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Die wichtigen 3

In den folgenden Ausführungen beschreibe ich genau, in welchen Kategorien ich welche Veränderungen vornahm und warum. In meiner Excel-Packliste ließ ich noch die alten Ausrüstungsgegenstände stehen. So kann ich sehen, welche Entwicklung bei der Gewichtsreduzierung bestimmte Ausrüstungsgegenstände nahmen. Das ist hochinteressant und ringt mir jetzt im Nachhinein manchmal ein Schmunzeln ab.

Zu jeder Kategorie werde ich das Gesamtgewicht aufführen, das in die Packliste eingeht. Zusätzlich wird das Gewicht „Am Körper getragen“ angezeigt, was nicht zur Packliste zählt.

Bei der Beschreibung meiner aktuellen Packliste lasse ich mich von dem Gedanken leiten, dass ich eine Langstreckenwanderung plane, bei der ich ausnahmslos im Freien übernachten will und die vorzugsweise im Frühjahr, Sommer oder Herbst stattfinden soll.


Meine wichtigen 3 (Schuhe, Rucksack, Übernachtung)


Schuhe

Eine der wichtigsten Kategorien sind die Wanderschuhe. Für mich ist es die wichtigste Kategorie. Erfolg und Spaß beim Langstreckenwandern steht und fällt mit den richtigen Wanderschuhen.

Das Gewicht der Wanderschuhe wird nicht zum Basisgewicht gezählt. Trotzdem ist es von entscheidender Bedeutung, ob eine Langstreckenwanderung mit hohen Wanderschuhen bestritten wird, die beide jeweils fast 1 kg wiegen, oder ob Trailrunner verwendet werden, die beide knapp 300 g wiegen. Das Gewicht hängt an den Füßen und muß bei einer Tagesetappe von 30 km viele tausendmal angehoben und wieder abgesetzt werden. Da kommt wenig Freude auf, wenn die Wanderschuhe zu schwer sind.

Viele kennen keine Probleme mit den Wanderschuhen und können fast jeden Schuh tragen. Auf meinen Wanderungen traf ich Leute mit Schuhen, die würde ich nicht mal zur Gartenarbeit anziehen. Von einfachen Sandalen auf den kilometerlangen Schotterpisten der Jakobswege in Spanien bis zu abgelatschten Turnschuhen auf den steinigen Pfaden des Fjells (Hochebene) auf dem Olavsweg in Norwegen, es war einfach alles dabei. Wenn ich die Wanderer dann fragte, wie sie mit ihren Schuhen klarkommen, erntete ich oft nur erstaunte Blicke, mit der Information, dass alles gut ist mit den Füßen. Ich beneidete diese Wanderer um ihre Füße.

Bei mir ist das anders und schmerzlicher verlaufen und war ein langer Prozess des Ausprobierens. Seit April 2018 betrachte ich mein Schuhproblem aber vorerst als vollständig gelöst.

