge - Wie lang soll die Wandertour sein?
5) Streckenprofil - Will ich eine Wandertour mit vielen Höhenmetern machen?
6) Streckentyp - Will ich mich nur auf markierten Wanderwegen bewegen?
7) Massenwanderung - Will ich andere Wanderer/Menschen treffen?
8) Gruppendynamik - Everybody must go his own hike!
9) Sicherheit - Was muss ich beachten?
10) Fazit - Habe ich eine interessante Wandertour gefunden?
1) Idee - Was ist gut für mich?
Bei der Planung meiner Wandertouren gibt es keine To-Do-Liste, die ich unbedingt abarbeiten muss, um mir oder anderen etwas zu beweisen. Wichtig ist für mich, dass es Spaß macht. Zusätzlich spielen sportliche Gründe eine Rolle, weil ich im Alter einigermaßen fit bleiben will. Oft werde ich auf meinen Wandertouren, speziell auf den Pilgerwegen, gefragt, warum ich das mache. Meine Standardantwort ist, dass ich das hauptsächlich aus sportlichen Gründen tue. Dann kommt natürlich noch zusätzlich das Naturerlebnis hinzu.
In den letzten Jahren hat sich eine bestimmte Vorgehensweise herausgebildet.
Rund um meinen Heimatort und im Harz bestreite ich viele Tageswanderungen. Manche Tageswanderungen bestritt ich in den letzten 5 Jahren schon mehr als zwanzigmal.
In den Mittelgebirgen Ostdeutschlands (Harz, Thüringer Wald, Erzgebirge) plane ich Mehrtageswanderungen von maximal 2-14 Tagen. Auch bei den Mehrtageswanderungen gibt es einige Wandertouren, wie den Harzer Hexenstieg (96 km, 3 Tage), die ich schon mehrmals gegangen bin. Diese Wandergebiete kann ich sehr schnell mit dem Auto und öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Der Planungsaufwand ist deshalb relativ gering. Auf Mehrtageswanderungen teste ich meine Ausrüstung.
An Langstreckenwanderungen taste ich mich sehr vorsichtig heran. Da ist der Planungsaufwand sehr viel höher. Aber die Vorbereitung einer Langstreckenwanderung macht unheimlich viel Spaß und gehört für mich definitiv zu einem Projekt einer Langstreckenwanderung dazu.
2) Region/Land - Wo soll es hingehen?
Bei der Auswahl der Region/des Landes spielen meine persönlichen Vorlieben eine große Rolle.
Da steht Norwegen an erster Stelle, gefolgt von den anderen Ländern Skandinaviens (Schweden, Finnland, Dänemark, Island). So absolvierte ich meine erste Solo-Langstreckenwanderung (Olavsweg, 643 km, Juli 2017) in Norwegen.
Auch Deutschland ist ein fantastisches Wanderland, wo es noch viele „Ecken“ gibt, in die mich meine Füße noch nicht trugen. Deutschland hat gegenüber den skandinavischen Ländern aber den Vorteil, dass die Touren sehr „zivisilationsnah“ durchgeführt werden können. Bei auftretenden Problemen ist die nächste Ortschaft nicht weit entfernt. Ein Verlaufen ist fast unmöglich. Auch die Anreise zum Startpunkt der Wandertour und die Abreise vom Zielpunkt der Wandertour dürfte durch das dichte Verkehrsnetz (Bahn, Bus) in Deutschland kein Problem darstellen. Ich nutze Wandertouren in Deutschland vor allem für den Test von neuen Ausrüstungsgegenständen und zur Vorbereitung auf Langstreckenwanderungen im Ausland.
Die drei großen Trails in den USA (Appalachian Trail (AT, 3340 km), Pacific Crest Trail (PCT, 4260 km), Continental Divide Trail (CDT, 5000 km)) interessieren mich natürlich auch. Aber diese langen Wandertouren sind im Moment noch nicht in meiner Planung.
3) Jahreszeit - Wann ist eine günstige Zeit?
Bei der Beachtung der Jahreszeit steht bei mir immer der Gedanke im Vordergrund, dass die Übernachtung möglichst im Freien im Zelt oder Tarp erfolgen soll.
