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Sonstige Fragen und Themen rund ums Wandern

Hier beantworte ich Fragen und behandle Themen, die ich keinem anderen Punkt zuordnen möchte.
 
Im Inhaltsverzeichnis werden Beiträge, zu denen es Nachträge gibt, hinter dem Datum mit (N) gekennzeichnet. Die Zahl hinter dem Buchstaben gibt die Anzahl der Nachträge an.

F) Wandern - Sonstige Fragen/Themen "Rund ums Wandern"
 
1)   Februar 2021 (N2): ThruHike - Wann ist ein ThruHike für mich ein "echter" ThruHike?
2)   März 2021 (N4): Trinkwasser - Wie/Wo erhalte ich sauberes Trinkwasser?
3)   September 2021: Wetter - Welche Rolle spielt das Wetter bei meinen Wandertouren? 
4)   November 2021: Schlafplatz - Wie richte ich auf einer Wandertour meinen Schlafplatz ein?
5)   Dezember 2021 (N1): Kochen - Warum koche ich nicht auf meinen Wandertouren? 
6)   Dezember 2021 (N2): Kälteverträglichkeit - Wie kann ich mich besser gegen die Kälte rüsten?
7)   Dezember 2021: Ruhetage - Brauche ich Ruhetage auf meinen Wandertouren?
8)   Dezember 2021: Essen/Trinken - Was esse und trinke ich auf meinen Wandertouren? 
9)   Dezember 2021: MailDrop - Wie stehe ich zu MailDrop bei Langstreckenwanderungen?
10) Februar 2022 (N1): Jakobswege - Tipps/Ratschläge für die spanischen/portugiesischen Jakobswege 
11) Februar 2022: Gruppendynamik - Was steckt hinter diesem Begriff?
12) Februar 2022: Wanderzeitraum - Wann ist der beste Zeitraum für Langstreckenwanderungen?
13) Juni 2022: Wildcamping/Biwak - Was ist der Unterschied und was ist erlaubt/verboten?
14) August 2022: Rechts oder Links - Wo gehe ich auf Straßen, Rad- und Wanderwegen?
15) Januar 2023: Flugreisen - Was mache ich mit meinem Gepäck?
16) April 2023Wanderer und freilaufende Hunde - Eine unendliche Geschichte... 
17) November 2023: Hygiene auf Wandertouren - Was benutzen "Zahnbürstenabsäger"?
18) November 2023: Wie dokumentiere ich meine Wandertouren? 
19) November 2023 (N1): Kochen - Warum koche ich wieder auf meinen Wandertouren?
 
F1) Februar 2021: ThruHike - Wann ist ein ThruHike für mich ein "echter" ThruHike

Bevor ich meine ganz persönliche Sichtweise auf diese Frage darlege, erkläre ich nochmal kurz, was ein ThruHike ist.

Ein ThruHike ist das "Durchwandern" einer Wandertour an "einem Stück", d.h. zeitlich und streckenmäßig hintereinander weg, egal wie lang die Wandertour ist. 

Das ist eine Erklärung des Begriffs in Kurzform.
 
Aber wie so oft, steckt der Teufel im Detail.

Am besten lässt sich diese Problematik am Bild 1 (Handzeichnung) erklären.
 
Im Bild sind verschiedene Wegstrecken eingezeichnet. Die komplizierte (und problematische) Wegstrecke ist die Wegstrecke
 
     5 (von B nach C).
 
Das kann zB ein Gebirgspass sein, der zugeschneit, und somit aktuell nicht passierbar ist. Denkbar wäre auch ein Waldbrandgebiet, das nicht betreten werden darf.
 
Bild 1: "echter" ThruHike vs Flip-Flop

Wie oben beschrieben, ist für mich ein ThruHike ein "echter" ThruHike, wenn
 
     Wegstrecke 1 (von A nach B), 
     Wegstrecke 5 (von B nach C), 
     Wegstrecke 3 (von C nach D) und 
     Wegstrecke 7 (von D nach E)
 
zeitlich und streckenmäßig hintereinander abgelaufen werden. Dabei ist es egal, ob irgendwelche Pausen an den
 
     Punkten B, C und D
 
eingelegt werden. Denkbar wäre zB, dass im Punkt B der Wegstrecke gewartet wird, bis der Gebirgspass (oder das Waldbrandgebiet) wieder passierbar (oder betretbar ist). Auch die Länge der erforderlichen Pausen spielt für meine Begriffe für einen "echten" ThruHike eine untergeordnete Rolle.
 
Was ist nun ein Flip-Flop und was ist der Unterschied zum "echten" ThruHike?
 
Ich selber habe noch nie einen Flip-Flop gemacht. Dafür waren meine Langstreckenwanderungen (um die 1000 km) einfach zu kurz. Flip-Flops werden oft aus Zeitnot durchgeführt. Viele Langstreckenwanderer haben für die Bewältigung zB der drei großen amerikanischen Trails nur ein eng begrenztes Zeitfenster zur Verfügung. Dieses Zeitfenster wollen sie optimal nutzen. Deshalb werden kritische Wegstrecken einfach ausgelassen und später nachgeholt.
 
Wie sieht ein Flip-Flop für unser theoretisches Beispiel im Bild 1 aus?
 
Ein Flip-Flop ist, wenn
 
     Wegstrecke 1 (von A nach B) zu Fuß,
     Wegstrecke 2 (von B nach C) zB mit dem Bus (weil der Gebirgspass nicht begehbar ist),
     Wegstrecke 3 (von C nach D) wieder zu Fuß,
     Wegstrecke 4 (von D nach B zurück) zB mit dem Zug,
     Wegstrecke 5 (von B nach C) zu Fuß (weil der Gebirgspass jetzt begehbar ist),
     Wegstrecke 6 (von C nach D) zB mit dem Bus (weil die Wegstrecke 3 schon begangen wurde) und
     Wegstrecke 7 (von D nach E) zu Fuß
 
zeitlich so abgelaufen werden, dass die kritische Wegstrecke 5 zu einem Zeitpunkt an der Reihe ist, wenn die Bedingungen (über den Gebirgspass oder durch das Waldbrandgebiet) das erlauben. 
 
Wer sich die Abfolge der zu absolvierenden Wegstrecken ansieht, wird feststellen, dass ein Flip-Flop ein einziges Hin- und Hergespringe ist. Wird das auf langen Wandertouren mehrmals gemacht, muss man schon den Überblick behalten, welche Wegstrecken weggelassen worden und welche später noch nachgeholt werden müssen.
 
Ein Langstreckenwanderer, der mehrmals per Flip-Flop unterwegs ist, hat dann am Ende der Wandertour, falls er ein Teilstück nicht vergisst, ebenfalls die gesamte Strecke einer Wandertour zurückgelegt. Aber, wie oben ausgeführt, eben zeitlich nicht hintereinander.
 
Als "echten" ThruHike würde ich noch anerkennen, wenn statt des nicht begehbaren Gebirgspasses (oder des nicht betretbaren Waldbrandgebietes) aus Zeitgründen ein Umweg für die kritische Wegstrecke 5 gewählt werden würde. Im Bild 1 wäre das die

     Wegstrecke 5a (von B nach C) zu Fuß (aber nicht über den Gebirgspass).
 
Für die ThruHikes auf den amerikanischen Trails werden ja Listen geführt. Ich wäre da für eine Unterscheidung in
 
     ThruHike und
     ThruHike mit Flip-Flops.
 
Ähnlich gelagerte Diskussionen gibt es ja bei der Besteigung von Bergen mit Höhen über 8000 Metern. Viele machen das mit Hilfe von Sauerstoff, einige wenige ohne Sauerstoff. Der Extrembergsteiger Reinhold Messner ist ein Vertreter der Fraktion, die bei der Besteigung keinen Sauerstoff verwenden. Trotzdem wird Messner mit Sauerstoffbenutzern in einer Liste geführt. 
 
Meiner Meinung nach wird das den unterschiedlichen sportlichen Leistungen, sowohl beim Wandern als auch beim Bergsteigen, nicht gerecht.  
 
Nachtrag (Februar 2023): Präzisierung der Antwort, wann ein ThruHike für mich ein "echter" ThruHike ist.
 
Jeder weiß, was ein ThruHike ist.

Für mich ist ein ThruHike nur ein "echter" ThruHike, wenn er

     -ohne Flip-Flop (siehe Antwort vom Februar 2021) und
     -ohne MailDrop

gegangen wurde, egal wie lang und schwer die Wanderstrecke war.

Ich will hier niemand zu nahe treten. Ca. 4500 km auf dem PCT (Pacific Crest Trail, USA) zu laufen ist eine grandiose Leistung vor der ich den Hut ziehe. Aber für mich ist das kein "echter" ThruHike, wenn er mit Flip-Flop und/oder MailDrop realisiert wurde.

Deshalb plädiere ich dafür unterschiedliche Listen zu führen. Ich weiß nicht, ob das so schon gemacht wird.

Eine ähnlich gelagerte Diskussion gibt es ja bei der Besteigung von Bergen über 8000 Meter. Viele machen das mit Hilfe von Sauerstoff. Ganz wenige Bergsteiger (zB Messner) verzichteten auf Sauerstoff. Für mich ist das ein gravierender Unterschied. Ob da im Bergsteiger-Bereich unterschiedliche Listen geführt werden, kann ich allerdings nicht beurteilen.

Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich bisher zweimal MailDrop ausprobierte. Einmal auf einem Jakobsweg (
Camino de Levante, 2019). Ich ließ mir neue Wanderschuhe (Altra's) nach Spanien (an eine Adresse bei 900 km) schicken. Das hat wunderbar funktioniert. Diese Vorgehensweise hat mich aber im Nachhinein zum Nachdenken gebracht. Heute sehe ich das vollkommen anders. Bei mir hat da ein Umdenkprozess stattgefunden.

Seit dieser Zeit versuche ich meine Wandertouren (unabhängig von der Streckenlänge und der Schwere der Strecke) so zu realisieren, dass ich

     -defekte/verschlissene Ausrüstung unterwegs ersetze und
     -notwendige Nahrung vor Ort kaufe,

egal, wie weit ich vom Trail runter muss. Für diese teilweise großen Umwege will ich, wenn möglich, nicht Trampen und auch keine öffentlichen Verkehrsmittel verwenden.

Aus Berichten weiß ich, welcher US-Trail ohne MailDrop zu schaffen ist. Da wurde der AT (Appalachian Trail, USA) genannt. Wenn ich einmal in die Verlegenheit kommen sollte einen US-Trail zu gehen, wäre das deshalb der AT und nicht der PCT.

Das zuvor Gesagte bedeutet im Umkehrschluss, dass für extrem lange Wandertouren über mehrere Jahrezeiten und Klimazonen die dafür notwendige Ausrüstung von Anfang an im Rucksack vorhanden sein muss. Der Sommer-Quilt (Komforttemperatur ca. 10°C) muss dann zB auch im Frühjahr oder im Herbst für Temperaturen bis -5°C herhalten. Das erreicht man nur durch eine geschickte Kombination von verschiedenen Ausrüstungsgegenständen. Im Beispiel des Sommer-Quilts wäre das zB Wander-Kleidung, die als Schlaf-Kleidung verwendet wird.

Das bedeutet auch, dass ich (um beim Quilt-Beispiel zu bleiben) nicht 2 oder 3 Quilts (für jede Jahreszeit einen) benötige. Einer muss reichen. Ähnlich ist es mit anderen Ausrüstungsgegenständen.

Diese Devise, "Einer für Alles" (ein Ausrüstungsgegenstand für alle Jahreszeiten und/oder Klimazonen), verfolge ich schon seit Jahren. Mein Traumziel, mein Basisgewicht weit unter 4 kg zu drücken, werde ich deshalb wohl nicht erreichen. Eher wird es sich zwischen 4-6 kg (über den Daumen gepeilt und abhängig von der Jahreszeit/Klimazone) einpendeln.

Als "Vorausplaner" plante ich bisher vor allem die Tracks und die Verpflegung für meine Wandertouren. Die Tracks werde ich immer noch planen. Aber die Verpflegung werde ich in Zukunft mehr oder weniger dem Zufall überlassen. Beim Start für eine längere Wandertour statte ich mich mit Verpflegung für mehrere Tage aus. Dann muss ich aktuell entscheiden, wie und wo ich mir meine Verpflegung für die folgenden Tage besorge.

Meine mir selbst auferlegte Vorgehensweise wird bei längeren Wandertouren unweigerlich zu Problemen führen. So werde ich nach ca. 800-1000 km Probleme mit meinen Wanderschuhen (Altra) bekommen. Wie ich das zufriedenstellend lösen kann, weiß ich jetzt noch nicht.

Bei schweren Teilstücken, wie zB verschneiten Gebirgspassagen, würde ich warten bis eine Begehbarkeit ohne große Gefahren gegeben ist. Ich weiß, dass viele "ThruHiker" einen strengen Zeitplan befolgen, der oft von der zur Verfügung stehenden Zeit (berufliche Auszeit, Urlaub usw) bzw. der An- und Abreise diktiert wird.

Auf dem bereits erwähnten Jakobsweg (
Camino de Levante) bin ich im November 2019 über den O Cebreiro (ca. 1300 m hoch) bei leichten Minusgraden, 20 cm Neuschnee und heftigem Schneetreiben in meinen Altras mehr "gestapft" als gegangen. Ich hatte mich einer 3er-Gruppe angeschlossen, die bei dem Wetter unbedingt über den Berg wollte. Heute weiß ich, wenn ich an diese Situation denke, dass ich einen Tag abgewartet hätte. Alleine wäre ich nicht über den Berg gegangen. Am nächsten Tag war es noch kalt, aber das Schneetreiben war vorbei. Als Gruppe bewältigt man schwierige Wegstrecken wesentlich besser.

Meine Wandertouren plane ich immer als "echte" ThruHikes.

Die Realität sieht dann aber oft anders aus. Neben "echten" ThruHikes gibt es auch ThruHikes mit MailDrop (zB Jakobsweg Camino de Levante, 2019). Auch SectionHikes (zB Jakobsweg
Via de la Plata, Frühjahr und Herbst 2018) gehören in meine Wanderwelt. Den einen oder anderen Abbruch (zB Das Grüne Band, Deutschland, 2021) musste ich aus Verletzungsgründen ebenfalls hinnehmen.

Es läuft also nicht immer so, wie ich es mir in meinen Idealvorstellungen wünsche...  
 
Nachtrag (Dezember 2023): Auf der Internetseite FKT (=(F)astest (K)nown (T)ime = schnellste bekannte Zeit) können Wanderer ihre Zeiten für bestimmte Wandertouren eintragen, wenn sie die dort angezeigte Zeit unterboten haben. Es steht also immer nur ein Name und eine Zeit in der Liste. Jeder kann versuchen diese Zeit zu unterbieten.

So wie ich die Bedingungen auf der Internetseite verstehe, werden die Zeiten in drei Kategorien ermittelt:

     (1) supported
     (2) self-suportted
     (3) unsupported
 
(1) supported meint offensichtlich die Unterstützung von anderen Personen während der Wandertour.

(2) self-supported verstehe ich so, dass sich der Wanderer "selbst hilft", also selbst Ausrüstung und Nahrung besorgt.

(3) unsopported ist der Typ von Wandertour, wo der Wanderer alles von Anfang im Rucksack trägt, auch Nahrung, die für die ganze Tour benötigt wird.

(1) supported und (2) self-supported sind sicherlich die typischen Unterstützungsvarianten für Langstreckenwanderungen. (3) unsupported kann ich mir für Langstreckenwanderungen nicht so richtig vorstellen.

Wenn ich so über die drei Kategorien nachdenke, stellt sich mir sofort eine Frage.

Zu welcher der drei Kategorien passt meine persönliche Vorstellung eines "echten" ThruHikes?

Ich lehne FlipFlop und MailDrop ab. Wenn ich jetzt meine Pakete mit Ausrüstung und Nahrung selbst verschicke, zählt das dann noch als (2) self-supported?

So, wie ich durch eine intensive Suche im Internet herausfand, zählt meine Art zu Wandern zu (2) self-supported.

F2) März 2021: Trinkwasser - Wie/wo erhalte ich sauberes Trinkwasser?
 
Die Versorgung mit Trinkwasser ist eines der zentralen Probleme bei Langstreckenwanderungen.
 
Der Erfolg einer Langstreckenwanderung hängt also maßgeblich von der Beschaffung sauberen Trinkwassers ab.
 
Wie bekomme ich sauberes Trinkwasser?
 
Bei "zivilisationsnahen" Wandertouren (zB in Deutschland) ist die Beschaffung von sauberen Trinkwasser in der Regel kein Problem.
 
Wer Trinkwasser aus Flaschen bevorzugt, kann Supermärkte, Getränkemärkte und sonstige Lebensmittel-Verkaufsstellen entlang der Wanderstrecke aufsuchen. Unter Umständen muss sogar der Wanderweg verlassen werden.
 
Bevorzugte Anlaufstellen für Trinkwasser sind ebenso Tankstellen, da diese auch an Wochenenden offen sind. 
 
Meine Lieblings-Wasserquellen sind aber Friedhöfe. Die Friedhöfe sind jeden Tag rund um die Uhr zugänglich und besitzen einen oder mehrere Wasseranschlüsse an das öffentliche Trinkwasser-Leitungsnetz. In den meisten europäischen Ländern ist das so geregelt.
 
Und wenn alle Möglichkeiten erschöpft sind und wer unbedingt Trinkwasser aus einer Trinkwasserleitung benötigt, kann ja auch in Ortschaften an irgendeiner Haustür klingeln. Ich erlebte in keinem europäischen Land, wo mich meine Wanderlust hinführte, dass eine freundliche Bitte nach Trinkwasser aus einer Trinkwasserleitung abgewiesen wurde.
 
Wenn es irgendwie geht, vermeide ich aber die Frage nach Trinkwasser.
 
Wenn ich die soeben genannten Möglichkeiten zur Trinkwasserversorgung nicht nutzen kann oder will, muss ich mich nach anderen Möglichkeiten umsehen.
 
Da bleiben nur noch stehende (Seen, Teiche) und/oder fließende (Flüsse, Bäche, Wasserfälle) Gewässer übrig. 
 
Diese Art der Gewässer besitzen aber ein anderes Problem. Das ist die Verschmutzung. Einmal ist das die sichtbare Verschmutzung durch Schwebeteilchen. Dann ist es die unsichtbare Verschmutzung durch Bakterien und Viren.
 
Deshalb ist es wichtig darauf zu achten, wo das Wasser aus diesen Gewässern entnommen wird. Man sollte durchaus einen Blick in die Runde werfen, um zu prüfen, ob die Gegend
  • bewohnt ist (zB Abwasser) oder
  • intensive Landwirtschaft betrieben wird (zB Weidewirtschaft, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel usw). 
Die sichtbare Verschmutzung kann durch einen "einfachen" Vorfilter zum großen Teil beseitigt werden. Ich benutze dafür einfache Verbindungsstücke, die ich aus den Schraubverschlüssen und Flaschenhälsen von Standard-Trinkflaschen anfertigte (siehe Menüpunkt MYOG, Projekt C19 - Wasserfilter - Verbindungsstücke für Vorfilter und Rückspülung basteln). Je nach der Nutzungsart, Vorfiltern oder Rückspülen, schraube ich die Verbindungsstücke auf die dafür vorgesehenen Enden des Wasserfilters.

Aktuell nutze ich den Wasserfilter

     Micro Squeeze (50 g) des Herstellers Sawyer.
 
Durch diese Prozedur kann ich alle groben Verunreinigungen relativ gut entfernen.
 
Anschließend widme ich mich der unsichtbaren Verschmutzung. Dafür entkeime ich das vorgefilterte Wasser mit käuflichen Wasserentkeimungsmitteln
 
Die käuflichen Wasserentkeimungsmittel sind
  • Micropur Forte MF 1T des Herstellers Micropur oder
  • Aqua Venture A+B, 2 x 30 ml, des Herstellers aquamira
Die Dosierung der Wasserentkeimungsmittel ist auf den Verpackungen beschrieben.

Aktuell teste ich gerade das Wasserentkeimungsmittel
  • DUO, 2 x 30 ml, des Herstellers lifesolution
Die Dosierung ist bei dem letzten Mittel sehr einfach. Jeweils 
  • ein Tropfen aus jedem Fläschchen für ein Liter Wasser.
Nicht überall können die beschriebenen Wasserentkeimungsmittel käuflich erworben werden. Dann muss man sich selbst behelfen. Apotheken sollten aber geeignete Grundsubstanzen führen, aus denen Wasserentkeimungsmittel hergestellt werden können.
  • (1) Natriumchlorit-Lösung (NaClO2) 25%-ig und
  • (2) Salzsäure (HCl) 4%-ig oder  
  • (2) Zitronensäure (C6H8O7) 10%-ig oder  
  • (2) Phosphorsäure (H3Po4) 5%-ig
Diese Substanzen in zwei 30 ml-Fläschchen aufbewahrt und 
  • ein Tropfen aus jedem Fläschchen auf ein Liter Wasser
dem vorgefilterten Wasser zugegeben, sollte das Wasser entkeimen.
 
Selbst benutzte ich die Wasserentkeimung in den letzten Jahren sehr selten. Es gab immer andere und bessere Methoden für die Trinkwasser-Versorgung.
 
Trotzdem sollte man für den Extremfall vorbereitet sein.
 