Richtige Wanderer tragen „ordentliche“ Wanderschuhe. So wird es dem Anfänger suggeriert. Die müssen hoch sein, wegen der Gefahr des Umknickens. Außerdem müssen sie eine feste Sohle besitzen, damit auch steinige Pfade erfolgreich gemeistert werden können. Zusätzlich müssen die Wanderschuhe auch das Rucksackgewicht „abkönnen“, wie es so schön bei uns heißt. Da ich sehr breite Vorderfüße habe, kamen für mich keine normalen Wanderschuhe in Betracht. Im Internet suchte ich nach Herstellern, die breite Wanderschuhe anbieten. Das ist nicht so einfach. Da ich vorher schon Wanderhalbschuhe von Hanwag hatte, recherchierte ich dort auch. Tatsächlich führen die auch breite Wanderschuhe in ihrem Sortiment. Die tragen dort die zusätzliche Bezeichnung „Wide“ in der Artikelbezeichnung. Da ich mit den Halbschuhen von Hanwag gute Erfahrungen machte, sind es eben die Hanwag Alaska Wide GTX (2 x 962 g) geworden. Mit diesen Wanderschuhen führte ich bis zum September 2015 alle Tages- und Mehrtageswanderungen durch. Ich hatte nie Blasen in diesen Schuhen. Aber es gab ein anderes Problem, dessen Ursachen ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht orten konnte. Bei Tagestouren über 30 km trat nach ca. 2/3 der Strecke, meistens am frühen Nachmittag, ein Brennen im Ballenbereich auf, das sich auch in den mittleren Zeh beider Füße fortgesetzt hat. Das war sehr unangenehm, aber ich konnte damit einigermaßen leben, auch weil ich einen Workarround (Problemumgehung) gefunden hatte. Der war, öfters Pausen machen, die Schuhe und Strümpfe ausziehen und die schmerzenden Ballen mit Voltaren einreiben. Trotzdem war die Situation sehr unbefriedigend. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt suchte ich nochmals intensiv im Internet nach anderen Herstellern, die ebenfalls „breite“ Schuhe in ihrem Angebot führen. Dabei bin ich auf die Firma KEEN gestoßen, die mit dem Slogan werben, Schuhe für „Breitfüßler“ herzustellen. Dort erwarb ich dann halbhohe Wanderschuhe KEEN Durand Mid WP (2 x 664 g). Mit diesen Schuhen unternahm ich im September 2015 eine Mehrtageswanderung im Harz. Nach 1,5 Tagen musste ich die Wanderung abbrechen, weil ich riesengroße Blasen an den Fersen beider Füße hatte. Dabei machte ich gleich 3 schwere Fehler mit diesen Schuhen. Schon am 1.Tag hatte ich Blasen. Diese Blasen behandelte ich mit Gel-Pflaster. Das war der zweite schwere Fehler. Zur Mittagspause des 2.Tages wollte ich die Blasen kontrollieren und zog die Gel-Pflaster ab. Das war der dritte schwere Fehler. Gel-Pflaster besitzen die unangenehme Eigenschaft, dass die Haut an dem Pflaster kleben bleibt, wenn das Pflaster abgezogen wird. Die Blasen waren so groß, wie 5-Euro-Stücke und das rohe Fleisch war zu sehen. Da entschloss ich mich die Wanderung endgültig abzubrechen. Zum Glück war ich zu diesem Zeitpunkt immer mit Zweitschuhen unterwegs. Auf dieser Tour hatte ich Sandalen von Teva Terra FI 4 M’s (2 x 422 g), die auch gut zum Wandern geeignet sind. Zuhause angekommen, stellte ich die KEEN-Schuhe in die Ecke und beachtete sie nicht mehr. Der aufmerksame Leser wird sich wundern, was der erste schwere Fehler mit den KEEN-Schuhen war. Bitte haben Sie etwas Geduld, die Auflösung kommt gleich. Bis zum Sommer 2017, einschließlich meiner ersten Langstreckenwanderung auf dem Olavsweg in Norwegen, war ich dann mit den Hanwag-Wanderschuhen unterwegs. Das Problem mit den brennenden Fußballen konnte ich aber bis zu diesem Zeitpunkt nicht lösen.