Das späte Frühjahr (Apri bis Juni), der Sommer (Juni bis September) und der frühe Herbst (September, Oktober) dürften für eine Übernachtung im Freien mit der richtigen Ausrüstung keine Probleme bereiten.
Eine Langstreckenwanderung im Februar und März durchführen, geht das?
Ja, aber nicht unbedingt in Mittel- oder Nordeuropa. Da herrscht um diese Zeit tiefster Winter, mit viel Schnee und ordentlichen Minusgraden. Im Moment plane ich keine Winterwanderungen, obwohl ich mir das auch sehr interessant vorstellen kann. Ähnlich verhält es sich mit den Monaten November und Dezember.
Also bleibt für diese Zeiträume, wenn man nicht so weit reisen will, nur Südeuropa, speziell Spanien.
Im Februar/März 2018 führte ich deshalb eine Langstreckenwanderung in Spanien (Jakobsweg Via de la Plata, 980 km) durch. In meinem Bericht zu dieser Wandertour könnt ihr auch nachlesen, welche Temperaturen ich zu dieser Zeit auf dem Jakobsweg antraf und wie ich übernachtete.
4) Streckenlänge - Wie lang soll die Wandertour sein?
Ein weiterer Gesichtspunkt ist die Streckenlänge. Im Augenblick plane ich Langstreckenwanderungen nur bis zu einer Streckenlänge von ca. 1000 km. Das hat mehrere Gründe. Einmal ist da mein Alter. Ich betrachte mich selbst noch als Anfänger im Bereich des Langstreckenwanderns und muss schauen, wie mein Körper eine Dauerbelastung über mehrere Wochen verkraftet. Zum anderen bin ich familiär sehr stark eingebunden, so dass ich nicht immer Zeit für mein Hobby finden kann.
5) Streckenprofil - Will ich eine Wandertour mit vielen Höhenmetern machen?
Ich suche mir Wandertouren aus, bei denen nicht übermäßig viele Höhenmeter bewältigt werden müssen. Ich bin ganz klar keine „Bergziege“. Eine Alpenüberquerung, für die viele Wanderer schwärmen, steht daher vorerst nicht auf meinen Plänen. Für mich reichen die Berge, die meine ausgewählten Wandertouren so mit sich bringen. Bei der Planung einer Wandertour muss ich also darauf achten, dass nicht so viele Höhenmeter absolviert werden müssen. Für mich ist das ein ganz wichtiges Auswahlkriterium.
6) Streckentyp - Will ich mich nur auf markierten Wanderrouten bewegen?
Aus dem Internet und von Gesprächen mit anderen Wanderern weiß ich, dass viele Wanderer die Routen für ihre Langstreckenwanderungen oft durch „zusammenstückeln“ von vorhandenen markierten Wanderwegen bilden. Noch fehlende Stücke der geplanten Wanderroute werden dann durch frei geplante Verbindungsrouten ergänzt. Die markierten Wanderwege besitzen den Vorteil, dass man einfach nur den Markierungen folgen muss. Für viele markierte Wanderwege gibt es überdies sehr gut Wanderführer, die noch zusätzliche Informationen enthalten (Wasserstellen, Unterkünfte, Einkaufsmöglichkeiten, Gaststätten, Sehenswürdigkeiten usw.). Der Olavsweg (643 km) in Norwegen und der Jakobsweg Via de la Plata (980 km) in Spanien sind solche hervorragend markierten Wanderwege. Für den Anfänger im Bereich des Langstreckenwanderns ist das ein sehr guter Einstieg. Die Navigation ist einfach und stellt den Anfänger vor keine großen Probleme. Für beide Wanderwege gibt es ausgezeichnete Wanderführer der OUTDOOR-Reihe des Conrad-Stein-Verlags. Landkarten sind daher auf beiden Wanderwegen nicht erforderlich.
Die großen amerikanischen Trails (siehe oben) sind ebenfalls solche weitestgehend markierten Langstreckenwanderungen. Vom Appalachian Trail weiß ich, dass es einen Wanderführer gibt, der meter- und kilometergenau jede Wasserstelle, jede Übernachtungsmöglichkeit, jede Einkaufsmöglichkeit usw. enthält. Bei diesen Trails ist es aber die unglaubliche Streckenlänge (siehe oben), der die Bewältigung so schwierig macht.
Das Non-Plus-Ultra des Langstreckenwanderns sind für mich aber die frei geplanten Wandertouren.