Nachtrag (Februar 2022): Jetzt habe ich einen neuen Wasserfilter von Grayl erhalten. Die Bedienung scheint sehr einfach zu sein. Tests auf einer der nächsten Wandertouren müssen zeigen, ob sich der neue Wasserfilter in der Praxis bewährt.

Nachtrag (März 2022): Anfang März 2022 war ich vier Tage auf der SaaleHorizontale (Rund um Jena) mit Wanderfreunden unterwegs. Auf dieser Wandertour kam erstmalig der Wasserfilter von Grayl zum Einsatz. Die Benutzung ist denkbar einfach. Dazu wird das Außengefäß bis zu einem gut sichtbaren Strich mit Wasser gefüllt. Anschließend wird das Innengefäß mit dem Filter in das Außengefäß gesetzt und langsam unter einer gewissen Kraftanstrengung in das Außengefäß hineingedrückt. Ist das Innengefäß am Boden des Außengefäßes angekommen, ist der Filtervorgang beendet und das Innengefäß kann mit dem gefilterten Wasser entnommen werden. Der ganze Vorgang dauert nur wenige Sekunden.

Ich bin restlos begeistert, wenn da nicht das Packmaß des Filters wäre...

Nachtrag (Juni 2022): Im Moment bin ich etwas unschlüssig, welchen Wasserfilter ich auf meiner nächsten Wandertour verwenden soll. Die Tendenz geht wegen dem Gewicht und dem Packmaß des Grayl wieder zurück in Richtung Sawyer (Micro Squeeze, 50 g). 
 
Jedes Gramm zählt.
 
Nachtrag (Oktober 2023): Meine neueste Errungenschaft ist der Wasserfilter BeeFree 0,6 Liter von Katadyn. Das Packmaß ist hervorragend.
 
Mal sehen, wie sich der Wasserfilter in der Praxis bewährt. 
 
F3) September 2021: Wetter - Welche Rolle spielt das Wetter bei meinen Wandertouren?

Es gibt eine Wander-Weisheit, die immer mal wieder zu hören ist:

     Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung.
 
Wenn ich so die letzten Wanderjahre in Gedanken Revue passieren lasse, kann ich diesen Satz voll und ganz bestätigen.

Wie ist das also mit dem "Wetter" bei meinen Wandertouren, speziell bei Langstreckenwanderungen?
 
Ideales Wanderwetter ist für mich Sonnenschein (evtl. mit leichter Bewölkung), Temperaturen von 16-20°C, ein leichter Wind und natürlich kein Regen. 
 
Für viele Wanderer ist die zu erwartende Großwetterlage eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die Durchführung einer geplanten Wandertour. Bei mir war das am Anfang meiner Wanderkarriere auch so. Deshalb absolvierte ich meine Wandertouren in Deutschland hauptsächlich von Mai bis September, wo dieses zuvor beschriebene "gutartige" Wanderwetter häufiger anzutreffen ist.

Auf den Jakobswegen in Spanien bin ich erstmalig mit den Zeiträumen Februar bis März und Oktober bis November in Kontakt gekommen. Niedrige Temperaturen, teilweise um den Gefrierpunkt, und tagelanger Regen waren meine Dauerbegleiter. Ich stellte überrascht fest, dass das mit der richtigen Kleidung eigentlich kein Problem ist.
 
Die "Verfeinerung" meiner Ausrüstung hat in den letzten Jahren zu dem Effekt geführt, dass bestimmte wünschenswerte Wetterbedigungen immer weiter in den Hintergrund getreten sind.
 
Jetzt bin ich an einem Punkt angekommen, wo das Wetter für meine Wandertouren eine relativ untergeordnete Rolle spielt. Ich gehe einfach los, auch wenn zB für die nächsten 14 Tage Regenwetter angesagt wäre. Das stört mich nicht.
  
Auf Langstreckenwanderungen muss man es nehmen, wie es kommt.

Ich kann mir erstmal nicht vorstellen eine Langstreckenwanderung wegen schlechtem Wetter abzubrechen.
 
Bei Mehrtages- und Tagestouren kann ich den Zeitraum der Realisierung besser und kurzfristiger planen. Für solche Wandertouren achte ich dann schon mal auf die Großwetterlage und lege die Termine entsprechend fest.

F4) November 2021: Schlafplatz - Wie richte ich auf einer Wandertour meinen Schlafplatz ein?
 
Auf einer Langstreckenwanderung kommt einem erholsamen Schlaf eine große Bedeutung zu. Nur wer gut schlafen kann, ist den Aufgaben des nächsten Wandertages gewachsen. Das ist eine allgemein anerkannte Tatsache unter Langstreckenwanderern.
 
Deshalb ist die gute Auswahl des Schlafplatzes so wichtig.
 
Die Auswahl des Schlafplatzes gliedert sich in zwei Teilaufgaben:

     1) Auswahl eines geeigneten Schlafplatzes
     2) Einrichtung des Schlafplatzes

1) Auswahl eines geeigneten Schlafplatzes
 
In der Literatur (Bücher, Zeitschriften usw), im Internet (Foren, Blogs, Podcasts usw) und von erfahrenen Outdoor-Spezialisten gibt es eine ganze Menge von Ratschlägen, was bei der Auswahl eines Schlafplatzes alles beachtet werden sollte. 
 
Die Ratschläge könnte ich hier alle aufzählen. Das will ich aber nicht tun. Vielmehr werde ich beschreiben, wie ich meinen Schlafplatz auswähle. Diese Beschreibung beinhaltet die Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren auf unzähligen Übernachtungen sammelte.
 
In der Dunkelheit will ich meinen Schlafplatz nicht einrichten. Daher bin ich auf meinen Wandertouren darauf bedacht, die jeweiligen Tagesetappen so zu beenden, dass ich noch bei Tageslicht meinen Schlafplatz aufbauen kann. Deshalb beginne ich schon lange vor dem Ende der Tagesetappen mit der Schlafplatzsuche. Abhängig mache ich das auch von den bis dahin zurückgelegten Tageskilometern. Ich schaue mich dann intensiv nach geeigneten Schlafplätzen um. 
 
In Wäldern übernachte ich nur im äußersten Notfall. 
 
Bevor ich ein großes Waldgebiet überhaupt betrete, prüfe ich, ob ich es bis zur Dunkelheit durchqueren kann. Geht das nicht, suche ich mir sofort einen Schlafplatz. Da spielen auch die bisher zurückgelegten Tageskilometer keine Rolle.
 
In Wäldern gibt es zu viele Unwägbarkeiten. Einmal muss ich den Waldboden auf Steine und Äste untersuchen, die die Bodenwanne meines Zeltes/Tarps beschädigen könnten. Dann ist es ratsam auch einen Blick in die Baumkronen zu werfen. 
 
Befindet sich dort Totholz, dass bei starken Winden auf meinen Schlafplatz fallen kann?
 
Alle diese Dinge sind mir für die Schlafplatzsuche in Wäldern zu umständlich und zu gefährlich. Befinde ich mich trotzdem mitten in einem großen Waldgebiet, suche ich nach "offenen" Stellen (Waldwiesen) im Wald. Die gibt es immer und überall. Diese "offenen" Stellen im Wald besitzen aber einen "kleinen" Nachteil. Das sind oft bevorzugte Stellplätze für Jägerhochstände. 

Ich übernachtete einmal auf einer kleinen Waldwiese. Am Rande der Waldwiese standen insgesamt 5 Jägerhochstände, keiner weiter als 100 Meter voneinander entfernt. Da kommt Freude auf. Meinen Schlafplatz baute ich direkt neben einem dieser Jägerhochstände auf. Ich spekulierte darauf, dass die Jäger nicht in die Richtung anderer Hochstände schießen. Überprüfen konnte ich diese These allerdings noch nicht.

Auch Jägerhochstände bieten sich als ein Schlafplatz an. Die meisten sind überdacht, teilweise sehr geräumig und komfortabel eingerichtet. Dann muss man allerdings damit rechnen, dass man in den Morgenstunden unsanft geweckt werden könnte, weil ein Jäger seinen Hochstand beziehen will. Mit so einem unsicheren Gefühl lässt sich bestimmt nicht gut und erholsam schlafen. Solche Schlafplätze sind der allerletzte Ausweg.

Als eine weitere Möglichkeit bleiben im Wald noch Anpflanzungen von jungen Bäumen (Schonungen), die nicht eingezäunt sind. Dort ist in der Regel nicht mit Totholz von oben zu rechnen. Allerdings ist in solchen Anpflanzungen von jungen Bäumen das Gras und das Unkraut besonders hoch, weil die kleinen Bäume mehr Licht an die Bodenpflanzen lassen.

Meine bevorzugten Schlafplätze sind gemähte Wiesen am Waldrand
 
Bild 1: Schlafplatz auf einer Wiese am Waldrand
 
Der Waldrand bietet dabei einen gewissen Windschutz. Erst nach der Heuernte sind solche Schlafplätze für Übernachtungen bestens geeignet. Vorher muss man mit hohem Gras rechnen. Trotzdem ist mir das lieber, als im Wald zu übernachten. Wiesen bieten aber keinen ausreichenden Sichtschutz. 
 
Am Anfang meiner Wanderkarriere war für mich der Sichtschutz sehr wichtig. Mittlerweile spielt der Sichtschutz eine untergeordnete Rolle. Ich richte meinen Schlafplatz dort ein, wo ich es für gut empfinde.

Das kann schon einmal am Rande eines Dorfes sein.

Bild 2: Schlafplatz auf einer Dorfwiese

Auch Schutzhütten und Unterstände, wenn sie von den Tageskilometern passen, nehme ich gern als einen willkommenen Schlafplatz an. Dort muss ich mein Zelt/Tarp nicht aufbauen und kann trocken übernachten.

Bild 3: Schlafplatz auf der Bank einer Schutzhütte

Bild 4: Schlafplatz auf dem Boden eines Unterstandes

Auch an Wanderwegen, wo es eine Sitzgelegenheit gibt, finde ich oft einen geeigneten Schlafplatz.

Bild 5: Schlafplatz an einem Wanderweg mit Sitzgelegenheit

Selbst vor Beobachtungstürmen (Wild oder Natur) schrecke ich mittlerweile nicht mehr zurück.

Bild 6: Schlafplatz auf einem Tierbeobachtungsturm

Bild 7: Schlafplatz auf einer Aussichtsplattform

Auch Obstplantagen, ob gepflegt oder nicht gepflegt, sind Schlafplätze, die von mir ausgewählt werden.

Bild 8: Schlafplatz auf einer ungepflegten Obstplantage

Alle in den Bildern gezeigten Schlafplätze zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht besonders sichtgeschützt sind. Bei unzähligen Gesprächen mit Menschen (Spaziergänger, Jogger, Radfahrer, Landwirte, Jäger usw) konnte ich feststellen, dass die Wahl meines exponierten Schlafplatzes niemanden stört. Wenn ich meinen Gesprächspartnern in freundlichen Worten erklärte, welche Wandertour ich gerade bestreite, wandelte sich die anfängliche Reserviertheit und Skepsis schnell in Bewunderung um. So ergaben sich in den letzten Jahren unzählige interessante Gespräche mit Menschen, die meinen Schlafplatz sahen.
 
Ich hatte noch nie Probleme. 
 
Also traut euch einfach!
 
Auch in unmittelbarer Nähe von fließenden und stehenden Gewässern übernachte ich sehr gerne. Das entspricht nun überhaupt nicht den Ratschlägen der Outdoor-Spezialisten. An diesen Gewässern und auf den von mir besonders bevorzugten Waldrand-Wiesen ist mit vermehrter Kondensfeuchtigkeit zu rechnen. Auch ist es in diesen Bereichen etwas kühler, als im Wald. Für mich ist das kein Problem.

Auf meiner Wandertour Das Grüne Band im Mai/Juni 2021 traf ich eine Wanderin, die mehrere Wochen vom Harz in Richtung Norden auf dem Grünen Band unterwegs war. Sie berichtete mir, dass sie immer Menschen gefragt hat, ob sie auf den Grundstücken der Befragten ihr Zelt aufbauen kann. In den ganzen Zeit ihrer mehrwöchigen Wandertour ist sie nur zweimal abgewiesen worden. Für mich ist das sehr erstaunlich. Ich persönlich würde das nicht so machen, weil es in Deutschland immer andere Möglichkeiten gibt. Aber speziell in Skandinavien ist das durchaus eine oft ausgeübte Praxis.

2) Einrichtung des Schlafplatzes

Wenn ich einen Schlafplatz auserkoren habe, baue ich sofort mein Zelt/Tarp auf (1.Aktion). Ich warte mit dem Aufbau auf keinen Fall bis zur Dämmerung.

Wenn immer möglich, richte ich die Öffnung des Zeltes/Tarp nach Süden oder Osten aus. Nach dem Aufbau des Zeltes/Tarps prüfe ich den Innenraum auf Feuchtigkeit. Es kann ja sein, dass ich das Zelt/Tarp bei Regen aufbauen und/oder abbauen musste. Speziell den Innenraum trockne ich dann grob mit meinem Handtuch. Das ist alles. Den Rest besorgt der Wind, wenn es nicht gerade regnet.

Wenn es das Wetter zulässt, befreie ich in der Zwischenzeit meinen Quilt aus seiner "Zwangsjacke" (Packsack) und lege ihn zum "Loften" (lüften bzw. bauschen) auf den Boden (2.Aktion). Der Wind trocknet dann auch den Quilt, wenn er feucht sein sollte.

Als 3.Aktion kümmere ich mich um mein Navigationsgerät (aktuell mein Handy) und schließe es an die Powerbank der Solarzelle an. Damit will ich verhindern, dass das Handy über Nacht geladen werden muss.

Diese drei Aktionen sind immer die ersten Aktivitäten nach der Auswahl des Schlafplatzes.

Dann wird das Nachlager hergerichtet. Die Isomatte wird ausgebreitet und die Schlafsachen werden bereitgelegt.

Den Rest des Tages/Abends verbringe ich mit Essen, Tagebuch schreiben, Facebook-Tagesbericht schreiben, Mails checken, einige Nachrichten lesen, etwas im Internet surfen und telefonieren.

Diese Ablauf hat sich mittlerweile so eingespielt, dass ich dafür weniger als eine Stunde benötige.

Was mache ich dann, wenn das alles erledigt ist?

Dann lege ich mich zum Schlafen hin...
 
F5) Dezember 2021: Kochen - Warum koche ich nicht auf meinen Wandertouren?
 
Am Anfang meiner Wanderkarriere habe ich gekocht. Ich besitze also durchaus eine sehr gute und auch gewichtsoptimierte Kochausrüstung. Technisch gesehen bin ich so ziemlich auf dem neuesten Stand. Erst kürzlich habe ich mir den XBoil-Ultraleicht-Kocher zugelegt.
 
Die vorhandene Kochausrüstung wird immer dann verwendet, wenn ich mit meiner Frau und/oder Freunden auf gemütlichen Wandertouren unterwegs bin. 
 
Auch auf meinen Solo-Eintageswanderungen kommt die Kochausrüstung gelegentlich zum Einsatz.
 
Aber warum koche ich nicht auf meinen anderen Solo-Wandertouren (Mehrtages- und Langstreckenwanderungen)?
 
Meine längeren Solo-Wandertouren stehen immer unter einem sportlichen Motto. Gemütlichkeit, wie bei Wandertouren mit meiner Frau und/oder Freunden, spielt da eine vollkommen untergeordnete Rolle. Der sportliche Gedanke einer Wandertour lässt sich mit weniger Gewicht, also dem Ultraleicht-Trekking, wesentlich besser realisieren.
 
Mein Ablauf nach dem Ende einer Tagesetappe ist mittlerweile so eingespielt, dass ich möglichst schnell zur Entspannungs- und Ruhephase übergehen will. Dabei ist für mich jede Minute kostbar. Deshalb möchte ich keine Zeit für das Kochen verschwenden.
 
Gewichts- und Zeitgründe sind also die Hauptgründe, dass ich der NoCooking-Fraktion der Langstreckenwanderer schon seit vielen Jahren angehöre.
 
Es gibt noch einige Gründe mehr, die mich vom Kochen wegbrachten. Ich zähle sie einfach mal auf, auch weil sie selbsterklärend sind:
 
     - Kocher und Zubehör haben ein relativ großes Packvolumen
     - Kocher und Zubehör bestehen teilweise aus scharfkantigen Materialien
     - Brennstoffbeschaffung kann zu einem Problem werden
     - das Wasser für das Kochen muss getragen werden
     - Reinigung der Essgefäße ohne Spülmittel ist nicht ohne Probleme
     - zubereitetes Essen muss immer aufgegessen werden
     - Feuergefahr (Ausrüstung und Aufstellungsort)
     - der intensive Essensgeruch kann Tiere anlocken 
 
Ein Zwischending zwischen Kochen und Nicht-Kochen ist das sogenannte "Cold Soaking". Dabei wird trockene Nahrung mit Wasser vermischt und in geschlossenen Behältern eine gewisse Zeit eingeweicht. Wenn ich ehrlich bin, muss ich gestehen, dass ich dieses Verfahren noch nie testete. Das will ich auch nicht in Zukunft tun. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das so zubereitete Essen schmeckt.
 
Ich vermisse das Kochen auf meinen Solo-Wandertouren überhaupt nicht. Aber es gibt einen Punkt, den ich nicht verschweigen will und wo ich gelegentlich ins Grübeln komme. Das ist der Kaffee am Morgen und am Nachmittag. Diesen Kaffee hole ich mir dann nachträglich auf meinen Tagesetappen, wenn ich Ortschaften durchqueren muss. Dafür mache ich sogar Umwege. 

Das ist schon verrückt. Mit jedem Gramm Gewicht geizen, aber zusätzliche Kilometer für einen Kaffee laufen. Das verstehe, wer will. Ich verstehe mich manchmal selbst nicht.
 
Dem aufmerksamen Leser stellt sich jetzt unweigerlich eine Frage.
 
Was esse ich auf meinen Solo-Wandertouren?
 
Das ist eine Frage, die ich im Thema-F9 ausführlich beantworten werde. 
 
Nachtrag (November 2023): Das mit dem Kochen werde ich nochmal überdenken. 
 
Auf meinen Wandertouren passiert es sehr oft, dass ich wegen einem Kaffee einen Bäckerladen aufsuche. Dazu muss ich meistens den Trail verlassen und teilweise große Umwege gehen. Oft ist das auch zu einem ungünstigen Zeitpunkt, also nicht zu einem üblichen "Kaffee-Zeitpunkt". 
 
Deshalb überlege ich gerade, ob ich wieder in einer Minimal-Variante mit dem Kochen eines Kaffees anfange. Den könnte ich mir dann zu jedem gewünschten Zeitpunkt zubereiten. Auch vom Trail müsste ich nicht runter. 
 
Sollte ich wieder mit dem Kochen anfangen, werde ich das in einem gesonderten Thema abhandeln. 
 
F6) Dezember 2021: Kälteverträglichkeit - Wie kann ich mich besser gegen die Kälte rüsten?

Dieses Thema kann von zwei Seiten betrachtet werden.

Einmal ist das die
 
     1) optimierte Ausrüstung, dann ist es die
     2) eigene körperliche Kälteverträglichkeit.

1) Optimierte Ausrüstung

In den letzten Jahren hat die Kälteverträglichkeit eine untergeordnete Rolle auf meinen Wandertouren gespielt. Ich war zu Jahreszeiten (Mai bis September) unterwegs, wo besondere Maßnahmen wegen Kälte nicht erforderlich waren. Selbst auf meinen zwei Wandertouren auf den Jakobswegen in Spanien waren Temperaturen um den Gefrierpunkt auf einigen Tagesetappen kein Problem. Mit der vorhandenen Ausrüstung war ich jederzeit gut gerüstet.

Die zeitliche Einschränkung auf die "schönen" fünf Monate störte mich nicht. Aber in der letzten Zeit dachte ich vermehrt über die Ausdehnung meines Wanderzeitraumes nach. März und April, sowie Oktober und November, hätte ich gern für die gemäßigten Zonen Europas (zB Deutschland) dazugenommen. Dann könnte ich nicht nur fünf Monate, sondern sogar neun Monate im Jahr wandern. Das würde meinen zeitlichen Spielraum enorm erweitern. Die Haupurlaubszeit (Juli und August) könnte ich von der Wanderzeit "entkoppeln" und so auf andere Monate ausweichen. Komplikationen mit den Urlaubswünschen meiner Familie würde ich somit aus dem Weg gehen.
 
Gleichzeitig war mir sofort klar, dass ich da wegen meiner Ausrüstung etwas tun musste.
 
Die einfachste Lösung wäre, sich zusätzliche Ausrüstung für die zu erwartenden Temperaturbereiche zuzulegen. Dann würden aber mehrere Quilts/Schlafsäcke, Isomatten und Zelte/Tarps in meinem Lager herumliegen. Das ist nicht unbedingt preisgünstig und schon überhaupt nicht nachhaltig.

Diesen Weg bin ich bewusst nicht gegangen.

Vielmehr schwebte mir von Anfang an die Mehrfachverwendbarkeit der vorhandenen Ausrüstung vor. 
 
Meine Sommer-Ausrüstung (Quilt, Isomatte, Zelt/Tarp und diverse Kleidung) wollte ich daher auch für die neuen erweiterten Wanderzeiten (Übergangszeiten = Frühling und Herbst) verwenden. Wie ich das realisierte, kann in meinen Overnightern 01 und 02 und den MYOG-Projekten C13, C14 und C16 nachgelesen werden. Dort geht es speziell um das VBL-Prinzip (Thema-B5 in diesem Menüpunkt). Das möchte ich hier nicht noch einmal erklären. 