Nach meiner Wanderung auf dem Olavsweg in Norwegen suchte ich nochmals sehr intensiv im Internet nach meinem Fußproblem. Gibt es denn keinen Wanderer, der ein ähnliches Problem hatte? Auch medizinische bzw. orthopädische Probleme mit meinen Füßen zog ich in Betracht. Dann fand ich jedoch einen interessanten Hinweis auf einer Internet-Seite, die sich mit medizinischen Problemen beim Wandern beschäftigt hat (Belastung, Blasen usw). Dort hieß es, dass Füße bei starker Beanspruchung, wie tagelanges Wandern, "anschwellen". Das war einleuchtend, hatte ich aber so für mich nicht auf dem Schirm. Sofort kam mir der Gedanke, ob meine Hanwag-Wanderschuhe, trotz der Wide-Ausführung, nicht etwas zu schmal für meine Füße sind. Dann kramte ich die KEEN-Schuhe vor, die 2 Jahre irgendwo rumstanden, und stellte sie neben die Hanwag-Schuhe. Tatsächlich, die KEEN-Schuhe waren im Vorderfußbereich deutlich breiter als die Hanwag-Schuhe. Bei der genauen Betrachtung der KEEN-Schuhe sah ich den ersten schweren Fehler, den ich beim Test der KEEN-Schuhe im September 2015 gemacht hatte. Zusätzlich zu der Einlegesohle vom Hersteller der Schuhe, legte ich aus Dämpfungsgründen eine zusätzliche Gel-Einlegesohle in die Schuhe. Dadurch stand ich zu hoch in den Schuhen und meine Fersen sind an den oberen Rand der Fersenwölbung angestoßen, was über kurz oder lang unweigerlich zu Blasen führt. In den folgenden Herbsttagen des Jahres 2017 probierte ich auf Tageswanderungen die KEEN-Schuhe aus und hatte keinerlei Probleme, nicht mit Blasen und auch nicht mit brennenden Füßen.

Trotz der relativ kurzen Testphase war ich im Februar/März 2018 mit den KEEN-Schuhen auf dem Jakobsweg Via de la Plata in Spanien unterwegs. Diesmal aus Gewichtsgründen sogar ohne Zweitschuhe. Was soll ich sagen, alles lief perfekt. Ich hatte keinerlei Probleme mit meinen Füßen.

Ich habe jetzt Schuhe, die perfekt zu meinen Füßen passen. Ein schöner Nebeneffekt der KEEN-Schuhe ist, dass sie noch ca. 300 g pro Schuh leichter sind als die Hanwag-Schuhe. Einen Nachteil besitzen die KEEN-Schuhe allerdings. Sie lassen sich nicht, im Gegensatz zu den Hanwag-Schuhen, wiederbesohlen. Wenn die Sohle der KEEN-Schuhe abgelaufen ist, was nach ca. 900-1000 km oder 30-40 Tagen der Fall ist, wandern die Schuhe in die Mülltonne. Die Hanwag-Schuhe lassen sich durch ihre zwiegenähte Machart wiederbesohlen, was ich schon mehrmals nutzte.

Jetzt denke ich darüber nach Trailrunner für meine Wandertouren zu benutzen. Auf alle Fälle habe ich da auch KEEN-Schuhe im Fokus. Was mit halbhohen KEEN-Schuhen funktioniert, müsste auch mit KEEN-Trailrunnern möglich sein. Wenn das funktioniert, so wie ich mir das vorstelle, könnte ich das Gewicht der Wanderschuhe weiter reduzieren.

Aber auch für andere Hersteller von Trailrunnern bin ich offen. Auf dem Jakobsweg in Spanien traf ich eine Amerikanerin, die in Trailrunnern unterwegs war. Als ich ihr von meinen der Vergangenheit angehörenden Fußproblemen berichtete, hat sie nur auf ihre Trailrunner gezeigt. Sie sagte, dass sie ebenfalls breite Füße hat und viele Schuhe ausprobiert hat und schließlich bei der Marke ALTRA gelandet ist. Mit den Schuhen von ALTRA Lone Peak 3.5 Trailrunning Black (2 x 288 g) absolvierte ich nun die ersten Tagestouren im April 2018 und ich muss sagen, dass ich angenehm überrascht bin. Bisher gibt es keine Probleme. 


Im Mai/Juni 2018 war ich auf einer Ostdt. Mittelgebirgstour (Kammweg im Erzgebirge, Rennsteig im Thüringer Wald, Naturpark Hainich, Hainleite und Kyffhäuser) wandern. Die Gesamtlänge der Strecke betrug 610 km. Auf dieser Tour unterzog ich die oben erwähnten Trailrunner von ALTRA einem Härtetest. 