Was sind frei geplante Wandertouren in meinem Sprachgebrauch?
Das werde ich am Beispiel der NPL-Wandertour (Norge pa langs, Norwegen der Länge nach, ca. 2500 km) in Norwegen erläutern. Das ist die klassische norwegische Langstreckenwanderung, die sowohl im Sommer als auch im Winter begangen wird. Die Idee ist es, vom südlichsten Punkt Norwegens, dem Leuchtturm am Kap Lindesnes, bis hinauf zum nördlichsten Punkt Norwegens, dem Nordkap, oder auch umgekehrt, zu laufen. Es gibt keine fest definierten Regeln und auch keine Stempel, die man sich abholen kann. Es gibt keine feste und markierte Route und es gibt keinen Wanderführer. Wer sich an diese Wandertour wagt, muss sich alle Informationen selbst besorgen. Informationen auf Deutsch sind nur sehr schwer zu finden. Im Internet, bei den Veteranen der NPL-Wandertour, kann man sich evtl. Informationen beschaffen, welchen Weg sie gegangen sind. Tracks fand ich keine. So muss sich jeder seine eigene NPL-Wanderroute zusammenstellen.
Eine inoffizielle norwegische Internetseite zum Thema NPL wird vom Norweger Odd Vinje gepflegt und findet sich unter www.norgepaalangs.info. Auf der Liste stehen derzeit (Stand Februar 2019) etwa 415 Wanderer, die bisher NPL geplant bzw. absolvierten und von denen man weiß. Einige Deutsche sind auch dabei, aber um die zu zählen reichen zwei Hände aus.
Eines der Hauptprobleme bei den frei geplanten Wandertouren ist die Navigation.
Wie orientiere ich mich?
Die Tageswanderungen an meinem Wohnort sind alles frei geplante Wandertouren. Da gibt es aber wegen meiner Ortskenntnis überhaupt keine Orientierungsschwierigkeiten. Die Tageswanderungen im Harz sind ebenfalls alle frei geplante Wandertouren, verlaufen aber zum Teil auf markierten Wanderwegen. Für die Orientierung ist das uninteressant, weil ich für diese Tageswanderungen generell mit dem Navigationsgerät unterwegs bin.
Bei den Mehrtageswanderungen bewege ich mich entweder nur auf markierten Wanderwegen (Harzer Hexenstieg, Rennsteig, Kammweg im Erzgebirge) oder nur auf frei geplanten Wandertouren. Für die meisten markierten Wanderwege besitze ich einen Wanderführer. Bei den frei geplanten Mehrtageswanderungen gebe ich nur den Startpunkt und den Zielpunkt an. Die Wanderroute bestimmt meine Planungssoftware BaseCamp nach bestimmten Kriterien. Eines der Kriterien ist die kürzeste Strecke. Im Harz gibt es mehrere frei geplante Mehrtageswanderungen, auf denen ich bestimmte Dinge ausprobiere (Ausrüstung, Übernachtung, Navigation, Versorgung).
In Zukunft will ich mein Augenmerk verstärkt auf frei geplante Langstreckenwanderungen legen.
Ein weiteres Problem bei frei geplanten Langstreckenwanderungen ist die Versorgung mit Nahrungsmitteln.
Wie versorge ich mich, wenn die Route so verläuft, dass ich nicht unbedingt an jedem Tag an einer Einkaufsmöglichkeit vorbeikomme?
Auch auf dieses Problem werde ich in der 2.Phase der Tourenplanung, der Feinplanung, näher eingehen.
7) Massenwanderung - Will ich andere Wanderer/Menschen treffen?
Auf dem Jakobsweg Camino Frances, dem bekanntesten Jakobsweg in Spanien, sind 2017 ca. 180000 ankommende Wanderer in Santiago de Compostela gezählt wurden. Da sind die Wanderer nicht dabei, die sich nicht registrieren lassen wollten. Sonst wäre diese Zahl noch höher. Diese Zahl steigt jedes Jahr signifikant an. Auf dem Jakobsweg Via de la Plata in Spanien wurden 2017 nur ca. 9100 ankommende Wanderer registriert. Diese Zahl ist in den letzten zehn Jahren annähernd konstant geblieben und schwankt so um den Wert 9000.