Mit dem VBL-Prinzip und meiner Sommer-Ausrüstung kann ich Temperaturen von bis zu -5°C relativ bequem überstehen. 
 
Damit ist meine Ausrüstung für die angestrebten Wanderzeiträume sehr gut vorbereitet. Mehr will ich erstmal nicht erreichen. 
 
Wintertouren sind vorerst nicht in meiner Planung.

2) Eigene körperliche Kälteverträglichkeit

Die zweite Seite der Betrachtungsweise ist die eigene körperliche Kälteverträglichkeit.
 
Viele Jahre, bevor ich überhaupt mit dem intensiven Wandern anfing, trainierte ich meine Kälteverträglichkeit durch kaltes Abduschen nach dem Einseifen. Mittlerweile bin ich so kälteverträglich, dass ich bei jedem Wetter unter die kalte Dusche gehen kann. Das härtete mich ungemein ab. Diese Abhärtung hatte auch den angenehmen Seiteneffekt, dass ich mich in den letzten 20 Jahren an keine Grippe erinnern kann. Auch von Erkältungen bin ich weitestgehend verschont geblieben.

Ab dem Frühjahr (April) bis zum Herbst (Oktober) laufe ich in kurzen Hosen, T-Shirt und Sandalen durch die Gegend. Im heimischen Umfeld gehe ich nur noch barfuß. Das bringt mir auch den einen oder anderen schiefen Blick meiner Mitmenschen ein, aber das interessiert mich wenig. 
 
Das Ergebnis meiner jahrelangen Handlungsweise überzeugt jetzt auch meine ehemaligen Kritiker.

Das, was ich selbst tun kann, um meine Kälteverträglichkeit zu verbessern, tue ich. Dabei lasse ich mich auch nicht von skeptischen Zeitgenossen abbringen.
 
Fazit: Die angesprochenen zwei Punkte, die optimierte Ausrüstung und die eigene körperliche Kälteverträglichkeit, helfen mir auf meinen Wandertouren unvorhergesehene Wetterumschwünge problemlos zu überstehen.
 
Nachtrag (November 2023): Seit Oktober 2023 gibt es zu Punkt 2 (Eigene körperliche Kälteverträglichkeit) eine Erweiterung.

Ich habe mit dem Winterbaden angefangen. Im Internet informierte ich mich vorher, was ich dabei beachten muss. Das jahrelange Kaltduschen hat sich dabei als großer Vorteil erwiesen. Trotzdem kann ich bisher feststellen, dass es nicht leicht ist in einen See (Süßer See bei Seeburg) zu steigen, der zu dieser Jahreszeit eine Wassertemperatur von ca. 6°C besitzt. Im Moment arbeite ich noch an der Atemtechnik, die mir noch nicht so gut gelingt. Die richtige Atemtechnik ist aber ein wichtiger Bestandteil des Winterbadens.

Ich bin gespannt, wie das Winterbaden ausgeht, wenn das Winterbaden zu einem späteren Zeitpunkt (Dezember bis Februar) zum "echten" Eisbaden wird.
 
 
Nachtrag (Dezember 2023): Es ist mühselig mehrmals in der Woche an einen See zu fahren, der ca. 8 km entfernt ist. 
 
Deshalb überlegte ich mir eine Variante des Winterbadens, die ich auch zuhause machen könnte. Für einen ersten Test suchte ich mir ein Regenfass aus, das in meinem Hof steht.
 
Bild 1: Winterbaden im Regenfass
 
Im Bild 1 ist sehr leicht zu erkennen, dass das Regenfass einfach zu klein ist. Das funktioniert nicht.
 
Deshalb bestellte ich mir einen IBC-Wassertank mit einem Fassungsvermögen von 1000 Litern. 
 
Bild 2: IBC-1000 L-Wassertank

Diesen Wassertank will ich im MYOG-Projekt C26 (Wassertank für das Winterbaden/Eisbaden modifizieren) so umbauen, dass ich dort winterbaden/eisbaden kann.

F7) Dezember 2021: Ruhetage - Brauche ich Ruhetage auf meinen Wandertouren?
 
Bei Mehrtageswanderungen (max. 14 Tage) mache ich vorerst keine Ruhetage. Der Fokus liegt bei dieser Fragestellung also eindeutig auf Langstreckenwanderungen
 
Wenn ich rückblickend meine in den letzten Jahren realisierten Langstreckenwanderungen betrachte (siehe dazu den Statistik-Teil am Ende aller Berichte), bietet sich wegen der Ruhetage kein eindeutiges Bild.
 
Da war einfach alles möglich. Keine Ruhetage, Ruhetage nach 20 Tagen, nach 10 Tagen oder nach 7 Tagen. Abhängig war das vom Fitnesszustand auf den jeweiligen Langstreckenwanderungen. Fühlte ich mich gut, spulte ich einen Wandertag nach dem anderen ab. Gab es Probleme, schob ich mal öfters einen Ruhetag ein. Manchmal sogar zwei Ruhetage hintereinander.
 
Von anderen Langstreckenwanderern weiß ich, dass sie in jeder Woche einen Ruhetag machen.
 
Nach dem Abbruch meiner letzten Langstreckenwanderung über Das Grüne Band im Mai/Juni 2021 wegen Knieproblemen tendiere ich wieder zur strengeren Einhaltung der 7-Tage-Regel. Also 
 
     6 Wandertage, dann
     1 Ruhetag.
 
Bei meiner nächsten Langstreckenwanderung, nach Lage der Dinge im Jahr 2022, werde ich diese Regel möglichst beachten.
 
Bei der konsequenten Einhaltung dieser Regel gibt es aber ein kleines Problem. Das ist der Ort, wo ich meinen Ruhetag verbringe. Wie es der Zufall will, könnte das eine kleine Ortschaft im Niemandsland sein oder das Niemandsland selbst. Dann muss ich mir überlegen, ob ich die absolute Ruhe will/brauche oder noch einen oder zwei Tag(e) wandere, bis ich eine größere Ortschaft erreiche.
 
In größeren Ortschaften gibt es mehr Möglichkeiten, speziell Hotels/Pensionen, Gaststätten und kulturelle Einrichtungen.  

Ein anderer Aspekt spielt ebenfalls eine Rolle.

Will ich den Ruhetag im Tarp/Zelt oder in einem Hotel/einer Pension verbringen?

In einer festen Unterkunft kann ich mich duschen, meine Wandersachen waschen und trocknen und mal wieder in einem richtigen Bett schlafen. Das kann ich im Zelt/Tarp nicht, ausgenommen ich bin auf einem geöffneten Campingplatz.

Alle diese angesprochenen Aspekte werde ich bei der Planung meiner Ruhetage auf meiner nächsten Langstreckenwanderung beachten.

Das habe ich mir fest vorgenommen.

F8) Dezember 2021: Essen/Trinken - Was esse und trinke ich auf meinen Wandertouren?

Im Thema-F6 dieses Menüpunktes beschrieb ich ausführlich, warum ich auf meinen Mehrtages- und Langstreckenwanderungen schon seit einigen Jahren nicht mehr koche.

Bei meinen Mahlzeiten unterscheide ich nicht zwischen Frühstück, Mittag und Abendbrot. Ich esse, wenn mich der Hunger überfällt bzw. wenn sich eine Gelegenheit ergibt. Das kann zu ganz zufälligen Tageszeiten sein. Abhängig ist das auch vom Schwierigkeitsgrad der aktuellen Tagesetappe, d.h. vom Energiebedarf.

Auf meinen Wandertouren zähle ich keine Kalorien und ernähre mich auch nicht nach einem ausgeklügelten Ernährungsplan. Ich muss bisher nicht auf unverträgliche Lebensmittel achten. Es wird gegessen, was der Verpflegungsbeutel gerade so hergibt. Meistens ist der prall gefüllt.
 
Was ist da so in meinem Verpflegungsbeutel?
 
Ich zähle das einfach mal auf:

     - abgepacktes Vollkornbrot in Scheiben
     - Käse (Schmelzkäse-Scheiben (nicht! aus dem Kühlregal) oder Hartkäse im Stück)
     - Salami (verpackte Scheiben oder im Stück oder als kleine Party-Salamis)
     - Schinken (verpackte Scheiben oder im Stück)
     - eine oder zwei Fischbüchsen (Sardinen und/oder Fisch in Tomatensauce)
     - Trockenfleisch (Notnahrung, 2 Beutel Beef Jerky a 70 g)

Da ist nichts dabei, was in meinen Augen ungewöhnlich wäre.
 
Unterwegs nutze ich jede sich bietende Möglichkeit (Gaststätten, Imbissbuden, Bäcker, Fleischer, Supermärkte usw) um mich anderweitig zu versorgen. In meinen bevorzugten Wanderländern (Deutschland, Spanien, Norwegen und Schweden) ist das fast jeden Tag möglich. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass mein Verpflegungsbeutel oft unangetastet bleibt und ich ihn gut gefüllt durch die Gegend trage. Das ist gewichtsmäßig nicht besonders optimal. Geschuldet ist das dem Umstand, dass ich Versorgungsmöglichkeiten im Vorfeld einer Wandertour nie oder ganz selten im voraus plane. Ich entscheide meistens tagesaktuell, wo ich mich für die nächsten Wandertage versorge. Deshalb sind immer Reserven für mindestens drei Tage in meinem Rucksack.

Immer, wenn es passt, gönne ich mir einen Kaffee mit einem Stück Kuchen (Erdbeerschnitte, Himbeerenschnitte, Mandarinenschnitte usw). Beim Bäcker gibt es oft auch belegte Brötchen. Zwei davon, ein Käsebrötchen und ein Wurstbrötchen (Salami oder Schinken), verschwinden dann in meinem Verpflegungsbeutel. Die esse ich dann zu ganz besonderen Gelegenheiten (Frühstück auf einer Sitzbank am Waldesrand mit einem weiten Rundblick, Mittags bei strömenden Regen in einem windgeschützten Unterstand usw).

Neben meinem Verpflegungsbeutel gibt es noch den einen oder anderen kleinen Snack:

     - Nüsse, wenn möglich als "Studentenfutter" (mit Rosinen)
     - Schokolade (nicht immer, ist wetterabhängig)
     - Fruchtriegel (nicht immer, ist ebenfalls wetterabhängig)
     - Traubenzucker (in 2 x 2 cm-Plättchenform als Booster)
     - Kaugummi (Mundhygiene und als Zahnpasta-Ersatz) 

Diese Snacks sind außen an meinem Rucksack in zwei kleinen Netztaschen verstaut. Dadurch ist immer ein schneller Zugriff auf die Snacks möglich.
 
Auch Obst gehört zu meinen bevorzugten Nahrungsmitteln:
 
     - 2 Bananen
     - 2 Äpfel (wenn möglich Breaburn)
 
Auch das Obst bewahre ich immer außen in meinen Netztaschen auf. Jeden Tag esse ich einen Apfel und eine Banane. Eine Banane ist oft der Notersatz für ein "verschobenes" Frühstück, wenn ich mich nicht auf den nassen Boden vor das Zelt/Tarp setzen will. 
 
Die erste richtige Mahlzeit gibt es dann, wenn ich eine geeignete Sitzgelegenheit gefunden habe.
 
Meine Getränke sind ebenfalls sehr schnell aufgezählt:
 
     - 1 oder 2 Liter Wasser (in Platypus-Faltflaschen)
     - 0,5-Liter-Flasche Apfelschorle
     - 0,5-Liter-Flasche Cola (zuckerhaltige!!! Cola)
 
Die Getränke befinden sich in den Seitetaschen meines Rucksacks. Je eine 1-Liter-Faltflasche zusammen mit einer 0,5-Liter-Flasche. In Deutschland und Skandinavien komme ich mit einem Liter Wasser am Tag aus. Dort gibt es imme wieder Möglichkeiten den täglichen Wasserbedarf anderweitig zu stillen. In Spanien bin ich generell mit zwei Liter Wasser unterwegs.

Die Apfelschorle und die Cola nutze ich für den Zuckernachschub. Speziell am Nachmittag kommt oft die Cola als mein "Doping-Mittel" zum Einsatz.

Alkohol (Bier oder Wein), egal in welcher Form (zB Radler), trinke ich während einer Tagesetappe überhaupt nicht. Lediglich am Abend, wenn sich die Gelegenheit ergibt, genieße ich einen Radler beim Essen.

Das ist das ganze Geheimnis meiner Ernährung auf Mehrtages- und Langstreckenwanderungen. 
 
Das führt regelmäßig dazu, dass ich auf den Wandertouren einiges an Gewicht verliere. Das ist aber ein gewollter Effekt.

F9) Dezember 2021: MailDrop - Wie stehe ich zu MailDrop bei Langstreckenwanderungen?
 
"MailDrop" ist ein engl. Begriff, bestehend aus den zwei Worten "Mail" und "Drop". Bei der Eingabe in die Suchmaschine von Google wird keine richtige Übersetzung für den zusammengesetzten Begriff gefunden. Das ist schon sehr erstaunlich.

Also kann ich den Begriff nur wiedergeben, wie er in vielen Veröffentlichungen im Internet gebraucht wird.

Der Begriff "MailDrop" bedeutet sinngemäß "Pakete vorausschicken".

Was bedeutet das nun im Sprachgebrauch für Langsstreckenwanderungen?

Bei Langstreckenwanderungen über viele tausend Kilometer (zB den drei bekanntesten amerikanischen Trails (=Wanderrouten)) werden in der Regel verschiedene Klimazonen durchwandert. Die Länge der Trails bringt es mit sich, dass man da auch zu verschiedenen Jahreszeiten unterwegs ist. Das erfordert eine sehr gute Vorausplanung, was die Ausrüstung betrifft.

Wanderschuhe halten zB nicht ewig und müssen irgendwann ersetzt werden. Im Sommer benötigt man andere Kleidung, als im Frühjahr oder Herbst. Teilweise gibt es auch längere Wegstrecken, wo eine Versorgung mit Lebensmitteln sehr schwierig oder gar unmöglich ist.

Für die Lösung dieser Probleme gibt es zwei Herangehensweisen:
  • (1) Alle Ausrüstungsgegenstände, die auf dem Trail für die unterschiedlichen Klimazonen und Jahreszeiten benötigt werden, müssen im Rucksack sein. Für die Versorgung mit Lebensmitteln auf kritischen Wegstrecken müssen evtl. große Umwege abseits des Trails in Kauf genommen werden.
  • (2) MailDrop 
Punkt (1) ist weitestgehend selbsterklärend. 
 
Wenn Ausrüstungsgegenstände (zB Wanderschuhe, Kleidung, Zelt/Tarp, Isomatte usw) defekt sind, muss ich mir neue Ausrüstung kaufen. Dazu muss ich unter Umständen den Trail weit verlassen (größere Ortschaften), um einkaufen zu können.

Kleidungsmäßig muss ich mich auf die zu erwartenden Klimazonen und Jahreszeiten einstellen. Das bedeutet zB, dass ich in bestimmten Klimazonen (zB Wüste) und zu bestimmten Jahreszeiten (zB Sommer) keinen dicken Pullover brauche. Aber dann gibt es mittendrin Bergpassagen, wo wegen der Temperaturen ein dicker Pullover unbedingt erforderlich ist. Das muss ich im Vorfeld einer solchen Wandertour beachten und planen.

Ähnlich verhält es sich mit anderen Ausrüstungsgegenständen, wie zB Zelt/Tarp und Isomatte.

Ebenso ist es mit der Versorgung mit Lebensmitteln. Ist die Versorgung in der Nähe des Trails nicht möglich, muss ich für den Einkauf von Lebensmitteln den Trail verlassen und evtl. Umwege gehen.
 
Diese Vorgehensweise ist mit einem enormen Zeitaufwand und auch zusätzlichen Wegen verbunden.

Punkt (2), MailDrop, löst die im Punkt (1) dargestellten Probleme.

Wenn ich weiß, dass meine verwendeten Wanderschuhe ca. 1000 km halten, dann schicke ich ein Paket mit neuen Wanderschuhen an eine Poststelle, die ca. am Kilometer 800 des Trails liegt. Auf den amerikanischen Trails sind die Poststellen mittlerweile auf solche Pakete eingestellt. Bin ich nach 800 km an der Poststelle angelangt und mein Paket mit den Wanderschuhen ist tatsächlich angekommen, kann ich immer noch vor Ort entscheiden, was ich mache. Brauche ich die neuen Wanderschuhe sofort oder halten die alten Wanderschuhe noch weitere 200 km bis zur geschätzten 1000-km-Marke durch. Dann schicke ich das Paket ungeöffnet einfach 200 km weiter zu einer Poststelle, die in diesem Entfernungsbereich liegt. So kann ich das mit dem Paket immer wieder tun, bis ich der Meinung bin, dass ich die neuen Wanderschuhe unbedingt benötige.

So wird das auch mit anderen Ausrüstungsgegenständen gehandhabt. Einen dicken Pullover oder einen dickeren Schlafsack/Quilt kann ich solange "vor mir herschicken", bis ich ihn tatsächlich brauche. 
 
Auch Lebensmittel kann ich mir zu Poststellen schicken lassen, wenn in bestimmten Streckenabschnitten des Trails die Versorgung mit Lebensmittel sehr schwierig ist.

Durch "MailDrop" kann ich Gewicht sparen, weil ich nur mit Ausrüstung unterwegs bin, die aktuell gerade erforderlich ist.

Wie stehe ich zu den zwei beschriebenen Punkten?

Ich bevorzuge auf meinen Wandertouren eindeutig Punkt (1).

Ich will immer alles in meinem Rucksack dabei haben. Kleidung möchte ich so durch das Zwiebel-Prinzip miteinander kombinieren, dass ich jederzeit allen Klimazonen und Jahreszeiten gewachsen bin. 

Defekte Ausrüstung und Lebensmittel kaufe ich vor Ort, egal wie groß der Umweg ist.

Das ist für mich Langstreckenwandern in seiner reinsten Form.
 
Viele Langstreckenwanderer wählen aber aus Zeit- und Bequemlichkeitsgründen die MailDrop-Variante. Zusätzlich wird das alles noch mit einigen Flip-Flops (siehe Thema-F1) kombiniert.

Für mich persönlich hat das nichts mit Langstreckenwandern zu tun...
 
Bemerkung: Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich auf meinen bisherigen Langstreckenwanderungen zweimal MailDrop verwendete. 
 
Einmal war das im Oktober/November 2019 auf dem Jakobsweg Camino de Levante in Spanien
 
Weil ich überhaupt keine Erfahrung hatte, wie lang meine ALTRA-Trailrunner durchhalten, schickte ich ein Paket mit neuen ALTRA-Trailrunnern an eine Adresse in Spanien, wo ich nach ca. 1000 km sein würde. Das hat wunderbar geklappt. Das Paket ist angekommen und die ALTRA-Trailrunner hielten, wie von mir grob über den Daumen geschätzt, 1000 km durch. 
 
Meine nächsten Langstreckenwanderungen werde ich aber ohne MailDrop absolvieren.

F10) Februar 2022: Jakobswege - Tipps/Ratschläge für die spanischen/portugiesischen Jakobswege
 
In Gesprächen über das Wandern erfahre ich von meinen Gesprächspartnern öfters, dass sie gern mal einen spanischen Jakobsweg gehen würden. Aber sie trauen sich nicht so richtig ran, weil sie nicht abschätzen können, was sie erwartet.
 
Deshalb möchte ich in diesem Thema Tipps und Ratschläge geben, die nicht unbedingt in jedem Reiseführer zu finden sind. Wer sich meine 3 Berichte über spanische Jakobswege genau durchliest, wird den einen oder anderen Tipp/Ratschlag finden. Aber an dieser Stelle will ich das nochmal in konzentrierter Form machen.
 
Hinweis (März 2024): Im Februar/März 2024 bin ich den Jakobsweg Caminho Portugues (631 km) aus meinem Wanderprojekt Jakobswege in Spanien und Portugal gelaufen. Die dort gemachten Erfahrungen will ich in die Tipps und Ratschläge einfließen lassen.
 
Die bestehenden Tipps und Ratschläge werde ich nicht großartig verändern. Anpassungen wegen Portugal erscheinen dann als die üblichen Nachträge im Inhaltsverzeichnis dieses Punktes und bei den einzelnen Punkten.
 
Inhaltsverzeichnis
 
  1) Planung (N1)
  2) Vorbereitung (N1)
  3) Anreise (N1)
  4) Navigation und Technik
  5) Strecke (N1)
  6) Ausrüstung (N1)
  7) Übernachtungen (N1)
  8) Versorgung
  9) Wetter
10) Sprache (N1)
11) Menschen
12) Tiere (N1)
13) Verletzungen, Medikamente und Hilfsmittel
14) Besonderheiten
15) Abreise (N1)

1) Planung

Es gibt zwei Typen von Wanderern. Die einen sind die "Voraus-Planer", die anderen die "Einfach-Losgeher". Ich gehöre eindeutig zur Fraktion der Voraus-Planer. Durch eine ausführliche Voraus-Planung (mein Rundum-Sorglos-Paket) muss ich mir unterwegs keine Gedanken machen und kann die Wandertour in vollen Zügen genießen.