Die 1.Überraschung mit den Schuhen erlebte ich beim Anblick der Schuhe. Die Spitze und die Ferse waren jeweils leicht nach oben gebogen. Außerdem ist mir sofort der anatomisch geformte sehr breite Vorderfußbereich aufgefallen. Wanderschuhe, und als solche wollte ich die Trailrunner zweckentfremdet benutzen, sehen in der Regel anders aus. Die 2.Überraschung erlebte ich beim Anziehen der Schuhe. Die Schuhe ließen sich sehr schwer anziehen. Das hat sich auch während der ganzen Zeit der Wandertour nicht geändert. Die 3.Überraschung erlebte ich dann bei den ersten Schritten mit den Schuhen im häuslichen Umfeld. Es hat sich angefühlt, als ob ich auf einem Schwamm laufen würde. Schnell gewöhnte ich mich an das besondere Laufgefühl, auch weil die Schuhe durch die Art des Obermaterials wie eine zweite Haut saßen. Trotz der sehr kurzen Testphase im häuslichen Umfeld entschloss ich mich dann die ALTRA-Trailrunner auf der Ostdt. Mittelgebirgstour einzusetzen. Das war riskant, aber es war ein voller Erfolg. Ich bin total überrascht und begeistert. Mit meinen Füßen hatte ich keinerlei Probleme, keine Druckstellen, keine geröteten Stellen und keine Blasen. Und das Gewicht der Schuhe von 288 g pro Schuh spricht für sich. Vom Dämpfungsverhalten sind die Schuhe mindestens so gut wie die KEEN-Schuhe, wenn nicht sogar besser. Auf keinem Wegbelag hatte ich Probleme, egal wie der Belag beschaffen war. Die Schuhe hielten allen Belastungen problemlos stand. Durch die besondere Art des Obermaterials hatten meine breiten Füße genügend Spielraum, um sich bei der starken Belastung über 20 Tage ausreichend Platz zu verschaffen. 

Einziger Wermutstropfen ist die Haltbarkeit der Sohle. Nach ca. 650 km, wenn ich die vorherige Testphase im häuslichen Umfeld dazu zähle, war die Sohle total abgelaufen. Die KEEN- und Hanwag-Wanderschuhe halten ca. 1000 km oder noch etwas länger. Wenn ALTRA da noch etwas nachbessern könnte, wäre das ein optimaler Trailrunning-Schuh, der auch im Ultraleicht-Trekking-Bereich wegen des Gewichtsvorteils seine Anhänger finden würde.

Bei der nächsten Langstreckenwanderung werde ich die ALTRA-Trailrunner wieder einsetzen. Vielleicht lässt sich die Haltbarkeitsgrenze noch etwas nach hinten schieben.

Die KEEN- und ALTRA-Schuhe haben beide an den Fersen Schlaufen, die das Anziehen erleichtern sollen. An diesen Schlaufen brachte ich bunte Druckknöpfe (Kam-Snaps) aus Plaste an. Früher waren die Druckknöpfe aus Metall und mussten in einem langwierigen Prozess an die gewünschten Stellen angenäht werden. Heute bestehen die Druckknöpfe aus Plaste und werden mit einer Spezialzange in Sekunden festgepresst. Die Gegenstücke zu den Druckknöpfen sitzen an meinen Gamaschen und meiner Regenhose. Bei der Verwendung der Gamaschen bzw. der Regenhose drücke ich die Druckknöpfe einfach mit den Druckknöpfen an den Schuhen zusammen und verhindere dadurch, dass die Gamaschen und die Regenhose bei unvorhergesehenen Bewegungen nach oben rutschen. Das klappt hervorragend. 

Warum das Ganze? 