Muss ich noch mehr Zahlen aufführen?
Nun wisst ihr, warum ich den Jakobsweg Camino Frances erstmal nicht wandern werde. Ich mag keinen Massenauflauf. Zu bestimmten Jahreszeiten muss das ganz extrem sein. Deshalb suchte ich mir für meine Langstreckenwanderung in Spanien auf dem Jakobsweg Via de la Plata auch den Zeitraum Februar/März aus. Dort herrschen um diese Zeit Temperaturen von -2°C (in der Nacht in der Extremadura) bis 16°C (tagsüber in Sevilla in Andalusien). Zusätzlich ist in diesem Zeitraum Regenzeit in den Regionen, durch die der Jakobsweg verläuft. Das schreckt viele Wanderer ab. Wenn ich überdenke, wen ich so unterwegs und in den Herbergen traf, komme ich auf insgesamt 7 Wanderer. Das ist ok für mich.
Ähnlich verhält es sich mit dem Olavsweg in Norwegen. Dort war ich in der Hauptwanderzeit im Juli unterwegs. An den ersten 5 Tagen, bis zur Pilgerherberge in Hamar, traf ich keinen einzigen Wanderer. Später wurde mir klar, warum das so ist. Viele Wanderer steigen erst in Hamar oder in Lillehammer in den Olavsweg ein. Der Grund sind die vielen Kilometer, die auf Straßen und Radwegen zurückgelegt werden müssen. Das mögen viele Wanderer nicht. Trotzdem traf ich während der ganzen Zeit nicht mehr als 10 Wanderer. Auch dieser Wanderweg ist noch nicht so überlaufen.
Aus diesen zwei Beispielen ist ersichtlich, dass ich dem Massentourismus möglichst aus dem Weg gehen will. Das erreiche ich, erstens durch die Wahl des Wanderweges und zweitens durch die Wahl des Zeitraums. Den Vorteil, dem Massentourismus aus dem Weg zu gehen, erkaufe ich mir allerdings durch Nachteile, wie der ungünstigen Temperaturen oder der Regenzeit. Mit einer entsprechenden Ausrüstung ist das allerdings kein Problem für mich.
8) Gruppendynamik - Everybody must go his own hike!
In der Wanderszene gibt es ein Grundgesetz, das da lautet: „Everybody must go his own hike“ (Jeder muss seine eigene Wanderung machen).
Die Beantwortung dieser Frage hängt sehr eng mit dem vorherigen Punkt zusammen. Je mehr Wanderer auf der gleichen Wandertour unterwegs sind, umso mehr Wanderer trifft man unterwegs. Ich bin schon oft von anderen Wanderern gefragt wurden, ob sie mit mir ein Stück gemeinsam gehen können. Selber stelle ich diese Frage sehr selten, weil ich die Problematik kenne, die dahinter steckt. Wenn ich aber explizit gefragt werde, lehne ich das in der Regel nicht ab. Sobald zwei Wanderer oder sogar eine ganze Gruppe gemeinsam unterwegs sind, entsteht eine eigenartige Gruppendynamik, der man sich nur schwer entziehen kann. Solche Gruppen entstehen oft durch Zufall, einfach weil man sich unterwegs trifft. Niemand will eine Schwäche eingestehen und vielleicht eine zusätzliche Pause einfordern, obwohl er sie dringend bräuchte. Dadurch entsteht oft ein hohes Wandertempo, dass man alleine so nicht anschlagen würde. Nach der Tagesetappe ist die Erschöpfung oft größer als sonst und man grübelt über die Ursachen nach. Umgekehrt ist es ähnlich. Viele und lange Pausen bzw. ein zu langsames Gehtempo auf einer Tagesetappe führen dazu, dass das selbst gesteckte Tagesziel nicht erreicht wird und der geplante zeitliche Ablauf der gesamten Wandertour in Gefahr gerät.