Eine gute Grundlage für die Planung auf den bekanntesten spanischen Jakobswegen sind die Wanderführer des OUTDOOR- und Rother-Verlags. Die Wanderführer enthalten alle wichtigen Informationen (Tagesetappen, Herbergen, Sehenswürdigkeiten usw).
 
Bild 1: Wanderführer "Camino Frances"

Ich persönlich bevorzuge die Wanderführer des OUTDOOR(=Conrad-Stein)-Verlags. Allerdings sind die abgebildeten Landkarten wegen des Maßstabes nicht besonders aussagekräftig. Teilweise sind manche Wanderführer schon über 10 Jahre alt. Aber viele Informationen sind immer noch gültig.

Zusätzlich besorge ich mir Informationen aus dem Internet (Berichte in Blogs, Herbergslisten, Tracks usw). Wenn ich eine Wandertour mit Übernachtungen in Herbergen plane, suche ich gezielt nach möglichst aktuellen Herbergslisten für die Orte an dem Jakobsweg, den ich begehen will. Ich verlasse mich da nicht nur auf die Angaben in den Wanderführern.
 
Auch plane ich meine Wandertouren auf spanischen Jakobswegen immer mit eigenen Tracks. Bei der Planung meiner bisherigen Wandertouren in Spanien bin ich stets von Übernachtungen im Zelt ausgegangen. Aber die Pilger-Herbergen (Kosten, Service, andere Wanderer aus allen möglichen Ländern usw) sind zu verlockend, so dass die Wandertouren jedesmal "Herbergstouren" wurden, was ich im Nachhinein überhaupt nicht bedaure.
 
Die erste Wandertour (Via de la Plata, Teil1 und Teil 2) in Spanien plante ich noch von Ortsmitte zu Ortsmitte. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Herbergssuche in den Orten nicht so einfach war. Speziell bei Wandertouren auf Jakobswegen, wo es keinen Wanderführer gab. Erschwerend kamen meine fehlenden Sprachkenntnisse (Spanisch!) und die mangelnden Sprachkenntnisse (Englisch!) der spanischen Bevölkerung, egal ob jung oder alt, hinzu. 
 
Die zweite Wandertour (Camino de Levante) in Spanien plante ich deshalb von Herberge zu Herberge. Die Herbergssuche wurde dadurch wesentlich einfacher. Die Informationen zu den Herbergen besorgte ich mir aus dem Wanderführer (wenn vorhanden) und dem Internet. Die genaue Lage der Herbergen glich ich dann mit Google Maps ab.
 
Bleibt jetzt noch der Zeitraum für die Durchführung einer Wandertour über einen Jakobsweg. 
 
Maßgebliche Kriterien für den richtigen Zeitraum sollten die Besucherzahlen und das Wetter sein. 
 
Im Jahr 2018 haben sich in Santiago de Compostela 200000 Pilger registrieren lassen, die über den Camino Frances gingen. Über den Via de la Plata waren es ca. 9000 und über den Camino de Levante ca. 300. Bei meiner Wandertour über den Camino de Levante (28 Tage auf dem Camino de Levante, 5 Tage auf dem Via de la Plata und 9 Tage auf dem Camino Frances) im Herbst 2019 traf ich während der ersten 33 Tage unterwegs keinen einzigen Wanderer. Bis auf 2 Herbergen war ich auf dem Camino de Levante und dem Via de la Plata immer alleine in den Herbergen. Mein Schockerlebnis hatte ich in der öffentlichen Herberge in Astorga, als ich dort vom Via de la Plata kommend auf den Camino Frances traf. Die Herberge mit über 150 Übernachtungsplätzen war fast vollkommen ausgebucht und das im November. Schon diese Zahlen verdeutlichen den gewaltigen Unterschied zwischen den einzelnen Jakobswegen.
 
Für einen Mitteleuropäer ist der Sommer (Juli und August) in Spanien eine schwierige Zeit (extreme Hitze und Wasserknappheit). Ich will nicht sagen, dass das unmöglich ist. Aber selbst Mai bis Juni und September würde ich wegen der Temperaturen für mich persönlich ausschließen. Bliebe also noch der Zeitraum Februar bis April bzw. Oktober bis November. Genau in diesen Zeiträumen absolvierte ich meine 3 Wandertouren auf den Jakobswegen in Spanien. Im Februar und März ist in Spanien Regenzeit. Im Oktober und November kann es schon mal Minustemperaturen und Schnee in den Bergen geben. Das habe ich alles so erlebt. Trotz der möglichen Wetterunbilden würde ich immer diese Zeiträume bevorzugen.
 
So geplant kann ich ruhigen Gewissens meine Wandertouren auf den spanischen Jakobswegen antreten.
 
Nachtrag (März 2024): Mein Planungsverhalten hat sich wieder leicht geändert. Ich plante den Jakobsweg Caminho Portugues nicht mehr von Herberge zu Herberge. Vielmehr orientierte ich mich an einem Original-Track aus dem Internet und plante meinen eigenen Track. Herbergen habe ich als separate Wegpunkte in meiner Navigationssoftware gespeichert.
 
Bild 1b: Wichtige Wegpunkte auf/neben dem Track
 
Das Bild 1b zeigt einen Bildschirmabzug meiner aktuellen Navigationssoftware Topo GPS auf dem Smartphone. Hier in diesem Menüpunkt, unter dem Thema C5 (Software/Navigation - Mit welcher Software plane ich Tracks und womit navigiere ich unterwegs?), beschreibe ich die verwendete Software genau und welche Bedingungen diese Software erfüllen muss, damit sie meinen Ansprüchen genügt.
 
Für die Herbergssuche verwendete ich zusätzlich die Internetseite gronze.com . Auf dieser Internetseite sind für die wichtigsten Jakobswege in Spanien und Portugal fast alle Pilgerherbergen, Hostals und Hotels in so ziemlich allen Preiskategorien aufgelistet.
 
Bedeutung der Wegpunkte auf dem Bild 1b:
 
     grünes Dreieck         -öffentliche Pilgerherberge (nimmt nur Pilger auf, 
                                         keine Buchung möglich, wer zuerst kommt hat das Bett)
     rotes Dreieck            -private Herberge unter 20€/Bett (nimmt auch andere Gäste auf)
     roter Punkt                -spezielle Geschäfte (zB Decathlon, Aldi, Lidl usw)
     blauer Punkt             -sind die Etappenziele des Original-Tracks aus dem Internet
     sonstige Zeichen      -sind selbsterklärend (Campingplatz, Kathedrale usw) 
 
Diese speziellen Wegpunkte haben mir die Orientierung auf und neben dem Track ungemein erleichtert. Zu jeder Zeit war ich in der Lage zu sagen, ob sich am jeweiligen Tagesetappenziel eine öffentliche Pilgerherberge oder nur ein private Herberge (zB Hostal) befindet. Die öffentlichen Pilgerherbergen sind die preiswertesten Herbergen und waren meine bevorzugte Übernachtungsmöglichkeit.    
 
2) Vorbereitung
 
Im Zielort Santiago de Compostela aller meiner Wandertouren über die Jakobswege in Spanien, kann man sich in einem Büro, nicht weit entfernt von der Kathedrale, eine Urkunde über den zurückgelegten Jakobsweg ausstellen lassen. Voraussetzung für die Urkunde ist ein lückenlos geführter Pilgerausweis mit möglichst vielen Stempeln. Bei der Ausstellung der Urkunde wird nicht jeder einzelne Stempel geprüft. Das Personal der Beurkundungsstelle wirft lediglich einen flüchtigen Blick auf den geöffneten Pilgerausweis und händigt dann die Urkunde aus. Alles ganz "easy".
 
Bild 2: Pilgerausweis mit Zusatzeinlage
 
Auf meiner ersten Wandertour in Spanien wusste ich nichts von einem Pilgerausweis. Ein anderer Wanderer machte mich auf halber Strecke darauf aufmerksam. Danach sammelte ich fleißig Stempel. Die Stempel hat jede Herberge, Hotel, Pension und Bar. Selbst die örtlichen Verwaltungen und die Polizei besitzen solche Stempel. Die Stempel kann man sich überall geben lassen.
 
Da der Platz für die ganzen Stempel oft nicht ausreicht, fertigte ich mir vor der zweiten Wandertour durch eine Kopie eine einfache Zusatzeinlage an, die ich in den Pilgerausweis klebte.
 
Mittlerweile besorge ich mir weit vor dem Start einer Wandertour auf den spanischen Jakobswegen einen neuen Pilgerausweis (kostet akt. 7,65 Euro) und auch eine neue Zusatzeinlage bei der 
 

Nachtrag (März 2024): Auf allen meinen Wandertouren auf Pilgerwegen in Spanien und Portugal ist mein Pilgerausweis irgendwann nass geworden. Den Pilgerausweis konnte ich zwar immer wieder trocknen, aber die Wasserspuren bleiben immer sichtbar. 

In Zukunft werde ich Pilgerausweise von Anfang an in eine Plastiktüte stecken. Das sollte Wasserschäden sicher vermeiden. 
 
Auch mit meiner Geldbörse werde ich bei Regen so verfahren.

3) Anreise

Die großen spanischen Städte, wie Madrid, Barcelona, Valencia und Sevilla, können per Direktflug von Berlin/Schönefeld erreicht werden, was ich bei meinen beiden bisherigen Wandertouren auf den spanischen Jakobswegen (Startorte Sevilla (Via de la Plata) und Valencia (Camino de Levante)) auch tat.
 
Beim 2.Teil auf dem Jakobsweg Via de la Plata flog ich von Berlin nach Madrid. Von Madrid fuhr ich mit dem Fernbus nach Salamanca, dem Startort für den 2.Teil. Das hat ohne Probleme funktioniert. Beachten muss man in Madrid, dass der Busbahnhof für Fernfahrten ca. 10 Busminuten vom Flughafen Madrid entfernt ist.

Bei einem Flug versuche ich meinen Rucksack als Handgepäck durchzukriegen. Das hat bisher innerhalb von Europa immer geklappt. Allerdings gibt es Ausrüstungsgegenstände, die beim Einchecken sehr genau unter die Lupe genommen werden. Dazu gehören Trekkingstöcke, Zeltheringe und Messer. Die Klinge eines Messers darf nich länger als die Breite einer Hand sein. 

Wer seinen Rucksack als Gepäck aufgeben will, sollte darauf achten, dass die Schultergurte und die Hüftgurte nicht frei "herumbaumeln". Diese Gurte "verheddern" sich gern in den Transportbändern des Gepäcktransportsystems. Die Flughafenmitarbeiter sind nicht zimperlich und gehen schon mal aus Zeitgründen rigoros mit dem Cuttermesser dazwischen. Ein Rucksackgurt haucht dann mal eben sein Leben aus und macht den teuren Rucksack schnell unbrauchbar. Abhilfe schafft vor der Gepäckaufgabe die Fixierung der Rucksackgurte mit Paketband. Noch besser ist die Verpackung des Rucksacks in einer sogenannten Flugzeugtasche. Nach der Ankunft kann diese Flugzeugtasche als wasserdichter Inliner für den Rucksack verwendet werden.

Für meine nächste Wandertour in Spanien plane ich die Anreise mit dem Bus oder dem Zug. Mit FlixBus dauert die Anreise nach Alicante zum Startort des Jakobsweges Ruta de la Lana ca. 40 Stunden (einmal umsteigen in Paris). Das sind fast 2 Tage. Mit dem Zug sind günstige Reiseziele Barcelona oder Valencia. Von dort könnte es mit dem Zug oder dem Bus zum Startort der geplanten Wandertour auf dem Jakobsweg gehen.

Wie das mit den Pyrenäen als Startbereich für den Camino Frances aussieht, kann ich leider nicht beurteilen. Aber Barcelona dürfte auch da ein guter Ausgangspunkt für die Anreise zum Startort des Camino Frances sein.

Nachtrag (März 2024): Weil ich die Anreise mit dem Bus (FlixBus, BlablaBus) ausprobieren wollte, habe ich das für eine der weitesten Anreisen zu einem Startort (Lissabon) eines Jakobsweges einfach ausprobiert.

Von Leipzig über Paris-Bercy (Wechsel von Bus und Fahrern) nach Lissabon reiste ich für ca. 80€ in 40 Stunden. Der Bus kam auf die Minute pünktlich in Lissabon an. Einfach unglaublich, was die Fahrer der Busse da geleistet haben.

Für mich ist das eine Alternative, speziell, wenn der Startort eines Jakobsweges wesentlich näher liegt.

Trotzdem gibt es ein kleines Problem, was ich nicht verschweigen will. Das ist mein Rucksack mit der Ausrüstung, den ich nur ungern aus der Hand gebe. Im Flugzeug versuche ich immer den Rucksack als Handgepäck durchzukriegen, was bisher auch immer geklappt hat. Bei einem Reisebus ist das etwas anders. Das Gepäck wird im unteren Bereich des Busses, sozusagen unter den Sitzen, verstaut. Dafür hat der Bus große seitliche Klappen. Dort wird das Gepäck von den Busfahrern höchstpersönlich verstaut. 

Was mich etwas beunruhigt ist die Tatsache, dass beim Aussteigen von Fahrgästen der Busfahrer die Seitenklappe öffnet, aber nicht richtig überblicken kann, wer welches Gepäckstück aus dem Bus entnimmt. Jeder Fahrgast zeigt mit dem Finger auf sein Gepäckstück und der Busfahrer gibt dem Fahrgast bereitwillig das gewünschte Gepäckstück. Jetzt könnte sich ein Fremder unter die Fahrgäste mischen und ein Gepäckstück verlangen. Niemand würde das bemerken. In der Nacht schon überhaupt nicht, wenn alle anderen Fahrgäste im Bus schlafen.

Es ist nichts passiert, aber für mich ist die Gepäckausgabe nicht gut gelöst.

4) Navigation und Technik
 
Am Anfang meiner Wanderlaufbahn navigierte ich mit dem Navigationsgerät Garmin GPSMap 64st. Das hat sehr gut funktioniert, aber der Bildschirm ist sehr klein. Also bin ich vor einigen Jahren auf ein Handy (iPhone SE 2018 und 2020) umgestiegen. Ein Handy vereint drei wichtige Funktionen in einem Gerät, die ich unterwegs unbedingt benötige. Das sind Navigation, Fotografie und Kommunikation. Vorher hatte ich dafür drei Einzelgeräte (Garmin-Navi, Panasonic-Knipse und Apple-Handy).
 
Meine Wandertouren plane ich auf dem Computer mit der Garmin-Software BaseCamp mit Hilfe von OSM-Karten, die ich mir von verschiedenen Internet-Seiten herunterlade. Folgende Internet-Seiten verwende ich für den Download von OSM-Karten:

     (1) Libres-Karten
     (2) Freizeitkarte-OSM-Karten
     (3) Frikart-Karten
     (4) Garmin-Karten
 
Aktuell benutze ich nur noch die (1) Libres-Karten. Garmin-Karten verwende ich nicht mehr. Erstens sind sie unglaublich teuer. Und zweitens enthalten die Garmin-Karten oft Wege, die es überhaupt nicht mehr gibt, weil sie zB vollkommen zugewachsen und somit nicht mehr begehbar sind.
 
Als Navigations-App auf dem Handy verwende ich aktuell die App
 
     Topo GPS
Bild 3: Screenshots der App Topo GPS
 
Diese App beinhaltet alle Funktionen, die für mich wichtig sind. Im Thema-C5 beschreibe ich genau, welche Funktionen bei einer Navigations-App für mich unbedingt erforderlich sind. 
 
Für das Handy gibt es eine weitere App 
 
     mapy.cz
 
Die App hat viele bekannte Wanderwege bereits integriert. So auch zB den Jakobsweg Camino Frances. Wenn ich diesen Wanderweg irgendwann laufen sollte, wäre diese App ein heißer Kandidat für die Navigation.
 
Bild 4: Startort des Camino Frances in den Pyrenäen (Web-App)
 
Innerhalb von Ortschaften verwende ich gerne Google Maps zur Orientierung, wo sich Herbergen, Hotels, Pensionen, Bars und Lebensmittelgeschäfte befinden.
 
Alle spanische Jakobswege sind übrigens hervorragend durch den weltbekannten Gelben Pfeil markiert. 

Bild 5: Markierungszeichen "Gelber Pfeil"

Ganz selten kommt es vor (zB in Ortschaften), dass man ins Grübeln verfällt, wo denn der weitere Weg verläuft. Dann ist es schön, wenn eine gute Navigations-App den Weg zeigen kann.
 
Meine Allzweck-Waffe, das Handy, will natürlich auch mit Strom versorgt werden. Schon seit einigen Jahren realisiere ich das mit einem Solar-Panel, das den ganzen Tag außen mit elast. Kordelschnur und Haken am Rucksack hängt.
 
Bild 6: Rückseite des Solar-Panels mit Powerbank

Das Solar-Panel ist von der Firma
SunnyBAG (Leaf+, das Bild zeigt das Vorgänger-Modell des Links). Auf der Rückseite des Solar-Panels befestigte ich mit stabilen Klettverschlüssen eine Powerbank von Nitecore (NB10000). Dieses Setup benutze ich schon seit 2 Jahren ohne jegliche Probleme. Es lädt mein Handy zuverlässig auf allen Wandertouren, egal ob im Frühjahr, Sommer oder Herbst. Durch das Solar-Panel bin ich vollkommen unabhängig von jeder Steckdose. 
 
Trotzdem besitze ich noch ein 3-fach-Ladegerät (65 W, Firma Baseus) mit den notwendigen Kabeln, womit ich auch meine Geräte (Handy und Powerbanks) im Notfall (zB mehrere Tage Regen hintereinander) an der Steckdose laden kann. Bei dem Ladegerät achte ich darauf, dass die vorhandenen Ausgänge (2 x USB-C und USB-A) alle eine Schnellladefunktion besitzen. Bei einer Kaffeepause (ca. 15 Minuten) in einer Bar am Rande des Jakobsweges kann ich so meine Geräte relativ schnell wieder aufladen.
 
Zu guter Letzt habe ich noch eine zweite Powerbank von Nitecore (NB10000) im Rucksack. Diese Redundanz von zwei Powerbanks leiste ich mir, weil die Stromversorgung für mein Handy auf meinen Wandertouren von existenzieller Bedeutung ist.

5) Strecke

Spanien ist das Land der Schotterwege. Dementsprechend führen große Teile der Jakobswege über ausgedehnte und staubige Schotterwege jeglicher Ausprägung.
 
Auch der eine oder andere Straßenkilometer muss bewältigt werden. Von Vorteil ist in Spanien, dass die Seitenstreifen, also der Bereich links neben der Fahrbahnmarkierung, oft sehr breit sind. Manchmal ist dieser Bereich mindestens einen Meter breit. Meiner Meinung nach sind das keine Fahrradwege. Die Seitenstreifen wurden einfach großzügig angelegt. Auf diesen breiten Seitenstreifen lässt es sich sehr gut gehen. Der Verkehrsfluss wird durch Wanderer auf der Straße überhaupt nicht behindert.

Ortschaften werden in der Regel durchquert und nicht umgangen, wie es auf vielen Wanderwegen in Deutschland üblich ist. Das ist auch verständlich, wenn man sich die jahrhundertelange Geschichte der spanischen Jakobswege anschaut. Pilger liefen seit jeher von Herberge zu Herberge. Die Herbergen waren aber meistens in Ortschaften. Das erleichtert die Versorgung mit Lebensmitteln enorm, weil der Wanderweg kaum verlassen werden muss. Alle Einkaufsmöglichkeiten sind in den Zentren der Ortschaften konzentriert.

Zusätzlich ist man auf den Wanderwegen fast schutzlos den Wetterbedingungen (pralle Sonne, starker Regen, Schnee) ausgesetzt. Ausgedehnte Wälder, die Schatten bieten könnten, gibt es kaum.

Nachtrag (März 2024): In Portugal gibt es wesentlich mehr Wald. Das ist sicherlich auch der küstennähe geschuldet. Trotzdem muss auch auf den portugisischen Jakobswegen der eine oder andere Straßenkilometer bewältigt werden. Die Jakobswege sind in der Regel sehr gut markiert, so dass die auch ohne Navigationsgerät gegangen werden können.

Speziell in küstenähe gibt es wunderschöne Streckenabschnitte auf Holzstegen, die atemberaubende Naturerlebnisse bieten. Der Küstenweg bis Caminha ist auf jeden Fall eine Empfehlung von mir.

6) Ausrüstung

Meine Ausrüstung hat sich in den letzten Jahren extrem spezialisiert (siehe Ultraleicht-Trekking, eine Erklärung zum dem Begriff findet sich im Thema-A1 dieses Menüpunktes), so dass ich aktuell mit einem Basisgewicht zwischen 4-6 kg, je nach Jahreszeit, unterwegs bin. Das Ultraleicht-Trekking-Konzept zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Blog. Trotzdem will ich in diesem speziellen Thema nochmal auf einige Ausrüstungs-Aspekte eingehen, die besonders für die spanischen Jakobswege von Interesse sein könnten.
 
Da stehen an erster Stelle die Wanderschuhe. Mit den Wanderschuhen steht und fällt der Erfolg der geplanten Wandertour auf einem Jakobsweg.
 