Die Gamaschen von Dirty Girl Gaiters (siehe Kleidung) bekamen vom Hersteller einen Klettverschluss spendiert. An den Schuhen soll, laut Hersteller der Gamaschen, das Gegenstück befestigt werden. Erstens hält der Klettverschluss an den Schuhen sehr schlecht. Zweitens hat sich der Klettverschluss bei der kleinsten ungewohnten Bewegung gelöst. Das war sehr unbefriedigend. Als meine Frau gesehen hat, wie ich mich mit der Montage der Klettverschlüsse an den Schuhen abplagt, meinte sie nur kopfschüttelnd, dass sie für solche Sachen Druckknöpfe verwenden würde.

Nachtrag (Dezember 2019): Auf meiner Wanderung über den Jakobsweg Camino de Levante über ca. 1200 km in Spanien unterwarf ich die ALTRA-Schuhe einem weiteren Langzeittest. Nach ca. 1000 km tauschte ich die Schuhe gegen neue Schuhe aus. Der Grund für den Austausch waren die 2 folgenden Tagesetappen durchs Gebirge mit Bergen über 1200 Metern und mit reichlich Schnee. Dafür wollte ich Schuhe mit ordentlichem Profil. Rein vom Zustand der Schuhe beurteilt, hätten die Schuhe auch noch die restlichen 200 km bis Santiago de Compostela durchgehalten, wenn nicht die besonderen Witterungsbedingungen in den Bergen gewesen wären.

1200 km für so leicht konstruierte Trailrunner ist nicht schlecht. 

Auf Langstreckenwanderungen ist der ALTRA-Schuh ab sofort mein absoluter Favorit. 

Mein Gesamtgewicht für die Packliste für die Kategorie Schuhe beträgt also 0 g, weil die Wanderschuhe (KEEN Durand Mid WP (2 x 664 g) oder ALTRA Lone Peak 3.5 Trailrunning Black (2 x 288 g)) am Körper getragen werden und somit nicht zum Basisgewicht gehören.

Mein Gesamtgewicht für „Am Körper getragen“ für die Kategorie Schuhe beträgt damit 1328 g für die KEEN-Schuhe oder 576 g für die ALTRA-Schuhe. In der Packliste erscheint der Wert für die ALTRA-Schuhe.

Fazit zur Kategorie Schuhe: Ich benötigte ca. 4 Jahre, um die richtigen Wanderschuhe (KEEN oder ALTRA) für mich zu finden. Wenn ich nicht hartnäckig nach einer Lösung meines Schuhproblems gesucht hätte, würde ich heute noch mit brennenden Füßen durch die Welt laufen. Meine Ausführungen zu den Schuhen können sicherlich nicht verallgemeinert werden. Aber sie zeigen, wie komplex die Schuh-Problematik sein kann. Da hilft nur recherchieren und ausprobieren. Das muss jeder für sich selbst tun.

Rucksack

Eine weitere wichtige Kategorie ist der Rucksack. Mein erster Rucksack war ein Osprey Atmos AG 50 (1990 g), den ich im Mai 2015 auf dem Rennsteig verwendete. Danach bin ich auf den Osprey Kestrel 38 (1420 g) umgestiegen. Diesen Rucksack verwendete ich bis zum Sommer 2017, einschließlich meiner Wanderung auf dem Olavsweg in Norwegen. An den Rucksäcken von Osprey hat mich von Anfang an das Tragegestell begeistert. Es gibt wenige Hersteller, wo das Tragegestell so ausgeklügelt ist. Zusätzlich gibt es an den Rucksäcken eine Menge Außentaschen zum Verstauen von Sachen und eine Menge Schnallen und Schnüre zum Befestigen von Ausrüstungsgegenständen an der Außenseite der Rucksäcke. Aber die Rucksäcke von Osprey haben ein ordentliches Eigengewicht. An Ultraleicht-Trekking ist da nicht zu denken. Erst seit kurzer Zeit hat Osprey einen Ultraleicht-Rucksack im Angebot, den Osprey Levity 45 (830 g).