Diese beiden Situationen erlebte ich schon öfters und zog daraus meine Lehren. Wenn Wanderer zu schnell für mich sind, lasse ich sie einfach ziehen und lege demonstrativ eine zusätzliche Pause ein. Wenn Wanderer dagegen zu langsam sind, dann lasse ich einfach eine Pause aus und erhöhe kurzzeitig mein Gehtempo. Zusätzlich sage ich den betroffenen Personen sehr offen und ehrlich den Grund für meine Entscheidung, alleine weiter zu gehen. Solche Situationen sind dann manchmal sehr unangenehm, aber es muss sein. Da hilft nur Konsequenz. Andererseits gibt es überhaupt keine Probleme, wenn ein anderer Wanderer ebenso mit mir verfährt. Da zählt nur Offenheit und Ehrlichkeit. Genau dieses Verhalten musste ich auf meinen Langstreckenwanderungen erst lernen.
Wandere ich lieber alleine? Die Antwort ist also ein klares „Ja“.
Trotzdem bin ich auch gerne in Gruppen unterwegs. Das ist jetzt kein Widerspruch. Wenn ich in Gruppen unterwegs bin, meistens privat und nicht auf meinen Langstreckenwanderungen, lasse ich mich bewusst auf die Gegebenheiten der jeweiligen Gruppe ein. Evtl. aufkommende Probleme (Länge der Wanderstrecke, Pausenhäufigkeit, Wandertempo, Struktur der Gruppe usw.) kläre ich dann gerne im Vorfeld ab. So weiß jeder, was er zu erwarten hat und kann entsprechend reagieren.
Was passiert, wenn die in diesem Punkt genannten Probleme nicht beachtet werden?
Das konnte ich beim Wandermarathon „Rund um Kulmbach“ im April 2016 über 42 km am eigenen Leib erfahren. An dem Wandermarathon nahmen ca. 500 Wanderer teil. Nach dem Start wollte jeder Wanderer erstmal seine Position finden. Dementsprechend hoch war das Anfangstempo. Nachdem sich die Situation beruhigt hatte, fing ich an mein Tempo zu erhöhen, angestachelt von den vor mir laufenden Wanderern und von meinem sportlichen Ehrgeiz. Nachdem ich die ersten Wanderer überholt hatte, ließ ich mich dazu hinreißen, so weiter zu machen. Ich bin ein Tempo gegangen, das ich bei meinen Solo-Wanderungen sonst überhaupt nicht anschlage. Zusätzlich ernährte ich mich falsch, d.h. ich trank und aß zu wenig. Nach 25 km kam der Scharfrichter. Wegen schwerer Wadenkrämpfe musste ich den Wandermarathon beenden und mit dem Besenwagen zum Zielpunkt fahren. Dieses negative Erlebnis ist auf meinen Langstreckenwanderungen immer im Hinterkopf. Deshalb höre ich sehr genau auf die Signale meines Körpers, um entsprechend reagieren zu können.
9) Sicherheit - Was muss ich beachten?
Auf meinen Wandertouren fühlte ich mich noch nie unsicher. Nicht in Deutschland und auch nicht im Ausland. Politisch brisante Regionen der Welt meide ich konsequent, mögen sie wandertechnisch auch noch so interessant sein.
„Wilde“ Tiere stellen für mich aktuell auch kein Problem dar. Am Anfang waren freilaufende Hunde, speziell in Deutschland und Spanien, ein Problem. Mittlerweile weiß ich aber, wie ich mich da verhalten muss. Da ich schon das eine oder andere Erlebnis mit freilaufenden Hunden und auch mit der besonderen Spezies der Hundebesitzer hatte, konnte ich umfangreiche Erfahrungen sammeln.
Für den seltenen Fall, dass ich mich auf einer Wandertour schwer verletze und nicht sofort Hilfe da ist (keine anderen Personen, kein Handy-Empfang), besitze ich einen kleinen satellitengestützten Notsender. Mit Hilfe des Notsenders kann ich ein SOS-Signal absenden, das an eine Zentrale in den USA weitergeleitet wird. Diese Zentrale informiert anhand der Koordinaten, die der Notsender sendet, die örtlichen Rettungsorgane über den Notfall. Die örtlichen Rettungsorgane leiten dann die notwendigen Rettungsmaßnahmen ein.
Das SOS-Signal musste ich noch nie absenden.
10) Fazit - Habe ich eine interessante Wandertour gefunden?
Wenn ich eine Wandertour gefunden habe, die meinen Vorstellungen entspricht, geht es an die Feinplanung der Wandertour.
Das Ergebnis muss nicht unbedingt alle oben aufgeführten Kriterien erfüllen. Ausnahmen bestätigen die Regel, wie es so schön heißt.
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