Wer in einen Outdoor-Laden geht, egal wo in Deutschland, und sagt, dass er einen Jakobsweg in Spanien begehen will, kriegt hohe und schwere Wanderschuhe von irgendwelchen Markenherstellern verpasst. Genauso ist es mir passiert. Die Verkäufer kennen in der Regel die Wegeverhältnisse in Spanien und empfehlen die besagten Wanderschuhe. Bei mir waren das die Hanwag Alaska Wide GTX. Ein Schuh wiegt da ca. 1 kg. Von Anfang an hatte ich mit diesen Wanderschuhen große Probleme mit Blasen und Brennen unter den Fußsohlen (siehe Thema-E1 und Thema-E2 in diesem Menüpunkt). 
 
Die Lösung meiner Schuhprobleme fand ich durch Zufall auf dem Jakobsweg Via de la Plata in Spanien. Eine Amerikanerin, mit der ich mich in einer Herberge über Schuhprobleme unterhielt, zeigte nur mit dem Finger auf ihre Trailrunner ALTRA Lone Peak (Haltbarkeit siehe Thema-B4 in diesem Menüpunkt). Trailrunner sind eigentlich leichte Turnschuhe. Für Schotterpisten scheinen sie auf den ersten Blick vollkommen ungeeignet zu sein. 
 
Zuhause angekommen, bestellte ich mir gleich ein Paar dieser Trailrunner. Von der ersten Minute an hatte ich keinerlei Probleme mit den Trailrunnern, egal auf welchem Gelände ich unterwegs war. Das besondere an den ALTRA-Trailrunnern ist nicht nur das vergleichsweise geringe Gewicht von ca. 300 g für einen Schuh, sondern die Machart. Die ALTRA-Trailrunner sind Barfußschuhe. Barfußschuhe zeichnen sich dadurch aus, dass die Ferse und der Ballen den gleichen Abstand zum Boden haben. Das wird als 0-Sprengung bezeichnet. Oder noch anders ausgedrückt, die Schuhe besitzen keine Hacken. In seiner Entwicklung ist der Mensch immer barfuß gelaufen, viele Tausende Jahre lang. Erst in den letzten Jahrhunderten ist er auf die Idee gekommen Hacken unter die Fersen zu machen. Die daraus resultierenden Fehlstellungen (zB Hallux valgus usw) an den Füßen sind bekannt. Seit Jahren bin ich nur noch mit Barfußschuhen unterwegs, auch im privaten Bereich. Das muss jeder für sich selbst ausprobieren.

Bild 7: ALTRA Lone Peak v5, Darn Tough und Dirty Girl Gaiters

Aber nicht nur die Wanderschuhe sind wichtig. Erst die Kombination der ALTRA-Trailrunner mit den Socken (siehe
Thema-B6 in diesem Menüpunkt) von Darn Tough und den schreiend bunten Gamaschen von Dirty Girl Gaiters machen das "Fuß-Setup" (siehe Projekt-C2 im Menüpunkt MYOG) perfekt. Die Socken von Darn Tough sind aus Merino und trotzdem unverwüstlich und relativ geruchsunempfindlich. Die Gamaschen von Dirty Girl Gaiters verhindern, dass auf den endlosen Schotterpisten in Spanien kleine Steine in die Schuhe gelangen und dort unbemerkt ihr Zerstörungswerk (gerötete Stellen, der Anfang einer jeden Blase) beginnen können.
 
Einige Wanderer halten Zweitschuhe (siehe Thema-B9 in diesem Menüpunkt) für nicht erforderlich. Am Anfang war ich auch dieser Meinung, die ich aber seit einiger Zeit nicht mehr vertrete. In den meisten Herbergen auf den spanischen Jakobswegen müssen die Wanderschuhe am Eingang ausgezogen und abgestellt werden. Hausschuhe gibt es nicht in den Herbergen. Wer keine Zweitschuhe dabei hat, der steht vor einem Problem. Der muss dann auf Strümpfen oder barfuß durch die Schlafräume der Herbergen, Toiletten und Duschen laufen. Aus hygienischer Sicht ist das nicht gerade prickelnd. 
 
Deshalb bin ich aktuell immer mit Sandalen von Xero Shoes, den Naboso, unterwegs. Diese Sandalen sind ebenfalls Barfußschuhe.

Mit den Sandalen kann ich noch einige andere Aktivitäten realisieren, für die ich meine Wanderschuhe nicht verwenden möchte:

     (1) Wandern, wenn ich meine Füße mal entlasten will oder die Wanderschuhe kaputt sind
     (2) Furten von Flussläufen
     (3) Aufenthalt abends in Herbergen oder im Zelt-Camp
     (4) nächtlicher Gang ins Gebüsch beim Wildcampen

Bei einer Herbergs-Tour auf einem spanischen Jakobsweg ist die Übernachtung eigentlich sichergestellt. Wenn die anvisierte Herberge aber voll ist, bleibt nur der Gang zur nächsten Herberge. Wenn es diese nächste Herberge aber nicht gibt und der Weg in den nächsten Ort zu weit wäre, dann ist guter Rat teuer. Diese Situation habe ich auf meinen bisherigen Touren in Spanien schon zweimal erlebt.
 
Für solche Extremfälle habe ich immer ein Tarp (zpacks Pocket Tarp With Doors) im Rucksack.
Bild 8: Tarp mit Bodenwanne

Das ist meine Notunterkunft. Aber mit einem Tarp alleine ist es nicht getan. Für eine Übernachtung im Tarp wird noch mehr benötigt,
 
     (1) eine Isomatte und
     (2) ein Schlafsack/Quilt.
    
Bei der (1) Isomatte (siehe Thema-B8 in diesem Menüpunkt) steht eindeutig das Packmaß, also das Volumen im verpacktem Zustand, im Vordergrund. Als Notbehelf eignen sich daher besonders Luftmatratzen sehr gut. Sie sind klein komprimierbar und nehmen daher wenig Platz im Rucksack weg. Als Seitenschläfer bevorzuge ich die Luftmatratze Therm-a-Rest NeoAir UberLite (Small-Ausführung, 115 x 51 cm).
 
Bild 9: TaR NeoAir UberLite

Ein Schlafsack/Quilt ist nicht nur im Tarp erforderlich, sondern auch für so manche Herberge. 
 
Viele Herbergen haben für ihre Schlafplätze überhaupt keine Decken. Die Bettmatratzen sind oft mit einem gummiartigen Überzug versehen. Das lässt sich nach dem Gebrauch vom Herbergspersonal wunderbar mit einem feuchten Lappen reinigen. Aber diese Bettmatratzen sind unangenehm kühl. Im Sommer ist das vielleicht ganz gut, aber im Frühjahr bzw. Herbst hat es mich vor solchen Bettmatratzen immer gegruselt.
 
Manche Herbergen besitzen für ihre Schlafplätze Decken. Aber einige Wanderer sind so frech und unverschämt und reservieren für ihren eigenen Schlafplatz gleich mehrere Decken, so dass für die später Kommenden keine Decken mehr vorhanden sind. 
 
Deshalb ist ein (2) Schlafsack/Quilt auch für eine Herberge so ungemein wichtig. 
 
Ich persönlich bevorzuge Quilts mit einer Kunstfaser-Füllung (siehe Thema-B2 in diesem Menüpunkt), weil die wie eine Decke benutzt werden können. Ein Sommer-Schlafsack/-Quilt ist für eine Herberge vollkommend ausreichend. Mein aktueller Kunstfaser-Sommer-Quilt ist von AsTucas (Sestrals Quilt, APEX 167, Komforttemperatur ca. 10°C).
Bild 10: AsTucas Sestrals Quilt

In den Herbergen gibt es noch ein weiteres Problem, was mich umtreibt. Das ist die Hygiene und Sauberkeit in den Herbergen.
 
Die anfangs erwähnten Reiseführer warnen vor bestimmten Herbergen, weil es dort mit der Hygiene und der Sauberkeit nicht so genau genommen wird.
 
Herbergen mit mehr als 100 Schlafplätzen sind auf manchen Jakobswegen keine Seltenheit. Dass es da wegen der Besucherzahl und der Größe der Herbergen gelegentlich Probleme mit der Hygiene und Sauberkeit geben kann, ist verständlich. Wenn immer möglich, vermeide ich daher jeden Körperkontakt mit den Schlafplätzen. Das erreiche ich mit der Hilfe eines Biwacksacks. Grob gesprochen ist ein Biwacksack ein Inlet aus relativ dünnem Stoff, das auch wasserdicht sein kann. Mein akt. Biwacksack ist ebenfalls von AsTucas (Millaris Bivy Sack).
 
Bild 11: AsTucas Millaris Bivy Sack
 
In den Herbergen lege ich mich mit meinem Quilt, den ich wie eine Decke nutze, auf den ausgebreiteten Biwacksack oder krauche ohne den Quilt einfach in den Biwacksack hinein, wenn der Quilt zu warm ist.
 
Eine andere Möglichkeit der Notunterkunft ist das Cowboy-Camping. Wie die Cowboys im wilden Westen, wird bei dieser Variante der Übernachtung einfach unter freiem Himmel geschlafen. Das geht natürlich nur bei schönem Wetter und wenn es in der Nacht nicht regnet. Ein für diese Art der Übernachtung geeignetes Plätzchen (zB abgelegene und verlassene Häuser und Bauernhöfe, die es in Spanien reichlich gibt) findet sich jeden Tag.
 
Dafür lege ich meinen Biwacksack auf eine Unterlage. Die Unterlage ist eine einfache Rettungsdecke oder eine zurechtgeschnittene Softtyvek-Plane (1 x 2 m). Diese Unterlage soll die Verschmutzung des Biwacksacks verhindern. Mit dem Quilt lege ich mich nun auf die Isomatte. Je nach der zu erwartenden Nachttemperatur liege ich mit der Isomatte und dem Quilt auf dem Biwacksack oder lege die Isomatte in den Biwacksack und krieche dann mit dem Quilt ebenfalls in den Biwacksack.
 
Bild 12: Größenvergleich zu einer 0,5-Liter Flasche

Das Bild 12 zeigt in einem Größenvergleich von rechts beginnend 

     (1) den AsTucas-Quilt im Packsack,
     (2) das zpacks-Tarp im Packsack,
          das Größenvergleichs-Objekt,
     (3) die TaR-Isomatte im Packsack,
     (4) den AsTucas-Biwacksack im Packsack,
     (5) die Softtyvek-Plane in der Größe 1 x 2 m und
     (6) eine unverbrauchte und nagelneue Rettungsdecke. 

Wenn man jetzt davon ausgeht, dass der (1) Quilt und der (4) Biwacksack auch bei Übernachtungen in Herbergen benötigt wird, dann ergeben die zusätzlichen Ausrüstungsgegenstände (2) Tarp, (3) Isomatte, (5) Softtyvek-Plane und (6) Rettungsdecke lt. meiner Excel-Tabelle insgesamt ein Zusatzgewicht von ca. 600 g. Dafür, dass man mit dieser Ausrüstung ein Schlaf-Setup für den Notfall (Tarp oder Cowboy-Camping) hat, ist das mehr als akzeptabel.

Nicht genug mit den Problemen in Herbergen, gab es für mich speziell noch ein weiteres gravierendes Problem. Das ist der gewaltige Unterschied zwischen dem Tagesrythmus eines Südeuropäers und eines Mitteleuropäers. Auf den Jakobswegen sind auch viele Spanier unterwegs. Sie sind mit weitem Abstand die größte Bevölkerungsgruppe auf den Jakobswegen. Die Spanier gehen erst in den späten Abendstunden, so gegen 22 Uhr, zum Essen in die Bars und Gaststätten. Entsprechend spät kommen sie dann in die Herbergen zurück. Das ist mit einem gehörigen Lärm verbunden. Da nehmen die Spanier auch wenig Rücksicht auf andere Wanderer, die viel früher schlafen wollen. Für mich war das in den Riesen-Herbergen immer ein Problem, das ich nur mit Ohrenstöpseln zufriedenstellend lösen konnte.

Bild 13: Ohrenstöpsel und Stirnlampe

Bei einem bekannten Hörgeräte-Hersteller ließ ich mir speziell für mich ausgemessene (Abguss) Ohrenstöpsel anfertigen. Das war nicht billig (ca. 100 Euro), aber die beste Investition für einen erholsamen Schlaf.

Ein weiteres wichtiges Utensil für die Nachtruhe ist eine Stirnlampe (Petzl Actic Core, das Stirnband wurde durch eine leichte elastische Kordelschnur ersetzt). Wer in der Nacht mal auf die Toilette muss, sollte sich schwer hüten in den großen Schlafsälen der Riesen-Herbergen das Licht anzumachen. Die wütenden Zurufe der Schlafenden versteht man in jeder Sprache. Mit einer Stirnlampe in der Hand, wo mit der Hand der Lichtschein noch zusätzlich gedimmt werden kann, ist der Gang zur Toilette kein Problem.

Der zweite Anwendungsfall für eine Stirnlampe ist die Wanderung in der Dunkelheit. Viele Wanderer starten ihre Tagesetappen sehr früh in völliger Dunkelheit. Das geht nur mit einer Stirnlampe. Dadurch erhoffen sich die Frühstarter die besten Plätze in den bevorzugten Herbergen. Meistens sind das kleinere Herbergen, die nur wenige Übernachtungsplätze bereistellen. Diese Übernachtungsplätze sind sehr begehrt. Entweder werden diese Übernachtungsplätze weit im Voraus gebucht oder durch einen Frühstart ergattert. Ich beteiligte mich nie an dem täglichen Run auf die begehrtesten Übernachtungsplätze. Dieses Phänomen gibt es allerdings nur auf den "überlaufenen" Jakobswegen, wie dem Camino Frances. Von anderen Jakobswegen kenne ich das nicht in dem Ausmaß.

Seit mehreren Jahren wandere ich schon mit Trekkingstöcken (akt. mit Leki Black Series, ohne Teller). 
 
Bild 14: Leki Black Series MVC
 
Ohne Trekkingstöcke komme ich mir amputiert vor (siehe Thema-B1 in diesem Menüpunkt und Projekt-C11 im Menüpunkt MYOG). Ich zähle einfach mal auf, wofür ich die Trekkingstöcke nutze:

     (1) 3. und 4. "Hilfsbein" beim Wandern
     (2) Wärmespender für den Oberkörper
     (3) Frühwarnsystem
     (4) Verteidigungswaffen
     (5) Aufbauhilfe für Zelt/Tarp

Die Anwendungsfälle sind sicherlich selbsterklärend. Genauere Informationen zu den Anwendungsfällen gibt es in den erwähnten Themen und MYOG-Projekten.

Für die erwähnte Ausrüstung empfiehlt sich noch ein kleines Reparaturset mit folgendem Inhalt:

     (1) Panzerband (kleine Rolle)
     (2) Reparaturflicken (für Tarp, Isomatte, Kleidung, Rucksack usw)
     (3) Kabelbinder (3 kleine und 3 größere, für diverse Reparaturen)
     (4) Nähzeug (Nadeln und schwarzer Zwirn reicht)
     (5) Kordelschnur und Kordelstopper (siehe Kleine Basteleien-B1 im Menüpunkt MYOG)     

Bei Artikeln für die tägliche Hygiene greife ich sehr gern zu den kleinen Probierpackungen (Duschgel, Zahnpasta) der einschlägigen Drogeriemärkte. Ansonsten tut es auch eine "Katzenwäsche" an einem öffentlichen Gewässer.

Von den Ultraleicht-Wanderern (siehe Thema-A1 in diesem Menüpunkt) wird ja scherzhaft behauptet, dass sie aus Gewichtsgründen ihre Zahnbürsten absägen. Das ist nicht nur eine Behauptung, sondern eine Tatsache. Meine Zahnbürste hat einen abgesägten Griff, also bin ich sozusagen ein "Zahnbürstenabsäger". Ich empfinde das aber nicht als Schimpfwort.

Als letzten Punkt in der Kategorie Ausrüstung will ich noch einige Gedanken über die Kleidung verlieren. 
 
Im Thema-B7 in diesem Menüpunkt beschrieb ich sehr genau, wie mein Kleidungs-Zwiebel-Prinzip aussieht. Das hat sich in den letzten Jahren über alle bewanderten Klimazonen und Jahreszeiten bewährt. Ob ich mit Merino- oder Kunstfaser(=Polypropylen)-Unterwäsche wandere, entscheide ich kurzfristig. Merino ist leichter und etwas angenehmer zu tragen, würde sich also besser für den Sommer eignen. Kunstfaser (=Polypropylen) ist etwas schwerer, aber stabiler. Eignet sich also mehr für das Frühjahr oder den Herbst. 
 
Ausdrücklich betonen will ich, dass aus Gewichts- und Platzgründen nur 2 Kleidungsstücke in meinem Rucksack doppelt vorhanden sind. Das ist eine zweite Unterhose und ein zweites Paar Socken. Alle anderen Kleidungsstücke sind nur einfach vorhanden. 
 
Für das Waschen der Wäsche benutze ich eine kleine Probiertube REI. Das mache ich meistens an Ruhetagen, wenn ich die Zeit dafür habe oder abends in den Herbergen. Dann wird schnell mal in einem Waschbecken die Unterwäsche "durchgeschlenkert". Keinesfalls wasche ich jeden Tag. Und auch die Waschmaschine kommt sehr selten zum Einsatz. Die Wandersachen sind in der Regel nicht sehr schmutzig, sondern lediglich verschwitzt. Das schafft auch eine gute "Handwäsche".
 
Wichtig für Spanien ist auch ein ausreichender Sonnenschutz. Ich realisiere das mit einer Sonnenschutz-Creme, einer Schirmmütze und als Brillenträger mit einer Sonnenbrille mit Stärke, wo die Brillengläser bei starker Sonneneinstrahlung automatisch abdunkeln. Auch bei der größten Hitze achte ich darauf, dass maximal die Unterarme (das T-Shirt bleibt immer an) und die Unterschenkel (auch die kurze Hose bleibt immer an) der Sonne ausgesetzt sind. Diese Körperteile und zusätzlich das Gesicht lassen sich sehr leicht durch Sonnenschutz-Creme schützen. Sonnenschutz-Creme ist in jedem Lebensmittelladen erhältlich. Die gehört in Spanien sozusagen zum täglichen Bedarf. Mitteleuropäer können sich auch im Frühjahr/Herbst sehr schnell einen Sonnenbrand holen. Nichts ist schlimmer, als wenn die Träger des Rucksacks auf die verbrannten Schultern drücken. Da möchte man glatt alles in die Ecke feuern. 
 
Auf meiner letzten Wandertour in Deutschland im Mai/Juni 2021 probierte ich auch einen Regenschirm gegen die Sonne aus. Das hat wunderbar funktioniert. 
 
Bild 15: Wanderer mit Regenschirm als Sonnenschutz
 
Auch in Spanien wäre ein Regenschirm eine Option für den Sonnenschutz. Wer die verwunderten und teilweise spöttischen Blicke der anderen Wanderer aushalten kann, hat einen perfekten Regen- und Sonnenschutz. 
 
Bei der Benutzung eines Regenschirms muss darauf geachtet werden, dass die Solarzelle auf dem Rucksack nicht zu sehr verdeckt wird. Der prüfende Blick eines Mit-Wanderers kann da sehr hilfreich sein. Den Regenschirm will ich auch nicht mit einer Hand tragen. Als Trekkingstock-Benutzer brauche ich zwei freie Hände. Daher muss der Regenschirm "irgendwie" an einem Schultergurt befestigt werden. Das ist nicht immer leicht.
 
Es erklärt sich von selbst, dass gewisse Ausweispapiere (Personalausweis, Führerschein) und Zusatzdokumente (Krankenkarte, Impfausweis, Corona-Dokumente, Nachweis über eine Auslands-Krankenversicherung) bei einer Auslandreise vorhanden sein müssen. Nur auf einen digitalen Nachweis von bestimmten Informationen (zB Corona-Dokumente) würde ich mich auf keinen Fall verlassen.
 
Im Ausland verwende ich auch immer Geldkarten (EC-Karten, Kreditkarten) von 2 unterschiedlichen Banken. Man weiß nie, wie "dumm" es manchmal kommen kann. Plötzlich funktioniert eine Geldkarte nicht mehr, die aber seit Jahren keine Probleme bereitete. Dann ist guter Rat teuer. Aus diesem Grund halte ich mir, was die Bargeldbeschaffung angeht, im Ausland immer mehrere Optionen offen.
 
Ein besonderes Augenmerk lege ich auch auf die diebstahlsichere Unterbringung meiner Ausweispapiere und Geldkarten. Barcelona ist nicht umsonst die Diebstahl-Hauptstadt Europas. Die Beschaffung neuer Ausweispapiere in einem Konsulat in Spanien (zB Madrid, Barcelona) kann schon mal mehrere Tage in Anspruch nehmen. Freunde von mir können davon "ein Lied" singen.
 
Nachtrag (März 2024): Die zuvor beschriebene Ausrüstung hat sich auch in Portugal bewährt. 
 
Wie erwähnt, hat Portugal viel Wald zu bieten. Das hätte ich so nicht erwartet. Ich schaute spaßeshalber oft nach Übernachtungsplätzen für mein Tarp. Zu jeder Zeit hätte ich einen geeigneten Platz für das Wildcampen finden können. 
 
Meine Wildcamping-Ausrüstung (Tarp, Isomatte) hätte ich auch zuhause lassen können. Aber man weiß ja nie, was unterwegs alles passieren kann. Weil ich auf der sicheren Seite sein wollte, war sie eben dabei. Dadurch ist nie Hektik bei der Herbergssuche aufgekommen. 