Natürlich sah ich mich in den letzten Jahren auch nach Ultraleicht-Rucksäcken um, als das Thema Ultraleicht-Trekking immer mehr in meinen Fokus gerückt ist. Ziemlich schnell stößt man da auf den Namen „Laufbursche“. Der Gründer der Laufbursche-Manufaktur hat sich dem Ultraleicht-Trekking verschrieben und sich mit der Herstellung von Ultraleicht-Rucksäcken beschäftigt. Mittlerweile hat er sich da einen weltweiten Ruhm in der Ultraleicht-Szene erworben. Die Laufbursche-Rucksäcke sind Kult. Aber der Gründer der Firma ist im Jahr 2015 an Krebs erkrankt, so dass er die Produktion einstellen musste. Wie der aktuelle Stand mit seiner Erkrankung ist, war trotz intensiver Recherche nicht herauszufinden. Die Internet-Seite gibt es noch. Dort hatte ich mir das Modell huckePACK CORE L (550 g) näher angesehen. Dieser Rucksack wiegt schon knapp 300 g weniger, als das aktuelle Osprey-Ultraleicht-Modell.

Ein weiterer Kult-Rucksack in der Ultraleicht-Szene ist der Gossamer Gear G4 (557 g). Den legte ich mir zu. Aber der Gossamer Gear G4 und der huckePACK CORE L haben keinerlei Tragegestell, im Gegensatz zum Osprey Levity 45. Das macht wohl den Gewichtsunterschied von ca. 300 g aus. Beide Rucksäcke, der Gossamer Gear G4 und der huckePACK CORE L, sind reine „Beutel“ mit zwei einfachen Schultergurten und einem einfachen Hüftgurt. Werden die Rucksäcke auf den Boden gestellt, fallen sie ohne Inhalt sofort in sich zusammen. Durch zurechtgeschnittene Isomattenstücke, die in Einschübe am Rücken des Gossamer Gear G4 gesteckt werden können, kann dieser mit einem „Pseudo-Tragegestell“ ausgestattet werden. Zusätzlich muss auf die Beladung des Rucksacks geachtet werden. Scharfkantige Gegenstände, wie z.B. die Kochausrüstung, sollten nicht direkt am Rücken liegen. Ähnlich verhält es sich mit dem huckePACK CORE L. Auch dieser gelangt nur mit Hilfe einer Isomatte zu einem einigermaßen vernünftigen Tragegestell. Wer mit dieser Art „Pseudo-Tragegestell“ zufrieden ist, hat natürlich einen perfekten Ultraleicht-Rucksack, die mit einem Maximalgewicht von ca. 10 kg beladen werden können. Mehr Gewicht, einschließlich Wasser und Nahrung für mehrere Tage, hat ein Ultraleicht-Wanderer aber eh nicht auf dem Rücken.

Gibt es das perfekte „Mittelding“, zwischen wenig Gewicht und einem vernünftigen Tragegestell? 

Diese Frage hat mich umgetrieben, weil mich die „Beutel-Rucksäcke“ (kein vernünftiges Tragegestell) und die „Tragegestell-Rucksäcke“ (zu schwer) nicht vom Hocker rissen. Und ich bin wieder im Internet fündig geworden. In den USA gibt es einen Hersteller von Ultraleicht-Ausrüstung, die Firma zpacks. Der Rucksack zpacks Arc Haul (680 g) ist für mich der ideale Kompromiss zwischen „Beutel-Rucksack“ und „Tragegestell-Rucksack“. Er ist nur 123 g schwerer als der Referenz- und Kult-Rucksack Gossamer Gear G4. Auf meiner Wanderung auf dem Jakobsweg Via de la Plata in Spanien im Februar/März 2018 verwendete ich den Rucksack erstmalig und ich bin begeistert.

Auf der Suche nach Einsparpotential überprüfte ich jede Kategorie. Meinen heiß geliebten Rucksack zpacks Arc Haul tauschte ich daher schweren Herzens gegen ein leichteres Modell von zpacks aus. Jetzt ist der zpacks Nero 38L Backpack (303 g) mein aktueller Rucksack.
 

Zusätzlich erwarb ich zu dem Rucksack noch 2 kleinere Aufbewahrungstaschen von zpacks für den Hüftgurt (Backpack Belt Pouch, 2 x 21 g), 2 kleinere Netztaschen von zpacks (Top Side Pockets, 2 x 14 g) und eine kleinere Aufbewahrungstasche von zpacks für den Schultergurt (Backpack Shoulder Pouch, 14 g). In diesen Taschen sind Ausrüstungsgegenstände enthalten, auf die ich immer schnell zugreifen will. Als Halterung für meine Trekkingstöcke rüstete ich den Rucksack noch mit einem zpacks Trekking Pole Holder (12 g) nach.

Der aktuelle Rucksack ist zwar wasserdicht, aber in den Außentaschen stecken manchmal Dinge, die Regen nicht so gut vertragen. Deshalb verwende ich noch zusätzlich eine Regenhülle von zpacks (Backpack Cover, Größe L, 44 g).

Mein Gesamtgewicht für die Packliste für die Kategorie Rucksack beträgt damit 443 g. 


Mein Gesamtgewicht für „Am Körper getragen“ für die Kategorie Rucksack beträgt damit 0 g.

Fazit zur Kategorie Rucksäcke: Ich fand „meinen“ Rucksack und bin total zufrieden. Als Zweitrucksack verwende ich immer noch den zpacks Arc Haul und den Osprey Kestrel 38. Den Gossamer Gear G4 benutzte ich nie. Bei Gelegenheit werde ich den Rucksack zum Verkauf anbieten. Im Mai 2018 hat sich diese Gelegenheit ergeben und ich verkaufte den Rucksack.

Übernachtung

Wer eine Mehrtages- bzw. Langstreckenwanderung plant, möchte sicherlich im Freien im Zelt übernachten. Das ist nicht in allen Ländern der Welt so ohne weiteres möglich, wie z.B. in Norwegen, wo das Jedermanns-Recht gilt.

Bei der Auswahl meines ersten Zeltes ließ ich mich von den Empfehlungen anderer Wanderer beeinflussen. Dabei bin ich sehr schnell auf das Zelt von Tarptent Double Rainbow (1177 g) gestoßen. Es passt sich farblich der Landschaft an und unterstützt damit sehr gut das „unsichtbare“ Zelten bzw. Wildzelten. Das Zelt ist ein 2-Mann-Zelt und es bietet genügend Platz für den Schlafbereich aus Isomatte und Schlafsack und einem Bereich, wo die anderen Ausrüstungsgegenstände ausgebreitet werden können. Bis zum Sommer 2017, einschließlich meiner Wanderung auf dem Olavsweg in Norwegen, verwendete ich für die Übernachtung im Freien ausschließlich dieses Zelt.

Aus Gewichtsgründen bin ich sehr schnell auf die Übernachtung im Tarp gestoßen. Ein Tarp ist eine Plane, die aus den unterschiedlichsten Materialien bestehen kann, und einfach mit Hilfe von Trekking-Stöcken und Schnüren über der Schlafstätte aufgespannt wird und nach allen Seiten offen ist. Mittlerweile übernachte ich nur noch im Tarp. Mein aktueller Tarp von zpacks (Hexamid Pocket Tarp Doors, 148 g) bietet Platz für 1 Person. Für die Abspannung des Tarps verwende ich 8 Titan-Heringe (MSR Groundhogs, 112 g).


Als Isomatte verwendete ich lange eine Therm-a-Rest Prolite XShort (270 g). Diese Isomatte ist aufblasbar und 2,5 cm dick, 91 cm lang und 51 cm breit. Als Seitenschläfer hat gerade mal der Oberkörper darauf Platz.