7) Übernachtungen

Den Wanderern auf spanischen Jakobswegen bieten sich verschiedene Möglichkeiten für Übernachtungen:

     (1) Pilgerherbergen
     (2) Hostals und Hotels
     (3) private Zimmer
     (4) Zelt oder Tarp
     (5) Cowboy-Camping (Biwack)
 
(1) Pilgerherbergen sind die wichtigsten Übernachtungsmöglichkeiten. Die bekanntesten spanischen Jakobswege sind alle mit Übernachtungen in Pilgerherbergen realisierbar. Für jede Streckenlänge ist da etwas zu finden.

Von den Pilgerherbergen bevorzuge ich zuallererst die öffentlichen Pilgerherbergen (Albergue Municipal). Diese Pilgerherbergen sind sehr preiswert und einfach eingerichtet. Es gibt Pilgerherbergen mit über 100 Schlafplätzen in einem Raum. Darauf sollte jeder Wanderer vorbereitet sein (Schlafsack, Inlet (oder Biwacksack) und Ohrenstöpsel).

In vielen Ortschaften gibt es dann noch private Pilgerherbergen. Die sind heiß begehrt, weil sie nur wenige Übernachtungsplätze bieten. Dort geht es in der Regel weniger hektisch zu. Teilweise ist die Einrichtung besser und manchmal gibt es sogar ein Frühstück/Abendessen. Das schlägt sich natürlich im Preis für eine Übernachtung nieder.

(2) Hostals und Hotels entlang der spanischen Jakobswege gibt es überall. Über Google sind die leicht zu finden. Auch diese Übernachtungsmöglichkeiten sind wegen der Einzel- und Doppelzimmer sehr begehrt, was natürlich seinen Preis hat.

(3) Private Zimmer sind in den einschlägigen Wanderführern selten gelistet. Aber sie gibt es durchaus. Ich machte von dieser Möglichkeit schon mehrmals Gebrauch. Die Spanier sind da bei der Suche nach privaten Zimmern sehr hilfsbereit. In den kleinen Ortschaften kennen sich die Bewohner untereinander und es ist bekannt, wer private Zimmer vermietet.

Wildcampen im (4) Zelt/Tarp ist in Spanien nicht erlaubt. Ich könnte mir aber vorstellen, wenn ein Gesetzeshüter einen Wildcamper erwischt, dass er dann bei einer entsprechenden Erklärung beide Augen zudrückt. Eine solche plausible Erklärung sollte sich ein Wanderer für den Ernstfall immer zurechtlegen.

(5) Cowboy-Camping (Biwack) ist sicherlich überall möglich. Abhängig ist das vom Wetter und dem gewählten Schlafplatz. Viele geschlossene Wälder, wo sich Wanderer zurückziehen könnten, gibt es in Spanien nicht. Geeignete Biwack-Plätze für Übernachtungen sind nicht leicht zu finden.
 
Nachtrag (März 2024): Die Übernachtungsmöglichkeiten in Portugal sind identisch zu denen in Spanien. Da gibt es keine Unterschiede.
 
Die kleineren Herbergen bieten manchmal Bettwäsche und Handtücher an, die im Preis inbegriffen sind. Die größeren Herbergen verzichten meistens darauf. In kleineren Herbergen gibt es oft Decken (siehe auch Punkt 12) Tiere). In größeren Herbergen nicht. In solchen Herbergen ist man zwingend auf einen passenden Schlafsack und einen Liner angewiesen.
 
Ein Thema muss ich hier unbedingt noch ansprechen. Das ist das Benehmen in den Pilgerherbergen. Speziell geht es mir hier um die Pilgerherbergen mit großen Schlafsälen.
 
Es gibt Wanderer, die sehr zeitig aufstehen und beim ersten Tageslicht sofort losgehen wollen. Andere Wanderer gehen die Sache etwas gemütlicher an und schlafen länger. Das führt oft zu Konflikten. 
 
Es gibt "Frühaufsteher", die überhaupt keine Rücksicht auf die noch schlafenden Wanderer nehmen. Sie machen in den großen Schlafsälen das Licht an, packen laut knisternd (abhängig vom Material) ihren Rucksack und rennen gefühlt 10-mal durch die Schlafräume. Dieses Verhalten ist ein absolutes NoGo.
 
Wenn ich weiß, dass ich am anderen Morgen zeitig aufstehen will, packe ich am Abend "provisorisch" meinen Rucksack. Alles, was ich nicht zum Schlafen benötige, wird in den Rucksack gepackt. Am Morgen benutze ich eine Stirnlampe und trage meinen Rucksack in einen Nebenraum. Dann hole ich meine Schlafsachen. Maximal gehe ich also nur 2-mal durch den Schlafraum. Im Nebenraum packe ich dann meinen Rucksack neu, wenn das erforderlich ist. Durch diese Vorgehensweise werden noch schlafende Wanderer möglichst wenig gestört.
 
Wie im Straßenverkehr, gilt auch in großen Schlafsälen von Pilgerherbergen der Grundsatz: Vorsicht und gegenseitige Rücksichtsnahme.

8) Versorgung

Entlang der bekanntesten Jakobswege stellt die Versorgung mit Lebensmitteln kein Problem dar. Maximal für zwei Tage muss die Versorgung organisiert werden.

In den großen Ortschaften gibt es die Supermärkte. Die Supermärkte haben meistens den ganzen Tag geöffnet.

Viele kleine Ortschaften haben einen Tante-Emma-Laden, wo die Versorgung mit den wichtigsten Lebensmitteln möglich ist. Die kleinen Läden sind in den Nachmittagsstunden (Siesta bis gegen 17 Uhr) oft geschlossen. Ich habe aber schon erlebt, dass ein kleiner Laden extra für mich geöffnet wurde. Ein aufmerksamer Nachbar eines Ladens hat den Ladenbesitzer informiert, dass da ein Wanderer vor der Eingangstür steht. Einige Minuten später wurde der Laden geöffnet und ich wurde überaus freundlich bedient. Viele kleine Läden führen auch Obst (Bananen, Äpfel usw), das für mich als Unterwegs-Snack immer sehr wichtig ist.

Fast jede noch so kleine Ortschaft besitzt mindestens eine Bar. Das sind kleine Gaststätten, die entlang der Jakobswege auf die Wanderer eingestellt sind und den ganzen Tag geöffnet haben. In den Bars gibt es Kleinigkeiten zu essen und zu trinken. Die Speisen sind oft in Glas-Vitrinen ausgestellt. An den Auslagen in den Glas-Vitrinen ist nicht immer gleich zu erkennen, was der Inhalt der Speisen ist. Ich habe da schon seltsame Überraschungen erlebt. Eine gewisse Vorsicht bei der Bestellung ist da sehr wohl angebracht.

Ein Genuss ist der spanische Kaffee, kein Vergleich zu dem Kaffee in Deutschland. Cola gibt es immer mit Eiswürfel.

In den Abendstunden bieten die Bars das berühmte "Menü" an. Das ist ein 3-Gänge-Essen, das überall ca. 8-10 Euro kostet. Das Menü besteht aus einer Vorsuppe, einem Fleisch- oder Fischgericht und einer Nachspeise (Obst oder Eis). Das ist sehr preiswert und schmeckt eigentlich immer gut. Selbst das spanische Bier kann man trinken. Über den spanischen Rotwein muss ich nicht viele Worte verlieren. Tagelang führen die Pilgerwege an Wein- und Olivenplantagen vorbei.

Die Wasserversorgung kann in den Sommermonaten ein Problem werden. Öffentliche Wasserentnahmestellen gibt es sehr selten. Wenn es welche gibt, ist das zur Überraschung der Wanderer oft kein Trinkwasser.

Ich startete meine Tagesetappen immer mit 2 Liter Wasser. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit (zB in den Bars) füllte ich meine Wasserflaschen auf. Manchmal erhielt ich auch Wasser von Einheimischen, wenn ich danach fragte.

Eine Besonderheit bezüglich der Wasserversorgung ist mir auf meinen Jakobswegen in Spanien noch aufgefallen. Manchmal bin ich durch Ortschaften gegangen, wo fast vor jeder Haustür ein 5- oder 10-Liter-Kanister mit Wasser stand. Am Anfang habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Aber nach einem Fernsehbericht in Deutschland über die Trinkwasserqualität in Spanien bin ich stutzig geworden. Offensichtlich ist in manchen Ortschaften das Trinwasser aus der Leitung so schlecht, dass sich die Menschen ihr Trinkwasser in Kanistern kaufen und anliefern lassen. In diesen Ortschaften ist Vorsicht bezüglich des Trinkwassers aus der Leitung geboten.

Auf meinen Wandertouren, egal wo auf der Welt, bin ich immer mit einem Trinkwasserfilter unterwegs. Ich könnte sozusagen auch Wasser aus einem stehenden See oder aus einer Regenpfütze auf der Straße filtern, mit Tabletten/Wasserentkeimungslösung behandeln und dann trinken.
Bild 16: Wasserfilter (alte Vorgehensweise)

Bild 16 zeigt die bisherige Vorgehensweise bei der Wasserfilterung (siehe
Thema-F2 in diesem Menüpunkt):

     (1)
Sawyer Micro Squeeze Wasserfilter
     (2) 1-Liter-Faltflasche
     (3) Micropur Forte MF 1T (Tabletten für Wasserentkeimung)
     (4) Damen-Feinstrumpfhose (zur Entfernung von groben Verunreinigungen)
     (5) selbstgebauter Vorfilteraufsatz aus Schraubverschlüssen handelsüblicher Trinkflaschen
          (siehe
Projekt- C19 im Menüpunkt MYOG)
     (6) blauer Ersatzschwamm für den Vorfilteraufsatz
     (7) Aqua Venture A+B 2 x 30 ml (Lösung für Wasserentkeimung)
     (8) DUO (Lösung für Wasserentkeimung)
     (9) leere Ersatzflasche zum Mischen der Lösung für die Wasserentkeimung

Das ist mein absolutes Notfall-Setup, was immer in meinem Rucksack ist. Oft musste ich es noch nicht benutzen, weil es innerhalb von Europa andere Möglichkeiten gegeben hat. Aber für den absoluten Notfall bin ich gerüstet.

Bild 17: Wasserfilter von Grayl (neue Vorgehensweise)

Meine neueste Errungenschaft im Bereich der Trinkwassergewinnung ist der Wasserfilter von Grayl (
Ultralight Compact Purifier). Dieses Verfahren zur Trinkwassergewinnung benötigt keine chemischen Zusatzstoffe, wie sie im Bild 16 gezeigt werden. Auf einer meiner nächsten Wandertouren werde ich das neue Verfahren zur Trinkwassergewinnung ausprobieren.

In den Herbergen wird sehr gerne gekocht. Oft tun sich kleine Gruppen zusammen, die dann gemeinsam in der Küche stehen und ein Gericht zubereiten. Während der Zubereitung wird über Gott und die Welt geredet und die eine oder andere Flasche Wein getrunken.

Dabei konnte ich ein seltsames Phänomen beobachten. Manche Küchen in den Herbergen waren wie leergefegt. Da gab es keine Kochutensilien, keine Töpfe und Pfannen, kein Geschirr und kein Besteck. Alle Küchenschränke waren vollkommen leer. Am Anfang machte ich mir darüber keine Gedanken. Irgendwann fragte ich mal einen Herbergsbetreuer, warum die Küchen leer sind. Die verblüffende Antwort war, dass "spanische Wanderer" alles mitnehmen, was nicht niet- und nagelfest ist.

Wer also unbedingt in einer Herberge kochen will, sollte sich vorher überzeugen, ob das in der anvisierten Herberge überhaupt möglich ist. Erst dann ist der Einkauf in einem Lebensmittelgeschäft ratsam.

9) Wetter

Meine bevorzugten Wanderzeiten für Spanien waren in der Vergangenheit (2018 und 2019) Februar/März und Oktober/November.

Im Februar/März herrscht in Spanien die Regenzeit. Temperaturen um den Gefrierpunkt sind in den Morgenstunden keine Seltenheit.

Wer Pech hat, kann auch im Oktober/November in einen heftigen Schneesturm geraten, wie es mir im November 2019 bei der Überquerung des O Cebreiros passiert ist.

Allerdings wusste ich da schon eine Woche vorher, was mich in Galizien wettermäßig erwarten würde. In allen Bars laufen ständig Fernsehgeräte, manchmal sogar mehrere. Regelmäßig werden auf diesen Fernsehgeräten nach den Nachrichten Wetterberichte gezeigt. Auch wer die Sprache nicht versteht, kann trotzdem mit Hilfe der Bilder das Wetter für die nächsten Tage erfahren. Für mich war das immer eine wertvolle Hilfe bei der Planung der nächsten Tagesetappen.

Es versteht sich von selbst, dass alle zu erwartenden Wetterunbilden mit passender Kleidung relativ problemlos überstanden werden können. Notfalls muss man einen Ruhetag einlegen.

10) Sprache
 
Die Verständigung mit Spaniern ist ein großes Problem. Die wenigsten Spanier können sich in Englisch unterhalten. Ältere Leute verstehen überhaupt kein Englisch. Die meisten Jungen Leute auch nicht.

Eine Übersetzungs-App kann da helfen, aber das "Gelbe vom Ei" ist das auch nicht. Es ist äußerst mühselig eine Unterhaltung mit einem Spanier mit Hilfe einer Übersetzungs-App zu führen.

Deshalb habe ich mir wichtige Sätze/Satz-Fragmente auf einen Zettel geschrieben. Hilfreich sind dabei Fragen

     (1) nach Herbergen und anderen Unterkünften,
     (2) nach Bars, Gaststätten und Lebensmittelgeschäften und
     (3) nach dem weiteren Weg

Wo ist die nächste öffentliche Herberge?
Wo kann ich den Schlüssel für die Herberge finden?
Wo ist die Polizeistation?
Wo ist das nächste Lebensmittelgeschäft?
Wo ist die nächste Bar?

Was kostet ein Bier?
Haben sie Fleischgerichte in ihrer Bar/Gaststätte?
Ich möchte bitte einen Kaffee mit Milch und Zucker?
Ich möchte bitte eine Kola mit Eiswürfel?
Haben sie Bananen und Äpfel?

Wo ist der weitere Weg?

Oft reichen auch Wortfetzen, wie zB "Albergue municipal" kombiniert mit einem fragenden Blick und die Einheimischen an den Jakobswegen wissen sofort, dass du als Wanderer die "öffentliche Herberge" suchst.

In den Herbergen selbst ist das Publikum international und die Standardsprache ist Englisch.
 
Nachtrag (März 2024): Die Menschen in Portugal, ob jung oder alt, sprechen wesentlich besser Englisch. Das ist mir nicht nur in den großen Städten aufgefallen, sondern auch in kleinen Dörfern. Warum das so ist, konnte ich nicht so richtig ergründen. Selbst ältere Menschen verstehen ein paar "Brocken" Englisch. Das macht die Verständigung leichter.
 
11) Menschen

Auf den spanischen Jakobswegen sind Menschen aus allen Ecken der Welt anzutreffen. Die größte Gruppe stellen die Spanier. Dann kommen schon andere Europäer (Deutsche, Skandinavier usw) und überraschenderweise Asiaten.

Die Asiaten sind ein besondere Bevölkerungsgruppe. Sie sind oft in großen geführten Reisegruppen unterwegs. Sie buchen die Unterkünfte weit im Voraus. Mit kleinen Transportern lassen sie ihr Hauptgepäck von Unterkunft zu Unterkunft bringen. Mit Tagesrucksäcken "rasen" sie dann mit Trekkingstöcken und weit nach vorn gebeugtem Oberkörper in kleinen Gruppen von einer Unterkunft zur nächsten Unterkunft, als ob es kein Morgen geben würde. Asiaten sehen die Bewältigung der Jakobswege als eine sportliche Herausforderung an und dementsprechend ist ihr Wanderstil.

Ich habe mir mal den Spaß gemacht und bin im Abstand von 50 Metern eine Stunde lang hinter einer solchen "Raser"-Gruppe hinterhergelaufen. Zu dieser Zeit hatte ich schon ca. 1000 km in den Beinen und war topfit. Da die Asiaten oft kleiner als die Europäer sind, gleichen sie Geschwindigkeitsnachteile durch eine hohe Schrittfrequenz aus. Als sie feststellten, dass sie mich nicht abschütteln konnten, erhöhten sie ihr Tempo immer mehr. Aus der 6-köpfigen Gruppe fielen nach und nach 4 Asiaten zurück, die das hohe Tempo der Gruppe nicht mehr mitgehen konnten. Als ich sie überholte lächelten sie mich freundlich (aber gequält) an, so wie sie es immer tun, aber die Augen sprachen Bände. Nach einer Stunde habe ich die übriggebliebenen Asiaten lächelnd ziehen lassen.

Wer in einer Herberge auf eine größere Reisegruppe trifft, sollte sich unbedingt nach dem nächsten Tagesziel der Reisegruppe erkundigen. Für meine nächste Tagesetappe würde ich persönlich dann ein anderes Tagesziel wählen. Der Grund dafür ist die Auslastung der Herbergen. Große Reisegruppen belegen eine Herberge schon mal so, dass es keine freien Betten mehr gibt. Das gilt es zu bedenken.

Wer in Herbergen übernachtet, trifft oft dieselben Wanderer. Das liegt daran, dass teilweise gleiche Tagesstrecken zurückgelegt werden. Der Startzeitpunkt am Morgen und das Wandertempo mag unterschiedlich sein, aber am Abend sind plötzlich alle wieder da. So bilden sich manchmal kleine Gruppen von Wanderern, die tagsüber ihren eigenen Weg gehen, aber abends dann in gemütlicher Runde bei einem Glas Wein sitzen und auch mal gemeinsam kochen. So sind bei mir Wander-Freundschaften entstanden, die bis heute andauern.  

Die einheimische Bevölkerung habe ich persönlich als sehr freundlich und hilfsbereit empfunden. In meinen Berichten (siehe "Meine Touren" in der Seitenleiste des Blogs) kann das jeder nachlesen, was ich auf den spanischen Jakobswegen erlebte.

12) Tiere

Spanien ist nicht nur das Land der Schotterwege, sondern auch das Land der Hunde.

Gefühlt besitzt jeder Spanier einen Hund. Überall bellen Hunde. Das ist auch ein Hauptgrund, warum ich mit Trekkingstöcken wandere. Sie dienen mir als Verteidigungswaffen und sollen mir freilaufende Hunde vom Leib halten. Das hat bisher immer sehr gut funktioniert. Hunde spüren instinktiv, dass die Spitzen der leicht nach vorn und unten gehaltenen Trekkingstöcke eine Gefahr darstellen.

Nie würde ich einen noch so gütmütigen Hunde an mich heranlassen, auch wenn die Hundebesitzer das beteuern. Die Hundebesitzer sagen das in spanisch, was ich persönlich nicht verstehen würde. Auch in einem solchen Fall würde ich mit den Trekkingstöcken hantieren. Das ist für die Hunde eindeutig und auch die Hundebesitzer verstehen diese Geste sehr genau und nehmen die Hunde an die Leine.

In Spanien gibt es auch viele freilaufende wilde Hunde. Sie machen oft einen sehr verängstigten Eindruck. Ich möchte nicht wissen, was manche Hund in ihrem Leben schon erlebt haben. Wenn sich solche Hunde nähern, reicht meistens eine Armbewegung aus und die Hunde suchen das Weite. Aber darauf verlassen würde ich mich nicht. Mit Hundebissen ist nicht zu spaßen.

Kommt es doch zu einem Hundebiss (Tollwut-Gefahr), muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Manchmal führen spanische Jakobswege mitten durch Weidegebiete (Kühe, Schweine, Schafe, Ziegen). In der Regel können Wanderer davon ausgehen, das die Tiere wenig Interesse an den Wanderern zeigen. Sie sind an die Menschen gewöhnt. Das waren zumindest meine bisherigen Erfahrungen. Trotzdem würde ich sehr aufmerksam durch solche Gebiete wandern.

Mit Hütehunden hatte ich noch keinen Kontakt. Daher kann ich darüber nichts berichten.

Nachtrag (März 2024): Hier muss ich jetzt ein Thema ansprechen, dass eng mit dem Punkt 7) Übernachtungen verbunden ist. Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal darüber etwas schreiben müsste.

Es geht um "blutgierige Kleintiere", wie Bettwanzen, Flöhe usw.. Ich habe in Portugal Wanderer getroffen, die von Bettwanzen vollkommen zerbissen waren und sogar zum Arzt mussten. Offensichtlich haben sich die Wanderer diese Probleme in den Herbergen zugezogen. 

Ich kenne dieses Problem auch aus Spanien, aber nicht so ausgeprägt, wie in Portugal

Deshalb habe ich für mich bei der Übernachtung in Herbergen strenge Vorsichtsmaßnahmen eingehalten. Die wichtigste Maßnahme ist die Vermeidung jeglichen unmittelbaren Körperkontakts mit Matratzen und Decken. Um das zu erreichen habe ich immer in einem leichten Biwaksack geschlafen. In kühleren Nächten verwendete ich über dem Biwaksack zusätzlich einen Quilt mit einer Komforttemperatur von 5°C. Vorhandene Decken nutzte ich nie, auch wenn das noch so verlockend war. Selbst angebotene Bettwäsche habe ich nur nach eingehender Prüfung verwendet.
 
Auch während der Wanderung achtete ich bei Pausen darauf, wo ich meinen Rucksack abstellen kann. Dabei vermied ich, wenn das möglich war, Sandflächen, Dreck usw..

13) Verletzungen, Medikamente und Hilfsmittel

Medikamente für den persönlichen Bedarf gehören unbedingt in den Rucksack. Das darf niemand vergessen.

In den größeren Ortschaften gibt es Apotheken. Die Mitarbeiter der Apotheken kennen teilweise auch die deutschen Bezeichnungen von Medikamenten, die von vielen Wanderern nachgefragt werden.

Typische Verletzungen von Wanderern sind Blasen (siehe
Thema-E1 in diesem Menüpunkt) und Sehnenentzündungen (siehe Thema-E2 in diesem Menüpunkt). In den Themen gehe ich auf die genannten Probleme ein, was ich daher hier nicht wiederholen möchte.

Eine Sache will ich unbedingt noch ansprechen. Das ist die Tagesstrecke und das Gehtempo. Wer diese beiden Punkte nicht gebührend beachtet, landet schnell bei den erwähnten Verletzungen. Deshalb ist es wichtig die ersten Tage einer Wandertour auf den spanischen Jakobswegen mit moderaten Tagesetappen zu beginnen. Keinesfalls sollte man sich vom Gehtempo anderer Wanderer anstecken lassen. In der Trekking-Szene gibt es das ungeschriebene Gesetz "HYOH" (engl.: (H)ike (Y)our (O)wn (H)ike, dt.: Gehe deinen eigenen Weg bzw. Gehe dein eigenes Tempo). Ich musste da schon bitteres Lehrgeld bezahlen. So schön und interessant es ist mit anderen Wanderern in einer Gruppe zu gehen, so gefährlich ist das auch. Ein Wanderer geht mit Leichtigkeit ein Tempo, das andere Wanderer an ihre Leistungsgrenzen bringt, wenn sie mithalten wollen. Das führt am Ende einer Tagesetappe dazu, dass der eine Wanderer noch aussieht, als wäre er gerade aufgestanden, der andere Wanderer aber gerade vor dem Herzkollaps steht. Wer mehrere Tage so verfährt, landet schnell an seinen persönlichen (körperlichen und geistigen) Grenzen. Ich brauche immer eine gewisse Anlaufzeit von 7-10 Tagen. Abhängig ist das auch von der Strecke und ob ich von Verletzungen verschont geblieben bin. Danach kann ich schrittweise die Tagesstrecke und das Gehtempo erhöhen, wenn ich das will.

Umgekehrt ist es genauso. Wenn die Wandergruppe zu langsam ist, kommt der gesamte eigene Zeitplan in Gefahr.

Mit mehr Wandererfahrung war dann meine Vorgehensweise so, dass ich das Wanderverhalten der Gruppe genau beobachtete, in der ich mich befand. War die Gruppe für mich zu schnell, machte ich eine längere Pause. War die Gruppe zu langsam, ließ ich einfach eine Pause aus und ging weiter. Aber jedesmal gab ich eine Erklärung ab, warum ich mich so verhalten habe. Das ist manchmal unangenehm, speziell, wenn langsamere Wanderer "einfach zurückgelasssen" werden, aber es ist ehrlich und entspricht den Realitäten. Man kann sich ja am Abend in einer Herberge treffen, wenn die Tagesstrecken zusammenpassen.

Von erfahrenen Wanderern weiß ich, dass sie auf Langstreckenwanderungen nach 7-10 Tagen einen Ruhetag (siehe
Thema-F7 in diesem Menüpunkt) einlegen. Am Anfang hielt ich das auf meinen Wandertouren nicht für notwendig. Wenn es "lief", dann spulte ich einen Tag nach dem anderen Tag ab. Aber irgendwann schlichen sich Verletzungen ein, die ich nicht so einfach abtun konnte. Ruhepausen waren angesagt und so spielte sich auch bei mir ein bestimmter Rhythmus ein. Meinen Rhythmus halte ich möglichst variabel. Wenn ich mich gut fühle, mache ich seltener einen Ruhetag. Ist die Strecke schwierig, schiebe ich öfters mal einen Ruhetag ein. Für Ruhetage suche ich mir immer größere Ortschaften aus, wo ich mich auch mal auf Besichtigungstour begeben kann. Aus den erwähnten Gründen würde ich zB auf dem Camino Frances irgendwo in der Mitte, also nach ca. 400 km, einen Ruhetag einlegen.

Aus meinen bisher realisierten Langstreckenwanderungen weiß ich, dass die tägliche Nahrungszufuhr nicht ausreicht den täglichen Kalorienbedarf zu decken. Deshalb verliere ich auf meinen Wandertouren auch immer Gewicht. Einmal sogar bis zu 10 kg. Das ist immerhin ein 10-Liter-Eimer voll Wasser.

Deshalb gönne ich mir auf meinen Wandertouren auch immer mal ein paar "Extras". Dazu gehört eine Cola für den Zuckernachschub am Nachmittag, wenn der Rest der Tagestrecke noch ansteht. Auch Traubenzucker-Tabletten stecken immer in meinem Rucksack. Traubenzucker geht schnell ins Blut und ist sozusagen, neben Cola, mein "Dopingmittel". Auch Mineralmangel gehört zu den Nebenerscheinungen einer Langstreckenwanderung. 
Bild 18: Mineraltabletten
 
Wenn ich das Gefühl habe, dass mein Körper einen Mineralschub gebrauchen könnte, gönne ich mir am Abend eine Packung orthomol vital m -Mineraltabletten. Im Schnitt ist das alle 5-7 Tage. 
 
14) Besonderheiten
 
Es gibt zwei Besonderheiten, die mir auf den Jakobswegen in Spanien aufgefallen sind, die ich hier nicht unerwähnt lassen will.

Spanien ist als katholisches Land bekannt. Das sieht und spürt man unterwegs überall. Wenn kirchliche Feiertage auf einen Donnerstag oder Freitag fallen, nutzen viele Spanier das verlängerte Wochenende für einen Kurzurlaub mit der Familie. Auch die Betreiber der privaten Pilgerherbergen, Hostals und Hotels schließen dann einfach ihre Unterkünfte und verreisen. An solchen Wochenenden ist es extrem schwierig eine Herberge zu finden.

Die Bedingung für eine Urkunde über die erfolgreiche Begehung eines Jakobsweges ist, dass mindestens 100 km auf dem Jakobsweg zurückgelegt werden müssen. Nachgewiesen wird das über die Stempel im Pilgerausweis. Ca. 100 km vor Santiago de Compostela liegt die Stadt Sarria. In dieser Stadt steigen daher unglaublich viele Wanderer in den Jakobweg ein, weil sie auf die Urkunde scharf sind. Die Herbergen sind überfüllt, ebenso die Wanderwege. Das ist einfach unglaublich, was da abgeht. Darauf sollte jeder Wanderer vorbereitet sein. 

15) Abreise

Das Ziel meiner Wandertouren auf den spanischen Jakobswegen ist immer die Stadt Santiago de Compostela.

Vor einigen Jahren gab es noch Direktflüge von Santiago de Compostela nach Hahn bei Frankfurt. Einmal nutzte ich diese Abreise-Möglichkeit.

Aber die letzten beiden Abreisen realisierte ich per Flugzeug von Madrid nach Berlin. Nach Madrid kam ich einmal per Flugzeug von Santiago de Compostela. Beim anderen mal fuhr ich von Salamanca mit dem Fernbus nach Madrid. Auch das hat ohne Probleme funktioniert.
 
Nachtrag (März 2024): Eine weitere Möglichkeit für die Abreise aus Santiago de Compostela ist eine 3-stündige Busfahrt (zB mit Alsa oder Flixbus) zum Flughafen nach Porto. Von dort gibt es Direktflüge in mehrere deutsche Städte.  

F11) Februar 2022: Gruppendynamik - Was steckt hinter diesem Begriff?

Wer sich intensiv in der Trekking-Szene umsieht, stößt irgendwann auf eine Redewendung, die da lautet:

Hike Your Own Hike (HYOH) - Gehe deine eigene Wandertour (- Gehe deinen eigenen Weg)

Was steckt hinter dieser Redewendung und welche Verbindung besteht zur Ausgangsfrage?

Jeder ist sicherlich schon in einer Gruppe wandern gewesen. Entweder mit dem Lebenspartner, der Familie, Freunden oder sogar wildfremden Menschen. In einer Gruppe entwickelt sich oft eine eigenartige Dynamik. Bestimmt wird diese Gruppendynamik von den Mitgliedern der Gruppe. Sind die Mitglieder der Gruppe hauptsächlich sportlich ausgerichtet, wird eher ein hohes Gehtempo angeschlagen, weil die Gruppenmitglieder ein gewisses sportliches Grundniveau besitzen. Bei einer Freizeitgruppe steht mehr der Unterhaltungswert im Vordergrund. Dieser Gruppe wird sich weniger schnell über den Wanderweg bewegen.

Auch auf Langstreckenwanderungen kommt es immer wieder vor, dass sich Wanderer unterwegs treffen. Wenn ein gemeinsames Tagesziel besteht, tun sich die Wanderer dann oft zusammen. Manchmal starten Wanderer gleichzeitig, so dass zwangsläufig Teile einer Tagesetappe gemeinsam gelaufen werden.

Bei solchen Gruppenwanderungen tun sich sofort zwei generelle Probleme auf:

     (1) das Gehtempo und
     (2) die Pausenhäufigkeit und -länge.

Wer sich also durch Zufall in einer solchen Gruppe befindet, muss aufpassen, dass er nicht den zwei genannten Problemen zum Opfer fällt. 

Ein zu hohes (1) Gehtempo kann zu Verletzungen führen, die ihre Ursache oft in einer Überlastung haben. Bei einer schwerwiegenden Verletzung kann das sogar zu einem Abbruch der Langstreckenwanderung führen. Und das nur, weil man unbedingt mit einem schnelleren Wanderer ein oder zwei Tage gemeinsam laufen wollte.

Auch die (2) Pausenhäufigkeit und -länge ist nicht zu unterschätzen. Zu viele oder zu lange Pausen können den eigenen Zeitplan gehörig durcheinanderwirbeln. 

Deshalb muss eine Entscheidung her, ob die Gruppe verlassen werden soll. 

Wenn ich feststelle, dass der Verbleib in einer Gruppe über kurz oder lang zu Problemen führen könnte, verlasse ich die Gruppe bei einer passenden Gelegenheit. Vorher gebe ich allerdings eine Erklärung ab, warum ich die Gruppe verlasse. Das ist manchmal etwas unangenehm, wenn zB ein langsamerer Wanderer einfach in der "Wildnis" stehengelassen wird. 

Meistens mache ich das in einer Pause. Wenn andere Wanderer schneller sind, verlängere ich einfach meine Pause. Bin ich schneller als andere Wanderer, lasse ich einfach eine Pause aus und gehe die nächsten Kilometer etwas schneller.

Es gibt nicht nur den Zufall, der zu einer Gruppe führen kann. Auf einer Wandertour auf dem Jakobsweg Via de la Plata in Spanien fragte mich in einer Herberge eine junge Frau aus Deutschland, ob sie mit mir am nächsten Tag zusammen ihren ersten Wandertag bestreiten kann. In der Regel lehne ich eine solche Bitte nie ab. Also starteten wir am nächsten Morgen gemeinsam die Tagesetappe. Das hohe Gehtempo der jungen Frau hat mich überrascht. Ich konnte aber mithalten, weil ich zu dem Zeitpunkt schon einige Tage unterwegs war. Am nächsten Tag, bei einer Vormittags-Pause, sagte sie mir, dass sie eine längere Pause machen wollte. Das war für mich der Hinweis, dass sie gerne alleine weitergehen will. Die Wanderin habe ich nicht mehr getroffen. Viele Tage später erzählten mir andere Wanderer von der jungen Frau, dass sie eine Pause einlegen musste, weil sie Blasen an den Füßen hatte. Da war mir sofort klar, dass das (1) Gehtempo, was sie selber angeschlagen hatte, für sie zu schnell war. Offenbar wollte sie mich beeindrucken, was aber nach hinten losgegangen ist.

Ich könnte noch weitere Beispiele aufzählen, wo ich selbst Lehrgeld bezahlen musste. Aber ich will es bei dem einen Beispiel belassen.

F12) Februar 2022: Wanderzeitraum - Wann ist der beste Zeitraum für Langstreckenwanderungen?
 
Vor einigen Jahren hätte ich diese Frage eindeutig mit dem Zeitraum Juni bis September (Sommer) beantwortet. Bestimmend für diesen Zeitraum war hauptsächlich das Wetter. Wer will nicht bei angenehmen Temperaturen wandern.

Mit den Jahren hat sich das aber geändert. Meine Langstreckenwanderungen in Deutschland absolviere ich jetzt gerne im Zeitraum Mai bis Juni oder September bis Oktober. Diese Verschiebung des Wanderzeitraums in den Frühling oder den Herbst hat seine Ursaache vor allem in der veränderten Ausrüstung.

Qualitätsmäßig gute Ausrüstung ist nicht billig. Deshalb achte ich schon seit einigen Jahren darauf, dass ich durch eine geschickte Kombination von Ausrüstungsgegenständen von Frühjahr bis Herbst wandern kann. Mit einem Sommerquilt zB kann ich auch im Frühjahr oder Herbst erholsam schlafen, wenn ich duch zusätzliche Schlafkleidung für angenehme Schlaftemperaturen sorgen kann. Ähnlich verhält es sich mit anderen Ausrüstungsgegenständen.

"Einer für Alles" (Ein Ausrüstungsgegenstand für alle Jahreszeiten/Klimazonen) lautet meine Devise. Bisher ist mir das gut gelungen. Das verringert die Kosten für die Ausrüstung und fördert auch den Nachhaltigkeitsgedanken, weil ich nicht für jede Gelegenheit eine spezielle Ausrüstung benötige.

Die soeben angestellten Betrachtungen gelten auch für andere Länder. 

Deshalb wandere ich zB in Spanien auf den Jakobswegen gerne in den Zeiträumen Februar bis März oder Oktober bis November. Einmal gibt es zu diesen Zeitenpunkten nicht die bekannten Massenaufläufe auf den spanischen Jakobswegen, wie zu anderen Jahreszeiten. Dann spielt das Wetter (Regenzeit, Temperaturen um den Gefrierpunkt) auch eine Rolle, was viele Wanderer abhält, mir aber wegen meiner Ausrüstung keine Probleme bereitet.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich meine Wanderzeiträume, unabhängig vom jeweiligen Land, in Jahreszeiten verschoben haben, wo ich tagsüber mit Temperaturen bis zum Gefrierpunkt und nachts mit Temperaturen bis -5°C auskommen muss.

F13) Juni 2022: Wildcamping/Biwak - Was ist der Unterschied und was ist erlaubt/verboten?
 
Ich kann mich noch sehr genau an meine ersten mehrtägigen Wandertouren erinnern.

Das war auf dem
Harzer Hexenstieg. Für die 96 km brauchte ich 3 Tage mit 2 Übernachtungen in Herbergen/Hotels.

Dann war ich auf dem Rennsteig unterwegs. Dort übernachtete ich in Schutzhütten.

Beide Übernachtungsmöglichkeiten haben den Nachteil, dass man bis zum gewünschten Zielort (Herberge/Hotel oder Schutzhütte) laufen muss. Eigene Befindlichkeiten, das Wetter und die Wegbeschaffenheit spielen für das Erreichen des Zielortes keine Rolle. Man muss dahin, was nicht immer leicht ist.

Oft genug ertappte ich mich dabei, dass ich auf der Stelle mit meiner Tagesetappe aufhören wollte.

Sehr schnell rückte dann bei mir die Übernachtungsmöglichkeit im Zelt in den Fokus. Später stieg ich dann aus Gewichtsgründen auf ein Tarp um. Das erhöhte meinen Spielraum bei der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz enorm. Gelegentlich probierte ich auch die Übernachtung im Biwak (Cowboy-Camping) aus.

Was ist der Unterschied zwischen Wildcamping und Biwak?
 
Beim Wildcamping spricht man im allgemeinen vom "Zelten", d.h. für die Übernachtung wird ein rundum geschlossenes Zelt verwendet.

Beim Biwak wird unter freiem Himmel übernachtet. Meistens wird auf einer Isomatte und einer Unterlage geschlafen. Zusätzlich kann ein Biwaksack zum Einsatz kommen. Der Regenschutz wird durch eine einfache Plane (Tarp), die nach allen Seiten offen ist, sichergestellt.
 
Was ist in Deutschland erlaubt?

Wildcampen (Zelt) ist in Deutschland generell verboten. Aber viele tun es trotzdem, weil oft unterwegs keine anderen Möglichkeiten bestehen. Man ist zur gewünschten Zeit meistens nicht an einem Campingplatz. Deshalb suchen sich Wanderer sichtgeschützte Stellen auf Wiesen und in Wäldern aus, wo sie ihr Zelt aufschlagen können.

In vielen anderen Ländern ist Wildcampen ebenfalls verboten und wird teilweise mit empfindlichen Geldbußen geahndet. Aber viele Ordnungshüter sehen darüber hinweg, wenn sie auf Zelte mitten in der Wildnis treffen. In netten Gesprächen lässt sich meistens klären, warum gerade an dieser Stelle ein Zelt aufgebaut wurde. Ich habe das vielfach auf meinen Wandertouren so erlebt.

Die Übernachtung im Freien (Biwak) ist in Deutschland erlaubt, ausgenommen im Bundesland Berlin. Für das Biwak darf eine "Plane" (Tarp) verwendet werden.

Natürlich gibt es auch Länder, wo das Wildcampen und Biwakieren ausdrücklich erlaubt ist. In Norwegen, Schweden und Finnland ist das möglich. In diesen Ländern heißt das "Jedermannsrecht". Selbst Übernachtungen auf privaten Grundstücken sind realisierbar, wenn die Grundstücksbesitzer freundlich gefragt werden und das erlauben.

Es ist selbstverständlich, dass beim Wildcampen und Biwakieren keine Spuren (LNT, Leave No Trace) hinterlassen werden. Niemand soll erkennen, das da jemand übernachtet hat.

Ein ganz spezielles Thema sind ausgewiesene Naturschutzgebiete. Bei der Planung einer Wandertour können diese Naturschutzgebiete weiträumig umgangen werden. Aber immer ist das nicht möglich, besonders, wenn die Naturschutzgebiete sehr groß sind. Oft führen bekannte Wanderwege genau durch solche Naturschutzgebiete.

Jedenfalls ist das ein heiß diskutiertes Thema, ob man in Naturschutzgebieten Wildcampen oder Biwakieren darf.

Wenn ich keine andere Möglichkeiten finde, würde ich das im Notfall tun. Aber das ist meine ganz persönliche Einstellung.

F14) August 2022: Rechts oder Links - Wo gehe ich auf Straßen, Rad- und Wanderwegen?
 
Die Frage ist leicht zu beantworten.

Ich gehe generell immer auf der linken Seite.

Schon in der Schule wurde uns beigebracht, dass wir auf Straßen außerhalb von geschlossenen Ortschaften links gehen sollten.

Auch auf Radwegen gehe ich links. Nur so kann ich beurteilen, ob mich entgegenkommende Radfahrer erkennen und ausweichen. Wenn sie nicht ausweichen, bleibt mir immer noch der "kühne" Sprung an die Seite, notfalls ins Gebüsch oder die Brennnesseln. Das musste ich schon mehrmals tun, weil Radfahrer durch irgendwas abgelenkt waren (Handy, Gespräche mit anderen Radfahrern usw) und mich als entgegenkommenden Wanderer nicht rechtzeitig bemerkten.

In den letzten Jahren sind immer mehr ältere Menschen mit E-Bikes unterwegs. Oft tun sie das mit überhöhter Geschwindigkeit. Viele können bei Problemen nicht rechtzeitig und angemessen reagieren. 
 
Auch das eine oder andere böse Wort gab es, weil ich mich auf den Radwegen auf der linken Seite bewegte. Auf die provozierende Frage, ob wir in Deutschland "englischen Linksverkehr" haben, gibt es meine Standardantwort, dass "ich den Idioten sehen will, der mich umfährt". Schnell ist dann meistens Ruhe.

Auch auf Wanderwegen, wenn sie aus Fahrspuren bestehen, gehe ich in der linken Fahrspur.

Für mich ist es ungemein wichtig das Verhalten entgegenkommender Fahrzeuge oder Radfahrer zu beobachten. Ich will die Entscheidungsgewalt in der Hand behalten, ob ich zur Seite trete und das Fahrzeug oder den Radfahrer passieren lasse.
 
F15) Januar 2023: Flugreisen - Was mache ich mit meinem Gepäck?
 
Im allgemeinen versuche ich die An-/Abreise mit dem Flugzeug zu/von Wandertouren zu umgehen. Immer lässt sich das aber nicht vermeiden. Ich denke da speziell an Wandertouren in den USA, Australien oder Neuseeland.

Als UL-Wanderer probiere ich meinen Rucksack als Handgepäck durchzukriegen. Gewichts- und größenmäßig war das bisher kein Problem. Kritische Ausrüstungsgegenstände (Trekkingstöcke, Messer usw), die die Aufmerksamkeit des Sicherheitspersonals am Flughafen erregen könnten, verstaue ich tief im Rucksack. Das Sicherheitspersonal sieht bei der Gepäckkontrolle diese Ausrüstungsgegenstände zwar auf dem Bildschirm, aber wenn sie im Rucksack verpackt sind, hatte ich bisher nie Probleme.