Auch diese Isomatte sortierte ich aus Gewichtsgründen aus. Mein Favorit ist jetzt eine Therm-a-Rest Z-Lite (zugeschnitten auf Torso-Länge, 167 g).

Ein Tarp hat keinen Boden, wie das oben erwähnte Zelt. Alles Getier, was so in der Natur herumkriecht, hat also ungehindert Zugang zu allen Ausrüstungsgegenständen und auch zur schlafenden Person. Damit meine Isomatte und meine Ausrüstungsgegenstände nicht im Dreck liegen und einigermaßen vor Feuchtigkeit von unten geschützt sind, benutze ich eine Unterlage von zpacks (Solo-Plus Bathtub Groundsheet (99 g) + Attachment Kit (11g)).

Für Extremsituationen ist auch immer eine Rettungsdecke (60 g) im Rucksack.
 
Als Schlafsack verwende ich einen Kunstfaser-Quilt von AsTucas (Sestrals Blanket, Größe L, APEX 133, Komfortzone +5° C, 525 g). 

Die Firma AsTucas ist ein kleiner spanischer Hersteller von Ultraleicht-Ausrüstung, der seine Heimat in den Pyrenäen hat. Gegenüber einem Schlafsack ist ein Quilt relativ offen und hat in der Regel keinen Reißverschluss. Ein Quilt hat maximal eine Fußbox und wird wie eine Decke verwendet. Die heißen Diskussionen, ob Daune oder Kunstfaser, kenne ich alle. Die will ich hier nicht weiter vertiefen. Ich entschied mich für den Kunstfaser-Quilt, weil Kunstfaser auch noch wärmt, wenn es mit Feuchtigkeit in Berührung kommt. Wer in einem Tarp übernachtet, muss stärker mit Umgebungsfeuchtigkeit rechnen als das der Fall in einem Zelt wäre.

Um den Schlaf vollkommen zu machen, habe ich immer speziell für mich angepasste Ohrenstöpsel von Kind (48 g) und ein Kopfkissen von HMG (Cuben Stuff Sack Pillow, 42 g). Das Kopfkissen dient gleichzeitig als Aufbewahrung für die Ersatzkleidung.

Alle Übernachtungs-Ausrüstungsgegenstände, außer dem Quilt, hänge ich in einem selbstgefertigten wasserdichten Cuben-Beutel (30 g) außen an meinem Rucksack. Sollte es mal beim Aufbau des Tarps regnen, packe ich den Tarp aus, breite ihn aus und spanne ihn mit einigen Heringen provisorisch ab. Dann wird der Rucksack unter den Tarp gelegt, damit er nicht nass wird. Anschließend wird der Tarp ordentlich abgespannt. All das muss sekundenschnell erfolgen. Genau deshalb ist meine Übernachtungs-Ausrüstung immer außen an meinem Rucksack befestigt und damit schnell griffbereit.

Mein Gesamtgewicht für die Packliste für die Kategorie Übernachtung in einem Tarp beträgt damit 1242 g.

Mein Gesamtgewicht für „Am Körper getragen“ für die Kategorie Übernachtung beträgt damit 0 g.

Fazit zur Kategorie Übernachtung: Mein Quilt ist relativ dünn und die Komforttemparatur liegt bei 5° C. Das mag wenig sein, vor allem, wenn man an eine Übernachtung im Frühjahr oder im Herbst denkt. Aber was spricht dagegen, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, zusätzliche Sachen, wie einen Pullover, eine Legging und Strümpfe anzuziehen? Hier kommt die Mehrfachverwendung von Ausrüstungsgegenständen zum tragen, wie ich sie bei der Suche nach Gewichtseinsparungen weiter oben andeutete. Und das ist auch genau die Erklärung für den Abbruch einer Mehrtageswanderung im Oktober 2017 im Harz. Ich war kleidungsmäßig nicht auf Minustemperaturen in der Nacht und um diese Jahreszeit vorbereitet und in der folgenden Nacht sollten die Temperaturen noch etwas weiter absinken.
 

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