Gaskartuschen, wenn ich auf der Wandertour kochen sollte, und Nahrungsmittel kaufe ich immer erst am Zielort.

Wie sieht das aus, wenn ich mit so "großem" Gepäck unterwegs bin, dass ich nicht die ganze Ausrüstung im Handgepäck mitnehmen kann?

Ein Beispiel für so eine "spezielle" Wandertour wäre zB eine Wintertour in Kanada/USA.

Teile meiner Ausrüstung gebe ich nie im normalen Gepäck auf. Es gibt im Internet genug Berichte von Flugreisenden, wo das aufgegebene Gepäck nicht am Zielflughafen angekommen ist. Oft mussten die geplanten Wandertouren wegen fehlender Ausrüstung verspätet angetreten oder sogar ganz abgesagt werden.

Ich verfahre anders. Große und sperrige Ausrüstungsgegenstände schicke ich rechtzeitig mit der Post an ein Hotel am Zielort oder zu einer Adresse von Bekannten (, wenn es die am Zielort geben sollte). Das wäre sozusagen eine Art MailDrop. MailDrop für Wandertouren lehne ich eigentlich ab. Meine Ausrüstung ist mir aber lieber, so dass ich in einem solchen Fall meine Prinzipien über den Haufen werfe. Die Ankunft meiner "vorausgeschickten" Ausrüstung lasse ich mir bestätigen. Erst dann trete ich mit "normalem" Handgepäck die Flugreise an den Zielort an.

Für die Rückreise führe ich das ebenso durch. 

F16) April 2023Wanderer und freilaufende Hunde - Eine unendliche Geschichte...

Wer im Internet nach Berichten über Probleme zwischen Wanderern und freilaufenden Hunden sucht, wird schnell fündig. 

Mittlerweile ist das eine unendliche Geschichte...

Die Begegnungen zwischen Wanderern und freilaufenden Hunden lassen sich nicht vermeiden. Wenn sich alle Hundebesitzer an den Leinenzwang halten würden, der fast zu jeder Jahreszeit und in fast jeder Situation gilt, dann wären diese Begegnungen überhaupt kein Problem. Als ehemaliger Hundebesitzer kann ich verstehen, wenn Hunde auch mal von der Leine gelassen werden müssen. Aber es gibt diesen speziellen Typ Hundebesitzer, die sich um ihre wandernden Mitmenschen keine Gedanken machen und ihre Hunde frei herumlaufen lassen. Nähert man sich solchen Hunden, dann gibt es diesen Standardsatz, den jeder Hundebesitzer drauf hat. 

"Der Hund macht nichts, der ist vollkommen harmlos".

Viele Hundebesitzer können sich nicht in die Situation eines Wanderers versetzen, der nicht möchte, dass freilaufende Hunde an dem Wanderer neugierig "herumschnüffeln". Selbst wirklich harmlose Hunde können durch eine ängstliche Reaktion eines Wanderers erschreckt reagieren und eine Verteidigungshaltung einnehmen. Diese Verteidungshaltung führt dann oft zu einem Beißreflex, den die überraschten Hundebesitzer mit einem weiteren Standardsatz quittieren.

"Das hat er noch nie gemacht. Sie hätten ruhig stehen bleiben und ihn streicheln müssen".

Gehts noch!

Warum soll ich als Wanderer einen fremden Hund an mich ranlassen und ihn sogar streicheln?

Solche oder ähnliche Situationen erlebte ich auf meinen Wandertouren schon häufig. Wenn ich dann die Hundebesitzer zur Rede stelle und mit ihnen diskutiere, stelle ich oft Unverständnis für meine Situation fest.

Um den beschriebenen Hunde-Problemen aus dem Weg zu gehen, bin ich auf Wandertouren generell mit Trekkingstöcken unterwegs (siehe Thema-B1 vom April 2017). Meine Trekkingstöcke besitzen Fin Vario-Spitzen (siehe MYOG-Projekt C11 - Leki-Trekkingstöcke mit Fin Vario-Spitzen nachrüsten). Werden freilaufende Hunde von ihren Besitzern nicht rechtzeitig an die Leine genommen, halte ich meine beiden Trekkingstöcke mit den Spitzen leicht nach unten geneigt vor meinen Körper. Auf mich zulaufende Hunde halten dann vor den Trekkingstock-Spitzen an. Dabei versuche ich die Trekkingstock-Spitzen immer in Kopfhöhe zu platzieren. Hunde merken instinktiv, dass da eine Gefahr lauert. Nach einer kurzen Musterung der "Trekkingstock-Sperre" versuchen die Hunde diese zu umgehen. Was aber bisher noch keinem Hund gelungen ist.

So geschützt, habe ich mich schon einmal minutenlang um meine eigene Achse gedreht, immer die Trekkingstock-Spitzen zwischen mich und den Hund haltend, bis der Hundebesitzer den aggressiven Hund an die Leine nahm. Den anschließenden Disput kann sich sicherlich jeder vorstellen. 

Diese Vorgehensweise funktioniert auch mit großen Hunden. Stechen musste ich einen Hund noch nie.

Als ehemaliger Hundebesitzer kann ich einschätzen, ob ein freilaufender Hund aggressiv oder nur neugierig ist. Aber trotzdem will ich nicht, dass ein neugieriger und harmloser Hund in meine unmittelbare Nähe kommt.

Mit Hundebissen ist nicht zu spaßen. Bei einem Biss muss man unbedingt sofort einen Arzt aufsuchen.

Vor Wölfen habe ich keine Angst. Sie meiden Menschen. Auf Wanderwegen machen meine Trekkingstöcke ordentlich Krach. Ich bin also schon von weitem zu hören. Wölfe können rechtzeitig reagieren und sich zurückziehen. 

Mit Herdenschutzhunden (zB Kangals usw), wie sie in Ost- und Südeuropa üblich sind, hatte ich noch keinen Kontakt. Bei Gelegenheit werde ich diesen Aspekt des Themas mit meinen Erfahrungen in einem Nachtrag aktualisieren.

Manchmal denke ich auch wieder über die Verwendung von Pfefferspray nach. Aber da tun mir die Hunde leid. Sie können ja nichts für ihre unvernünftigen Besitzer.
 
F17) November 2023: Hygiene auf Wandertouren - Was benutzen "Zahnbürstenabsäger"?
 
Auch auf Wandertouren ist die Hygiene dem UL-Gedanken unterworfen.

Ultraleicht-Wanderer werden ja von anderen Wanderern gerne spöttisch als "Zahnbürstenabsäger" bezeichnet. Das ist jetzt kein Spaß, sondern das ist tatsächlich so. Auch ich säge den Griff der Zahnbürste zur Hälfte ab, wenn ich nur eine "normale" Zahnbürste besitze. Mittlerweile gibt es aber "spezielle" Zahnbürsten, wo der Griff zusammensteckbar ist. Kann ich eine solche Zahnbürste erwerben, bleibt die eine Hälfte des Griffs zuhause.

Ich zähle einfach mal auf, was in meinem Hygiene-Beutel (MYOG-Beutel aus DCF-Resten) alles so drin ist:

     (1) kurze Zahnbürste
     (2) Zahnpasta (2 kleine Probierpackungen aus dem Drogeriemarkt)
     (3) Duschgel (Sebamed, kleine Probierpackung aus dem Drogeriemarkt)
     (4) Körperlotion (Sebamed, kleine Probierpackung aus dem Drogeriemarkt)
     (5) Wegwerf-Nassrasierer mit einer Klinge

Alle Artikel sind sicherlich selbsterklärend.

Mein kleines Handtuch (30 cm x 100 cm) besteht aus einem synthetischen schnelltrocknenden Material, das im Außennetz des Rucksacks verstaut ist. Nach einem Gebrauch wird es zum Trocknen mit einer elastischen Kordelschnur und mit einem Kordelstopper außen am Rucksack befestigt.

In der Beintasche meiner Zipperhose stecken in einem kleinen flachen Plastik-Behälter einige Zahnstocker und Zahnseide-Sticks zur schnellen Zahnreinigung.

Vor einigen Jahren hatte ich noch einen kleinen Kamm in der Hosentasche. Den Kamm habe ich aus Gewichtsgründen wegrationalisiert. Vor jeder längeren Wandertour lasse ich mir die Haare ziemlich kurz schneiden (<= 10 mm?), so dass ich meinen Scheitel mit den Händen richten kann.

In Fragen/Themen D3 (Werkzeuge - Was benutze ich auf meinen Wandertouren?) erwähnte ich, dass zu den "kleinen" Werkzeugen auch eine Nagelschere und eine Nagelfeile gehört. Diese beiden "Werkzeuge" können sicherlich auch zu den hygienischen Artikeln gerechnet werden.

Das ist schon alles, mehr gibt es nicht und mehr benötige ich auch nicht.


F18) November 2023: Wie dokumentiere ich meine Wandertouren? 

Die Initialzündung für meine Wanderlust erfolgte im Februar 2013. Ab diesem Zeitpunkt absolvierte ich Tages- und Mehrtageswanderungen mit Übernachtungen in Unterkünften (Pensionen, Hotels und Ferienwohnugen) und später dann auch im Zelt.

Vor meiner ersten Langstreckenwanderung im Juli 2017, dem Olavsweg in Norwegen, suchte ich im Internet intensiv nach Informationen über diese Wandertour. Schließlich fand ich alles, was ich suchte. Ausführlich las ich viele Reiseberichte über den Olavsweg. Ich freute mich über die Wanderer, die ihre Erlebnisse im Internet mit anderen Wanderern teilten. Aber schon zu dieser Zeit fiel mir in den Reiseberichten ein besonderer Umstand auf. Die Reiseberichte waren sehr oft im "Prosa-Stil" verfasst. Damit meine ich, dass "technische" Informationen sehr kurz abgehandelt worden oder sogar ganz fehlten. Manche Reiseberichte sind wahre Kunstwerke, was den Schreibstil anbelangt. Aber als Anfänger im Bereich des Langstreckenwanderns suchte ich nach "technischen" Informationen, wie

     -Wo muss ich langlaufen?
     -Wo/wie kann ich mich mit Lebensmitteln versorgen?
     -Wo/wie kann ich übernachten?
     -usw

Diese Informationen waren nur schwer zu finden, selten gebündelt in einem Bericht. Daher musste ich das Internet intensiv durchsuchen. Das war oft mit einem großen Zeitaufwand verbunden.

Weil die von mir gewünschten Informationen nicht einfach zu finden waren, dachte ich lange über dieses Problem nach. Irgendwann beschloss ich einen eigenen Wander-Blog aufzusetzen. In diesem Blog sollten all die "technischen" Informationen in möglichst konzentrierter Form enthalten sein, die ich so mühsam suchen musste. Natürlich wollte ich auch Berichte über meine Wandertouren schreiben.

So kristallisierten sich mit den Jahren drei Dokumentationsarten heraus, wie ich sie aktuell verwende:

     (1) Tagebuch (seit Juli 2017, vor dem Olavsweg)
     (2) Blog (seit April 2018, nach dem Jakobsweg Via de la Plata, Teil 1)
     (3) Facebook (seit Juni 2018, nach der Ostdt. Mittelgebirgstour)

(1) Tagebuch

Das "handgeschriebene" Tagebuch ist immer noch eine meiner besten Möglichkeiten Wandertouren zu dokumentieren. Dafür benötige ich nur ein Tagebuch, einen Druckbleistift, einen Radiergummi und einige Ersatzminen.
 
Bild 1: Mein Tagebuch

Das Tagebuch ist ein kleines unliniertes/nicht kariertes Buch im A6-Format mit knapp 200 Blättern.

Auf Wandertouren dokumentiere ich dann jeden Abend den vergangenen Wandertag. Für jeden Wandertag muss eine Seite reichen. Dadurch bin ich gezwungen den Wandertag mit den wichtigsten Informationen auf einer A6-Seite unterzubringen. Hauptsächlich notiere ich "technische" Informationen, wie

     -Nr. des aktuellen Wandertages
     -Tagesziel (Ort, Landschaft usw)
     -Tageskilometer
     -Wochentag
     -Datum
     -Startzeit
     -Endezeit
     -Gesamtzeit (= Endezeit - Startzeit) in Stunden
     -Wetter (kurze Notizen)
     -Art des Wetters (Sonnen-, Regen- oder bedeckter Tag)
     -Art der Unterkunft (Zelt, Tarp usw)
     -Status (Zahl von 1-10, Bewertung des gesundheitlichen Zustands mit kurzen Notizen)
     -Stichpunkte zu Besonderheiten des Tages (Orte, Menschen, Wegbeschaffenheit usw)

Für jede Wandertour gibt es zusätzlich noch eine Übersichtsseite. Diese ist immer die erste Seite einer Wandertour. Dort notiere ich in einer Zeile die wichtigsten "technischen" Informationen, wie

     -Datum
     -Nr. des Wandertages
     -Seite im Tagebuch
     -Tagesziel (Ort, Landschaft usw)
     -Kürzel für Übernachtungsart (Ta = Tarp, Sh = Shelter/Schutzhütte usw)
     -Zahl von 1 bis 10 für gesundheitlichen Zustand während des Wandertages
     -Tageskilometer
     -Summe der Tageskilometer
     -Abweichung vom geplanten Tagesdurchschnitt als positive/negative Zahl

Zu jeder Wandertour gibt es noch eine ganz spezielle zusätzliche Seite. Diese Seite trägt die lapidare Überschrift "wichtige Sachen". Dort notiere ich alles, wenn es Probleme mit meiner Ausrüstung gibt, die ich unterwegs nicht beheben kann bzw. wo Veränderungen angebracht wären. Kurz, alle Ideen und Gedanken, die es wert sind nicht in Vergessenheit zu geraten, finden dort ihren Niederschlag. Nach einer Wandertour werte ich zuerst diese Seite aus und suche nach Verbesserungspotential für meine Ausrüstung bzw. nach der Lösung des beschriebenen Problems.

Berichte schreibe ich meistens nicht gleich nach einer Wandertour. Vielmehr lasse ich die Wandertour erstmal "sacken". Das dauert dann teilweise mehrere Monate. Aber durch die Eintragungen im Tagebuch kann ich einen speziellen Wandertag sehr genau in meinem Kopf noch nach Monaten nachvollziehen. Das hilft ungemein beim Schreiben eines Berichts.

(2) Blog

Im Frühjahr 2018 habe ich mich dann entschlossen meine in den Jahren zuvor gesammelten Wandererfahrungen im Internet zu präsentieren. Damit möchte ich etwas an die Internet-Gemeinschaft zurückgeben, von der ich in all meinen Wanderjahren so profitiert habe.

Von Anfang an war aber klar, dass mein Blog genau die "technischen" Informationen in konzentrierter Form enthalten sollte, die ich im Internet so intensiv suchte.

Auch meine Berichte über Wandertouren sind mehr von "technischen" Informationen geprägt.

(3) Facebook

Mein Tagebuch kann nur ich lesen. Die Berichte im Blog können erst gelesen werden, wenn sie von mir geschrieben worden. Manchmal dauert das aber mehrere Monate, bis ein Bericht im Blog erscheint.

Einige Leser meines Blogs meinten, dass auch Tagesberichte, kombiniert mit einigen Bildern, auf den Wandertouren nicht schlecht wären. So bin ich auf die Idee gekommen, Tagesberichte von meinen Wandertouren in Facebook zu veröffentlichen. So kann jeder lesen, wo ich mich ungefähr befinde und was ich so tagsüber treibe. Die Tagesberichte sind aber vom Empfang an meinem Übernachtungsplatz abhängig, der aber nicht immer gewährleistet ist. Zusätzlich kommt hinzu, dass ich diese Tagesberichte auf der "fummligen" Tastatur meines kleinen Smartphones schreiben muss. Nach einem anstrengenden Wandertag ist das nicht immer einfach.

F19) November 2023: Kochen - Warum koche ich wieder auf meinen Wandertouren? 
 
Im Dezember 2021 habe ich in Fragen/Themen F5 (Kochen - Warum koche ich nicht auf meinen Wandertouren) ausführlich dargelegt, warum ich auf meinen Wandertouren nicht koche. Die Hauptgründe waren

     -das zusätzliche Gewicht für die Kochausrüstung und
     -die ewige "Jagd" nach geeignetem "Brenstoffmaterial" (Gaskartuschen, Spiritus usw.)

Erschwert wurde die ganze Angelegenheit durch die unterschiedlichsten Kochsysteme, die es auf dem Outdoor-Markt gab. Jeder Hersteller hatte sein eigenes System, die in den seltensten Fällen untereinander kompatibel waren.

Aber in den letzten Jahren hat sich auf meinen Wandertouren herausgestellt, dass ich tagsüber gern Kaffee trinken würde. Um das auf der Suche nach einem Bäckerladen zu bewerkstelligen, habe ich teilweise große Umwege auf meinen Tagesetappen in Kauf genommen. Zusätzlich kosteten diese Umwege enorm viel Zeit, die ich lieber auf dem Trail zugebracht hätte. Nach jeder längeren Wandertour dachte ich über dieses Problem nach.

Jetzt habe ich mich zu einer Lösung entschlossen, die ein neues Thema rechtfertigt. Als Nachtrag zum oben genannten Fragen/Themen F5 will ich es nicht formulieren.

Auf den nächsten Wandertouren werde ich wieder kochen. 
 
Vorerst nur Kaffee oder Tee.

Eine neue Kochausrüstung muss ich nicht kaufen. Die ist vorhanden. Wenn ich mit meiner Familie oder Freunden unterwegs war, kam die Kochausrüstung sehr oft zum Einsatz.

Jetzt optimierte ich die Kochausrüstung etwas. Wichtig war mir dabei die Einfachheit. Als Brennstoffmaterial setze ich vorerst auf Brennspiritus und Trockenbrennstoff in Tablettenform. Brennspiritus gibt es überall in der Welt, denke ich. Und mit den Trockenbrennstoff kann ich auch mal im Notfall ein kleines Holzfeuer anzünden, wenn es extrem kalt sein sollte.

Das nachfolgende Bild zeigt mein Kochsystem.
 
Bild 1: Kochsystem

Aus folgenden Komponenten besteht mein Kochsystem:

     (1)  runder Einsatz für Windschutz
     (2)  Windschutz
     (3)  Aufbewahrungsflasche für Brennspiritus (300 ml)
     (4)  Kochtopf (Titan)
     (5)  Auflagekreuz für Kochtopf
     (6)  Feuerzeug
     (7)  Streichhölzer
     (8)  Spiritusbrenner von Esbit
     (9)  Trinktasse (Titan)
     (10) kleine Blechdose
     (11) Trockenbrennstoff (siehe Bild 3)
     (12) Carbon-Filz (siehe Bild 3)


Das im Bild 1 gezeigte Kochsystem erlaubt mir mehrere Kombinationsmöglichkeiten.

Bild 2: Kochsystem mit Spiritusbrenner von Esbit

Die hauptsächliche Nutzung wird das Kochsystem mit dem (8) Spiritusbrenner von Esbit sein. Der Spiritusbrenner sitzt bei der Nutzung in den Schlitzen des (2) Windschutzes und berührt dabei nicht den Boden. Zur Sicherheit kann noch der (1) runde Einsatz für den Windschutz unter den Spiritusbrenner gelegt werden.
 
Bild 3: Trockenbrennstoff und Carbon-Filz

Eine weitere Nutzungsmöglichkeit des Kochsystems ist eine (10) kleine Blechdose mit einem schwarzen (12) Carbon-Filz.
 
Bild 4: Kochsystem mit Blechdose und Carbon-Filz

Bei der Benutzung wird der Carbon-Filz mit Brennspiritus aus der (3) Aufbewahrungsflasche getränkt und angezündet. Wird der Brenner nicht mehr benutzt, obwohl noch Brennspiritus im (12) Carbon-Filz enthalten sein könnte, wird mit dem Deckel der Blechdose einfach die Luftzufuhr unterbrochen. Der Brenner geht dann aus. Durch den Deckel wird die Blechdose luftdicht verschlossen. Der Brennspiritus kann nicht verdunsten und auch nicht auslaufen.
 
Bild 5: Kochsystem mit Trockenbrennstoff

Dieses Kochsystem ist noch einfacher. Auf den (1) runden Einsatz für den Windschutz, der in den Schlitzen des (2) Windschutzes sitzt, wird einfach eine (11) Trockenbrennstoff-Tablette gelegt und angezündet.

Die letzte mögliche Nutzung des Kochsystem ist ein kleines Holzfeuer mit einer Trockenbrennstoff-Tablette. An kühlen Abenden im Camp kann ich mir das sehr gut vorstellen.

Auf meinen nächsten Wandertouren werde ich die unterschiedlichen Kochsysteme sehr genau testen.
 
Nachtrag (Dezember 2023): Gerade wieder eingeführt und noch nicht einmal benutzt, gibt es kurze Zeit später gleich eine kleine Änderung am Kochsystem mit Blechdose und Carbon-Filz (siehe Bild 4).
 
Das im Bild 4 vorgestellte Kochsystem mit Blechdose und Carbon-Filz wird etwas modifiziert.
 
Bild 6: Kochsystem mit Blechdose und modifiziertem Carbon-Filz
 
Das Carbon-Filz besteht nicht mehr aus 3 Stücken Carbon-Filz, die einfach in die Blechdose gelegt werden. Jetzt wird der Carbon-Filz in 2 cm-Streifen (Höhe der Blechdose) geschnitten und fest zusammengerollt in die Blechdose gepresst. 
 

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